Zeit staatsgarantierter Anleihen "vorüber"

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Knapp über 30 Mrd. Euro wurden 2009 an staatsgarantierten österreichischen Bankenanleihen emittiert, für 2010 erwartet RZB-Treasury-Vorstand Patrick Butler einen Bruchteil davon. "Sicher weit unter 10 Mrd." Grund: 2009 hätten sich die Banken mit Staatsgarantieanleihen warm angezogen.

Und Großbanken wie Erste Group oder RZB könnten jetzt wieder ohne Staatsgarantie emittieren, sagte Butler am 16. März vor Journalisten in Wien. Bei den Banken stünden auch 2011 Tilgungen an, diese müssten aber "sicher nicht eins zu eins" ersetzt werden. Und bei starken Häusern schon gar nicht mit Hilfe von Staatsgarantien, wie Butler meint.

Im Vorfeld der neuen Basel-III-Eigenkapitalerfordernisse spiele Fremdkapital noch immer eine wichtige Rolle für die Finanzinstitute. Butler erwartet aber auch Eigenkapitalemissionen. "Man wird auch bei Banken relativ oft SPO (Secondary Public Offerings) sehen", prognostziert der RZB-Vorstand. Einen akuten Kapitalbedarf bei der in Fusionsvorbereitungen steckenden RZB/Raiffeisen International sieht Butler nicht.

Kapitalknappheit an den Börsen

Wenn mit Blick aufs Kreditgeschäft und neue Eigenkapitalregeln alle Banken international mehr Kapital beschaffen möchten, könnte es eng werden an den Börsen, bestätigte der Manager. Wer also Kapital brauche, sollte sich nicht allzu viel Zeit lassen. In den nächsten Monaten sieht er die Börsen aber in einer Korrekturphase. Besser werden sollte es ab Herbst.

"Hochinteressant" für Banken, aber noch in den Kinderschuhen ist für Butler das von Lloyds in Großbritannien im Spätherbst erstmals praktizierte und nun von der Rabobank adaptiert übernommene Modell einer hochverzinsten Anleihe ("Contingent Notes"), die den Investoren nur dann vollständig zurück gezahlt wird, wenn die Bank-Eigenkapitalquote über einem bestimmten Limit bleibt. Bei börsenotierten Banken heißt das, dass die Zeichner einer solchen bedingten Zwangsanleihe im Fall schlechter Performance automatisch an einer schlecht laufenden Bank beteiligt sind.

Ein solches Modell, in dem die Bank bei Verfehlung der fixen Kapitalquoten das restliche Anlegerkapital gleich aufs Eigenkapital anrechnen kann, ist von den Basel-II-Gremien noch nicht bewertet worden. Es könnte im neuen Basel-III-Regelwerk durchaus ins Spiel kommen, meint Butler. Als Anlage eigne es sich aber nur als Beimischung für ganz große Anleger, wie Versicherungen. Es sei ein "sehr junges" Segment.

Rekordvolumina im Bondmarkt

Im bestehenden "normalen" Bondmarkt gab es im abgelaufenen Jahr Rekordvolumina. Für Österreich und Osteuropa spricht Butler gar von einem "Superbondjahr". 2009 sei das Volumen von Emissionen österreichischer Emittenten (Unternehmensanleihen) von 17,5 auf 30,5 Mrd. Euro gestiegen. Bei 88 Transaktionen seit Jänner 2009 hatte die RZB mit 30 Bond-Mandaten 10 Prozent Marktanteil, gefolgt von Erste Group und Bank Austria UniCredit. Für öffentliche Anleihen österreichischer Emittenten war die RZB zwischen Jänner 2009 und Feber 2010 bei 14 Emissionen Bookrunner.

Wie vorige Woche schon RZB-Aufsichtsratschef Christian Konrad hat am 16. März auch Butler selbst einen Medienbericht als falsch zurückgewiesen, wonach er im Zuge der Fusion RZB/Raiffeisen International seinen Job als Treasury- und Investmentbank-Vorstand verlieren würde.

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