RLB NÖ-Wien auf Kurs: Ergebnis 2009 verdoppelt

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Die Raiffeisen-Holding NÖ-Wien mit ihren 720 Beteiligungen, 163.500 Mitarbeitern und 3.900 Standorten ist unbeschadet durch das Krisenjahr 2009 gesegelt und will nun wieder an Fahrtempo zulegen. Nach einer Verdopplung des Konzernergebnisses 2009 auf 210 Mio. Euro hat sich Generaldirektor Erwin Hameseder für heuer das Ziel gesetzt, das Ergebnis um 15 % auf 240 Mio. Euro weiter zu verbessern. Bis auf die Medien-Tochter Medicur haben alle Geschäftsfelder das Jahr 2009 mit Ergebnissteigerungen abgeschlossen.

"Das Giebelkreuz ist ein Gütesiegel für verantwortungsvolles Wirtschaften", sagte Hameseder. Nach dem Motto "vorausschauen statt nachschauen" habe man rechtzeitig auf die Kosten geachtet und die Prozesse optimiert. "Damit sind wir jetzt fit für die Zukunft", so der Holding-Chef bei der Bilanzpressekonferenz. Sowohl das Banken- als auch die Industrie- und Dienstleistungsbeteiligungen würden heuer von der Stabilisierung der Weltwirtschaft profitieren. Bei den Medienbeteiligungen werde mit einer vorsichtig positiven Entwicklung gerechnet.

"Wir handeln antizyklisch. Wir investieren ganz bewusst auch in wirtschaftlich bewegten Zeiten", sagte der Manager. Nach Investitionen von 221 Mio. Euro im Vorjahr (vor allem in die landwirtschaftliche Verarbeitung und in Immobilien) sei für heuer ein Investment von 250 bis 300 Mio. Euro in der Holding vorgesehen. Die gesamte Raiffeisen-Gruppe werde wie im Vorjahr etwa 900 Mio. Euro an Investitionen tätigen.

Dass die Raiffeisen-Holding gut aufgestellt ist, zeigt auch die Entwicklung des Eigenkapitals, das 2009 erstmals die Grenze von 3 Mrd. Euro überschritten hat. Die Eigenkapitalquote liege bei 15 %, die Kernkapitalquote bei 10,5 %, was es der Holding auch weiterhin ermögliche, "den Wachstumskurs der Töchter" zu unterstützen. Man wolle auch weiterhin - trotz wirtschaftlich schwieriger Zeiten - "kaufen und nicht verkaufen" sowie vor allem in den CEE-Ländern "Partner" bleiben. Die Raiffeisen-Holding erwirtschaftet 70 % des Umsatzes im Ausland. Die Konzern-Bilanzsumme ist im Jahresvergleich um 14 % auf 33,6 Mrd. Euro gestiegen.

Die Raiffeisen-Holding ist eine Beteiligungsgruppe mit den sechs Kerngeschäftsfeldern Bankgeschäft, Industrie (Nahrungsmittel und Bau), Dienstleistungen, Medien, Immobilien und Erneuerbare Energie. Die bekanntesten Nichtfinanzfirmen sind Strabag, Agrana, Leipnik Lundenburger, NÖM, Sat1-Österreich, Kurier und die ORF-Tochter ORS. Die Umsätze der in der Holding gehaltenen Industrie- und Dienstleistungsunternehmen blieben 2009 mit 21 Mrd. Euro stabil. Damit besitzen die Giebelkreuzer einen der führenden Wirtschaftskonglomerate Österreichs - nur die staatliche Industrieholding ÖIAG ist noch größer.

An Zukäufen sei derzeit nichts spruchreif, sagte Hameseder. Im 3. oder 4. Quartal könnte es "zu der einen oder anderen Arrondierung" kommen, beispielsweise wenn sich ein Partner aus einem Unternehmen zurückziehen wolle, gab sich der Holding-Chef noch bedeckt. Grundsätzlich wolle man aber in der Holding "in die Tiefe gehen und nicht in die Breite".

2010 Stabilisierung bei Medien erwartet

Im 2009 von der Konjunkturkrise stark in Mitleidenschaft gezogenen Medienbereich hofft Hameseder heuer wieder auf eine "Stabilisierung" der Geschäfte. Medienunternehmen seien die ersten, die einen Konjunktureinbruch zu spüren bekommen, was sich bei Raiffeisen in Umsatzrückgängen zwischen 30 und 35 % niedergeschlagen habe.

Besonders stark getroffen habe es im Vorjahr das Außenwerbe-Unternehmen Epamedia mit einem "dramatischen Umsatzeinbruch". Mitte 2010 sollte wieder eine Entspannung bzw. eine Stabilisierung der Ergebnisse eintreten. Ein Kostenreduktionsprogramm sowie die Neubesetzung wesentlicher Managementpositionen sollen dabei helfen. Durch eine Eigenkapitalzufuhr sei die Finanzstruktur verbessert worden.

Die Medienbeteiligungs-Holding der Raiffeisen-Holding, Medicur, habe ein positives Ergebnis von knapp 10 Mio. Euro erwirtschaftet, nach 17 Mio. Euro 2008. Dazu beigetragen haben "Beteiligungen mit guter Entwicklung" wie die ORF-Tochter ORS, KroneHit Radio, Sat1-Österreich oder die Verlagsgruppe News. Auch die Tageszeitung "Kurier", wo es ab Sommer 2010 zu einem Chefredakteurswechsel kommt, habe ein "geringes positives Ergebnis" erwirtschaftet. In Zukunft erwarte man sich hier aber "deutlich mehr", sagte Hameseder.

Die Industriebeteiligungen der Raiffeisen-Holding NÖ-Wien, Agrana, NÖM und Leipnik-Lundenburger, haben 2009 von einer deutlichen Entspannung bei den Rohstoffpreisen profitiert und ihre Umsätze leicht steigern können. Die Nachfrage nach Lebensmitteln sei weiterhin hoch. Zudem haben alle Unternehmen Kostensenkungs- und Effizienzsteigerungsprogramme bereits vor der Krise begonnen, deren Früchte im Vorjahr geerntet werden konnten, sagte Hameseder.

Für die im Mühlen- und Vending-Bereich tätige LLI ist laut Holding-Vorstand Kurt Miesenböck das Jahr 2008/09 erfolgreich verlaufen. Der Umsatz ist aufgrund rückläufiger Mehlpreise zwar gesunken, beim Ergebnis wurde ein neuer Rekord erzielt. Die Vermahlungsmenge sei erneut auf 3,1 Mio. t gestiegen. Im Geschäft mit Kaffeeautomaten (Vending) wurde der Umsatz stabil gehalten. In den kommenden 2 Jahren seien Investitionen von 30 Mio. Euro in die Entwicklung und Anschaffung von Automaten bzw. von 50 Mio. Euro in der Mühlentechnik geplant. In Tschechien und der Slowakei werde derzeit eine eigene Mehlmarke entwickelt. Ein Börsegang sei derzeit kein Thema.

In der Molkerei-Beteiligung NÖM habe man sich 2009 gut behauptet und den Marktanteil in der weißen Palette bei 20 % stabil halten können. Der Umsatz lag bei 345 Mio. Euro, das Ergebnis ist nach einem Effizienzsteigerungsprogramm auf 11,5 Mio. Euro gestiegen. Zu dem im Vorjahr stark gefallenen Erzeugermilchpreis sagte Hameseder, dass man eine weltweite Preisentwicklung nicht stoppen könne. Weder 40 bis 50 Cent je Kilogramm wie 2008, noch 23 Cent wie teilweise im Vorjahr seien der "richtige Milchpreis". Dieser liege seiner Meinung nach bei 33-35 Cent. Der Preis werde aber "weltweit gemacht".

Im Wachstumsfeld Erneuerbare Energie sollen in den nächsten beiden Jahren 100 Mio. Euro an Eigenkapital in Biogasanlagen, Photovoltaik und Windkraft vor allem in Deutschland, Tschechien, der Slowakei, Italien und Polen investiert werden. In Österreich seien die Rahmenbedingungen durch das Ökostromgesetz für Investments derzeit nicht attraktiv.

Der Buchwert der Immobilien der Raiffeisen-Holding ist auf 610 Mio. Euro gestiegen, wobei mehr als die Hälfte der Investments in den Bürobereich fließen. 2010 seien 82 Mio. Euro an neuen Investitionen geplant, vor allem in den Zubau zum Raiffeisenhaus Wien.

Insgesamt wurde der Konsolidierungskreis in der Raiffeisen-Holding 2009 um die Raiffeisen Informatik und die italienische NÖM-Beteiligung Defregger auf 121 vollkonsolidierte und 14 at equity konsolidierte Unternehmen erweitert, berichtete Miesenböck.

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