RLB NÖ-Wien verbessert Ergebnis 2009

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Die Raiffeisenlandesbank Niederösterreich-Wien (RLB NÖ-Wien), die mit Abstand größte Raiffeisenlandesbank, konnte im abgelaufenen Geschäftsjahr 2009 mit einem Konzernergebnis nach Steuern und Minderheiten von 170,9 Mio. Euro "wieder an die Entwicklung vor Finanzmarkt- und Wirtschaftskrise" anschließen, so Generaldirektor Erwin Hameseder.

Im Vorjahr hinterließ die Krise noch tiefe Spuren, der Konzernüberschuss sackte von zuvor 303,6 Mio. auf 29,1 Mio. Euro ab. Aus der bevorstehenden Fusion zwischen RZB und Raiffeisen International (RI) erwartet sich Hameseder - der als Hauptaktionär der RZB die Fusion auch wesentlich mitverantwortet und mitgestaltet - auch bessere Finanzierungsbedingungen für sein Institut, das an der neuen Holding weiterhin mit rund 31 % die qualifizierte Mehrheit halten wird.

Um für die Finanzmärkte die Glaubwürdigkeit der Fusion, die auf der Hauptversammlung im Juli beschlossen werden wird, zu erhöhen, wird es laut Hameseder noch ein drittes Gutachten einer Investmentbank geben. Die Vorteile für die in der Holding zusammengeführten Sektorinstitute lägen vor allem in den Kostenersparnissen, indem vorhandene Doppelgleisigkeiten vermieden werden könnten.

Keine Änderungen an CEE-Engagement

An den direkt gehaltenen Bank-Beteiligungen in Osteuropa werde sich nichts ändern. Die RLB NÖ-Wien ist mit 24 % an der tschechischen Raiffeisenbank, mit 16,23 % an der ungarischen Raiffeisen Bank und mit 12,8 % an der slowakischen Tatra banka beteiligt. Übernahmegefahr für die Holding sieht Hameseder keine, da man mit den anderen Raiffeisen Landesbanken deutlich über 50 % halten werde und eine Abgabe von Anteilen nicht vorstellbar sei.

Durch die Übertragung des gesamten Bankgeschäftes der RZB in die neue RI werde der Anteil der neuen RZB-Holding an der neuen RI von knapp 73 % auf etwa 78 % steigen, der Streubesitz also auf etwa 22 Prozent sinken. Da man anfangs bei RI-Kapitalerhöhungen nicht mitmache, werde sich der Streubesitz wieder erholen. "In einigen Jahren werden wir bei Kapitalmaßnahmen wieder mitziehen", stellte Hameseder in Aussicht.

Das Thema Volksbanken - die ÖVAG sucht einen Partner bzw. überlegt Teilverkäufe - sei aktuell kein Thema. Bis heute habe es diesbezüglich keine Gespräche gegeben. In Griechenland ist die RLB NÖ-Wien derzeit mit 250 Mio. Euro Staatsanleihen engagiert. Diese würden in 22 Tagen fällig und getilgt werden, der Kurs liege bei etwa 100 %. Bei neuen Emissionen will sich Hameseder nicht beteiligen: "Wir spekulieren nicht gegen Währungen und Staaten", so der Generaldirektor.

2010 als "Jahr des Aufbruchs"

Das laufende Geschäftsjahr 2010 sieht Hameseder für sein Institut als "ein Jahr des Aufbruchs". 40.000 neue Kunden sollen gewonnen werden. Damit würde man dem Ziel, bis 2015 1,2 Mio. Kunden zu haben, näher kommen. Die Bilanzsumme soll um rund 8 Prozent zulegen und das Betriebsergebnis deutlich über 230 Mio. Euro liegen. "Unsere Segel sind sicher gesetzt", so Hameseder.

2009 stieg die Bilanzsumme um 15 Prozent auf 31,7 Mrd. Euro, das Betriebsergebnis verbesserte nur leicht um 1,5 Prozent auf 216,7 Mio. Euro. Beim Handelsergebnis wurden mit 23 (-3,3) Mio. Euro wieder schwarze Zahlen geschrieben. Die Entwicklung des RZB-Konzerns schlug sich mit einem um 20 Prozent auf 129,3 Mio. Euro verringerten Ergebnis aus at-equity-bilanzierten Beteiligungen nieder. Die Kreditrisikovorsorgen sind gegenüber 2008 um 20,5 auf 66,1 Mio. Euro gestiegen.

Das Kosten-Ertrags-Verhältnis (Cost-Income-Ratio/CIR) zog leicht auf 44,1 (43,4) % an. Zum Bilanzstichtag wurden 1.256 Mitarbeiter (+1,9 %) in 70 (72) Geschäftsstellen beschäftigt. Die Kernkapitalquote blieb unverändert bei 9,1 %. In der gesamten Raiffeisen-Bankengruppe NÖ-Wien werden 4.848 Mitarbeiter in 627 Geschäftsstellen beschäftigt. Der Marktanteil in der Region wird mit 40 Prozent angegeben. Die Kunden-Einlagen machen 21,6 Mrd. Euro aus, das Kunden-Kredit-Volumen betrug 16,9 Mrd. Euro. Es werden 33,1 Mrd. Euro an Kundengeldern verwaltet.

Keine Freude mit Bankensteuer

Er habe keine Freude mit zusätzlichen Belastungen, sagte Erwin Hameseder zum Thema Bankensteuer. "Es ist aber klar, dass wir einen Beitrag zur Budgetkonsolidierung leisten werden und müssen", es sollte dabei aber auf den internationalen Gleichklang geachtet werden, so Hameseder beim Bilanzpressegespräch.

Faktum sei, dass in Österreich und Europa die Wirtschafts- und Staatsverschuldung zu stabilisieren sei. Es gehe dabei aber nicht nur um die Schulden, sondern auch darum, die Effizienz der Staatsausgaben zu verbessern. Bei der Lösung der Probleme sei "Klassenkampf im alten Stil" nicht gefragt. "So kann man keine erfolgreich Zukunft gestalten", sagte Hameseder.

Das Bankengeschäft werde sich in Zukunft sicher verändern. Auch die Bankenlandschaft in Österreich stehe vor den gravierendsten Verwerfungen in der Zweiten Republik. "Für uns als Regional-Bankengruppe ergeben sich daraus neue Chancen", so Hameseder. Im Zusammenhang mit den geplanten neuen Eigenkapitalvorschriften (Basel III) befürchtet Hameseder, dass diese bereits 2011 mit "unausgegorenen" Regelungen in Kraft treten könnten.

Kritik an Finanzspekulationen

"Spekulationen feiern schon wieder fröhliche Urstände", so der Generaldirektor weiter. Von ihm komme ein "eindeutiges Ja" zu allen nationalen und internationalen Überlegungen und Regelungen, um dies einzufangen. Spekulationen seien wirtschaftlich nicht gesund, führten zu Übertreibungen und Blasenbildungen. Spekulanten sollten deshalb bereits im Vorfeld "ordentlich zur Kassa gebeten werden".

Die RLB NÖ-Wien selbst habe das Risiko im Griff und sei "sicher durch die Vulkanwolke der Krise" geflogen und gelandet. Der Anstieg der Risikokosten stehe im Einklang mit der allgemeinen wirtschaftlichen Entwicklung. "Wir werden uns am Weltcasino und den Großspekulationen nicht beteiligen, sondern auf die Kernregion Wien und die Centropa-Region konzentrieren", sagte Hameseder.

Um das angepeilte Kundenwachstum von 40.000 in diesem Jahr zu erreichen, wird sich die RLB NÖ-Wien verstärkt mit "Ethno-Banking" beschäftigen. Die Zahl der Standorte mit mehrsprachiger Beratung werde heuer von zwei auf sieben ausgebaut, kündigte der stellvertretende Generaldirektor Georg Kraft-Kinz an. Bereits jedes zweite Volksschulkind in Wien habe einen Migrationshintergrund. Die Bank will sich auch verstärkt auf Beratungsleistungen konzentrieren. Die Zahl der Selbstbedienungsfoyers sieht Kraft-Kinz zurückgehen.

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