Im Visier der Spekulanten

Schuldenkrise: Spanien in Schieflage

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Trotz EZB-Käufen muss Spanien fast 7 Prozent Zinsen für Anleihen zahlen.

Spanien und nun auch Frankreich geraten in der Schuldenkrise immer stärker unter Druck. Beide Länder konnten sich am Donnerstag nur zu deutlich höheren Zinsen frisches Geld am Markt besorgen. Spanien musste den Anlegern bei der letzten Auktion vor den Wahlen am Sonntag fast sieben Prozent Rendite bieten und nähert sich damit bedrohlich der Marke, ab der sein Schuldendienst zu teuer wird.

Trotz der Stützungskäufe der EZB geriet mit Spanien die viertgrößte Volkswirtschaft der Schuldenkrise noch tiefer in den Schuldenstrudel. Es musste für eine Staatsanleihe mit Laufzeit bis 2022 den Investoren dafür eine satte Rendite von 6,9 Prozent bieten. Ein solch hohes Niveau hatte es zuletzt lange vor der Einführung des Euro im Jahr 1997 gegeben. Auch das Ausgabevolumen fiel mit 3,563 Mrd. Euro relativ schwach aus. Das Land hatte eine Zielspanne für die Emission von drei bis vier Mrd. Euro angepeilt.

Ministerpräsident Jose Luis Rodriguez Zapatero fordert eine Intervention der Europäischen Union und der Europäischen Zentralbank (EZB). Die EU müsse unverzüglich eine Antwort auf die internationale Krise geben, sagte Zapatero am Donnerstag in Soria (Nordspanien). "Jetzt bedarf es einer europäischen Zentralbank, die auch wirklich ihrem Namen gerecht wird und die gemeinsame Währung verteidigt."

Spanien habe Kompetenzen an den EU-Ministerrat, an die EU-Kommission und die EZB abgegeben. Daher müssten diese Instanzen nun auch reagieren. "Europa muss eine Antwort auf die Krise geben und dafür sorgen, dass die Stabilität zurückkehrt", betonte Zapatero.

Dennoch ist Frankreich noch weit von der kritischen Marke von sieben Prozent entfernt, die als Obergrenze für eine auf Dauer tragfähige Refinanzierung an den Kapitalmärkten gilt. Italien pendelt bereits um diese rote Linie, Spanien kommt ihr bedrohlich nah. In dem südeuropäischen Land stehen die Sozialisten unter ihrem Ministerpräsidenten Jose Luis Rodriguez Zapatero am Sonntag vor der Abwahl.

Spaniens Regierungschef hatte zwar mit einer konsequent betriebenen Reformagenda lange Zeit an den Märkten für Vertrauen in die Schuldentragfähigkeit des Landes gesorgt, doch gerät das Land im Sog der eskalierenden Krise nun wieder verstärkt ins Visier der Investoren. Hinzu kommt die Sorge, dass das von hoher Arbeitslosigkeit geplagte EU-Land womöglich in eine Rezession gerät, die seine Defizitziele in Gefahr bringen könnte. Der voraussichtliche Wahlsieger Mariano Rajoy versichert, Spanien als Regierungschef auf Sparkurs zu halten.
 

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