Tipps gegen die Informationsflut aus dem Netz

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Ein Mail zu bekommen, sorgt im besten Fall für ein angenehmes Gefühl. Sind es aber 30 Mails am Morgen, oder vermeldet der Laptop im Minutentakt den Eingang einer Nachricht, geht vielen neben dem Überblick auch die Aufmerksamkeit verloren. Stress ist die Folge davon. Doch die Info-Flut nicht nur aus dem Mail-Fach, sondern aus dem Netz überhaupt, lässt sich bewältigen.

Was heißt das? Nicht jeder Newsletter muss gleich gelesen, nicht jede Mail sofort beantwortet werden, sagt der Psychologe Michael Ziegelmayer. Sinnvoll sei, Ordner anzulegen, in die eingehende Mails nach Dringlichkeit sortiert werden - um sie später gebündelt durchsehen.

Überfordert

Häufig ist gerade der überfordert, der jede Neuigkeit aus dem Netz mitbekommen will. Aufgrund der großen Informationsmenge sei das aber gar nicht möglich, sagt Ziegelmayer - und rät zu Gelassenheit. Konzentrierte Aufmerksamkeit sei eng begrenzt: Nur etwa ein Fünftel der am Monitor verfolgten Inhalte erreichen das Bewusstsein.

Auch Prof. Sabine Trepte betont: Alles potenziell Interessante konzentriert zu lesen, das geht nicht. Oft reiche es sowieso, einiges nur zu überfliegen. "Das ist Teil des Selektionsprozesses", sagt die Medienpsychologin von der Hamburg Media School. Es gehe darum, ein bestimmtes Info-Spektrum auswählen - "ähnlich wie beim Fernsehen".

Entscheidend ist, zu wissen, welches Ziel man verfolgt, so Trepte. Kommt es einem Anwender vor allem auf politische Hintergrundinfos an, fahre er in der Regel gut, wenn er sich auf zwei, drei ausgewählte Portale beschränkt. Wer sich über das allgemeine Weltgeschehen auf dem Laufenden halten will, kann sogar nur eine Quelle nutzen.

Grenzen setzen

Was aber tun Nutzer, die sich an ihren RSS-Feed-Reader gewöhnt haben - oder auch an einen Dienst wie Google News Alert, der per Mail in Echtzeit über Updates auf News-Seiten informiert? Sie widmen sich laut Trepte am besten zu festen Zeiten konzentriert den Inhalten.

Heiko Sill von der Agentur Intelligenz System Transfer (IST) in Potsdam findet zeitliche Grenzen nicht so hilfreich wie inhaltliche. Wer festlegt, nur dreimal am Tag Mails zu lesen, setze sich stark unter Druck. Klar ist laut dem Diplom-Psychologen aber: Wer jedem Link folgt, ist schnell abgelenkt - und das heißt Stress.

Ein noch stärkerer Stressfaktor sei das Gefühl, die Kontrolle über die eingehenden Infos zu verlieren. Daher gilt: "Nutzer sollten sich die Frage stellen, welche Information aus dem Internet sie tatsächlich benötigen und wie abhängig sie sich davon machen", rät Ziegelmayer. Bei Licht betrachtet, sei vieles verzichtbar.

Störenfriede   

Das gilt für Newsletter, die oft verschickt werden, nachdem man sich bei einem Web-Kauf registriert hat. Störenfriede sind außerdem Mail-Benachrichtigungen aus Netzwerken wie Facebook oder StudiVZ. In Menüpunkten wie "Privatsphäre" oder "Allgemeine Einstellungen" lassen sie sich abschalten.

Außerdem sollten Nutzer überlegen, wie oft sie oder ob sie überhaupt über Instant Messenger erreichbar sein wollen, rät Sill. Und ist die sogenannte Push-Funktion bei E-Mails wirklich nötig? Im Büro wird die Antwort oft "ja" sein, zu Hause nicht unbedingt. "Die Informationen verfolgen einen nicht, man fühlt sich höchstens verfolgt."

Auch den Hinweiston für neue Nachrichten abzustellen, sei ratsam. Praktisch kann laut Sill ein Filter im Mail-Fach sein, der nur Mails von selbst gewählten Absendern sofort zulässt. "Höchstleistung durch Hemmung", nennt der Psychologe das Prinzip: "Je mehr man ausblendet, desto mehr kognitive Fähigkeiten bleiben für eigentlich Wichtiges."

Nicht kopflos klicken

Zu viele Infos aus dem Netz können auch den Computer gefährden. Newsletter und auch RSS-Feeds seien zwar grundsätzlich sicher, sagt Markus Linnemann vom Institut für Intersicherheit (ifis) der FH Gelsenkirchen. Doch wird der Posteingang unübersichtlich, laufen Nutzer Gefahr, den Inhalt nur zu überfliegen und unbekannten Links zu folgen, was Phishing-Attacken begünstigen kann. "Vor jedem Klick sollte deshalb geprüft werden, wohin er führt."

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