Die Effizienz der Regierung brach von Platz 10 auf Platz 27 ein.
Die Unmutsäußerungen aus der Wirtschaft über die politische Lage in Österreich reißen nicht ab. "So geht es nicht weiter" sagte der Präsident der Industriellenvereinigung, Veit Sorger, am Dienstagabend vor Journalisten. Die Industriellen seien "bereit zu investieren, unser Vermögen einzusetzen", aber es müsse eine "Balance" geben. "Wir wollen uns nicht jeden Tag beschimpfen lassen, dass wir Abzocker sind und Steuergeschenke erhalten". Die SPÖ wehrt sich gegen die Kritik.
Abgerutscht
Sorger verwies auf den World Competitiveness Report des Schweizer Instituts IMD, wo jährlich die Qualität von 59 Staaten als Wirtschaftsstandort verglichen wird. Österreich sei zwischen 2010 und 2011 von Rang 14 auf 18 zurückgefallen. 2007 sei Österreich sogar noch auf Platz 11 gelegen. Das seien "dramatische Einbußen". Bezüglich Effizienz der Regierung habe es unter der Großen Koalition in vier Jahren einen Absturz von Rang 10 auf 27 gegeben. "So schnell kann es gehen" vermerkt Sorger. Die Effizienz der Unternehmen stehe hingegen auf Platz 20. Die Industrie sei nicht Schuldige, sondern Leidtragende.
Auch in einem Vergleich der dänischen Industriellenvereinigung liege Österreich als vierzehnter unter 33 Staaten nur im Mittelfeld. Bei Kosten und Besteuerung sowie bei Unternehmen und Unternehmertum kommt Österreich in der dänischen Berechnung auf Platz 22, bei Wissen und Kompetenz auf 15. Pluspunkt ist vor allem Internationalisierung und Offenheit (Platz 6).
In Österreich, wo nur 2,5 Prozent der erwerbsfähigen Bevölkerung ein Unternehmen starten, dauere es 28 Tage, ein Unternehmen zu gründen. Das sei die viertlängste Zeit unter den untersuchten Staaten. Risikokapital sei schwer zu finden, der Stundenlohn in der Sachgütererzeugung der vierthöchste, die Steuer- und Abgabenbelastung die sechsthöchste. Außerdem habe man in Österreich die vierthöchste Abgabenbelastung der Löhne - und die zweithöchsten Stromabgaben für die Industrie.
Jährlicher Vergleich
Der "World Competitiveness Report" des Lausanner Instituts für Management-Entwicklung (IMD) gibt einen jährlichen Vergleich der Staaten als Wirtschaftsstandort. Das Ranking unterliegt allerdings starken Schwankungen. So lag Österreich auch 2005 auf Platz 17, 2004 war es noch Platz 13 gewesen. Die beste Positionierung kam 2007 mit Rang 11, 2009 lag Österreich auf Rang 16, 2010 dann auf 14.
SPÖ wehrt sich gegen Kritik
Die SPÖ weist die Kritik vehement zurück und holt zum Gegenangriff aus. Wenn Veit Sorger meine, er "sei bereit zu investieren, und sein Vermögen einzusetzen", sei im Zusammenhang mit seiner Beteiligung am "dubiosen Hypo-Zwischendeal um die Berlin-Gruppe mit einem Gewinn zwischen 300.000 und 700.000 Euro binnen weniger Monate" einmal mehr sein Rücktritt als Aufsichtsratschef der FIMBAG (Finanzmarktbeteiligung AG des Bundes, Anm.) zu fordern, so SP-Bundesgeschäftsführer Günther Kräuter.