Rückgang staatl. Förderungen

Solarbranche sieht keine Ende der Krise

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Defizitäre Solarworld vor weiterem Umsatzrückgang: Aleo Solar erneut Verlust.

Die deutsche Solarbranche sieht nach ihrem Horrorjahr 2011 kein Ende der Talfahrt. Der internationale Preiskampf und die Förderkürzungen in Deutschland blieben die Hauptprobleme der Branche, sind sich Solarworld-Chef Frank Asbeck und sein Kollege York zu Putlitz von der Bosch-Tochter Aleo Solar einig. Beide stellen sich für 2012 auf Umsatzeinbußen ein, der Aleo-Chef zudem auf einen weiteren Verlust. Positive Nachrichten für die Firmen gab es am Donnerstag aus Berlin: Wie Reuters erfuhr, soll der im April anstehende Kürzungsschritt bei der Solarstrom-Förderung in einigen Punkten abgemildert werden.

"Für deutsche Unternehmen ohne ausreichende Kapitalausstattung wird es schwer", sagte zu Putlitz am Donnerstag im Reuters-Interview. Aleo sei unter dem Dach von Bosch aber gut geschützt. "Es gibt nichts zu beschönigen", betonte auch Asbeck in Bonn. Es gebe weiter Überkapazitäten, Dumpingpreise von chinesischen Anbietern und eine "unsägliche Diskussion in Deutschland - auch betrieben durch die Energiekonzerne - über das Erneuerbare Energien-Gesetz und die Photovoltaik."

Trotz der unverändert schwierigen Marktbedingungen übte sich Asbeck aber in verhaltenem Optimismus. "Der solare Weltmarkt ist in Ordnung, er wächst beständig." Solarworld werde sich dank seiner globalen Marktpräsenz und seines Bekanntheitsgrades behaupten", ist sich Asbeck sicher. Zudem werde der Konzern an der Kostenschraube drehen und die Produktivität weiter steigern. Ein größerer Personalabbau sei nicht geplant.

Schützenhilfe im Kampf gegen chinesische Billigimporte erwartet Asbeck von der US-Regierung. "Wir erwarten prozentual zweistellige Zölle bei der nächsten US-Entscheidung im Mai." Das werde zu einem faireren Wettbewerb führen. Am Dienstag hatte das US-Handelsministerium Anti-Subventionszölle verhängt, die aber im niedrigen einstelligen Prozentbereich lagen und damit deutlich unter den Erwartungen von Experten. Am 16. Mai soll über Anti-Dumpingzölle entschieden werden.

Der Preisverfall in der Solarindustrie hat Solarworld 2011 einen hohen Verlust eingebrockt, den ersten seit acht Jahren. Bei einem Umsatzrückgang auf rund eine (Vorjahr: 1,3) Mrd. Euro fiel netto ein Minus von knapp 300 Mio. Euro an nach einem Gewinn von 87,3 Mio. Euro in 2010.

2012 sollen aber zumindest operativ wieder schwarze Zahlen geschrieben werden. Konkret wurde Asbeck aber nicht. "Das wäre bei den widrigen Umständen nicht seriös". Im Vorjahr war ein Minus von 233,2 Mio. Euro angefallen - vor allem aufgrund von Abschreibungen auf zwei geschlossene Werke in den USA und Deutschland. Bereinigt lag das Ebit mit 30 Mio. Euro im Plus.

Aleo-Chef zu Putlitz kündigte für 2012 bei einem Umsatzrückgang um rund 20 Mio. auf 440 Mio. Euro weitere Verluste an. Im Vorjahr ist der operative Verlust bei 30,5 Mio. Euro gelegen.

Im Ringen um die Solarförderung erzielten Bund und Unionsländer inzwischen eine weitgehende Verständigung: Die Kürzungen würden an einigen Punkten entschärft, berichteten Teilnehmer des Bund-Ländertreffens. So soll nun doch bei größeren Solaranlagen der komplette Strom zu den höheren Fördersätzen abgenommen werden und nicht nur zu 90 Prozent, erfuhr Reuters aus den Reihen der Teilnehmer.

Zudem sollen die Investoren auch bei den Kürzungsterminen mehr Luft erhalten: Die beschlossene Kappung zwischen 20 und nahezu 40 Prozent soll zwar generell weiter ab 1. April greifen. Wer aber bereits vor dem 1. März eine Anschlusszusage des Netzbetreibers hatte, kann auch noch nach dem Stichtag zu alten Fördersätzen seinen Strom einspeisen.

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