"Vor digitalem Euro"

RBI und 8 Großbanken wollen "möglichst rasch" einen Euro-Stablecoin

Das digitale Zahlungsinstrument ist 1:1 mit Euro hinterlegt und soll schon 2026 ausgegeben werden. Manche sehen das als direkten Angriff auf die EZB, die einen digitalen Euro will. oe24.at hat bei der RBI nachgefragt.

Die Raiffeisen Bank International (RBI) hat sich mit acht anderen großen europäischen Banken zusammengeschlossen, um im kommenden Jahr einen Euro-Stablecoin (läuft auf einer Blockchain) auf den Markt zu bringen. Dazu gehören neben der RBI auch die Bank-Austria-Mutter UniCredit, ING, Banca Sella, KBC, Danske Bank, DekaBank, SEB und CaixaBank.

"Nahezu sofortige, kostengünstige Zahlungen"  

oe24 hat bei der Raiffeisen Bank International nachgefragt, warum das Projekt gestartet wird und ob es eine Konkurrenz zum Digitalen Euro der Europäischen Zentralbank (EZB) sein soll, den diese in den nächsten Jahren einführen will.

Warum wird das Stablecoin-Projekt gestartet?

RBI: Der Stablecoin wird nahezu sofortige, kostengünstige Zahlungen und Abwicklung ermöglichen. Er wird rund um die Uhr Zugang zu effizienten grenzüberschreitenden Zahlungen, programmierbare Zahlungen und Verbesserungen im Lieferkettenmanagement sowie bei der Transaktionsabwicklung digitaler Vermögenswerte bieten, die von Wertpapieren bis zu Kryptowährungen reichen können. Die Initiative wird eine echte europäische Alternative zum von den USA dominierten Stablecoin-Markt bieten und damit zur strategischen Eigenständigkeit Europas im Zahlungsverkehr beitragen.

Wann geht Ihr Stablecoin online?

RBI: Der Start wird für das 2. Halbjahr 2026 angestrebt.

Auf welcher Blockchain läuft das?

RBI: 
Die Technologieauswahl wird vom operativen Management der Einheit unter Maßgabe größtmöglicher Verfügbarkeit und Verbreitung getroffen.

Wie wird der Eurokurs stabil abgebildet?

RBI: Jeder Token ist 1:1 durch in Euro denominierte Reserven gedeckt, einschließlich Bargeldguthaben, Staatsanleihen (maximale Laufzeit von 60 Tagen) und hochliquiden Geldmarkinstrumenten.

Ist das ein direkter Angriff auf das EZB-Projekt digitaler Euro? Wie bewerten Sie dieses EZB-Projekt?

RBI: 
Wir sehen den Stablecoin als komplementäres Produkt zum digitalen Euro. Zum digitalen Euro gibt es bislang noch keine Umsetzungsentscheidung. Wir glauben, dass es notwendig ist, möglichst rasch eine digitale Form des Bargelds zur Verfügung zu stellen, um europäische Alternative zum von den USA dominierten Stablecoin-Markt bieten.

Eins zu eins mit Euro hinterlegt  

Das von ihr geplante Zahlungsinstrument soll ein vertrauenswürdiger europäischer Zahlungsstandard im digitalen Ökosystem werden. Stablecoins basieren wie Kryptowährungen auf der Blockchain-Technologie, sind aber mit klassischen Anlagen wie Währungen oder Anleihen gedeckt.

Nicht wie Bitcoin

"Das von der Bankengruppe geplante Zahlungsinstrument ist eins zu eins mit Euro hinterlegt und damit eine stabile, digitale Zahlungsform auf Euro-Basis", erklärte Christian Wolf, Head of Strategic Partnerships & Ecosystems der RBI, gegenüber der APA. Mit den Kryptwährungen wie etwa Bitcoin habe das Zahlungsinstrument lediglich die Blockchain-Technologie gemein.

Stablecoin soll CEO bekommen

Die geplante Stablecoin wird durch die "Markets in Crypto-Assets Regulation" (MiCAR) der EU reguliert und soll in der zweiten Hälfte des Jahres 2026 erstmals ausgegeben werden. Das Stablecoin-Konsortium hat in den Niederlanden ein neues Unternehmen gegründet, das als E-Geld-Institut von der niederländischen Zentralbank lizenziert und beaufsichtigt werden soll. Das Konsortium steht weiteren Banken, die sich anschließen möchten, offen. Vorbehaltlich der behördlichen Genehmigung soll in naher Zukunft ein CEO ernannt werden.

Das Zahlungsinstrument soll Firmen- und auch Privatkunden schnellere, transparentere und kostengünstigere Transaktionen im internationalen Zahlungsverkehr ermöglichen, so Wolf. Auch Konversionen in und aus Kryptowährungen sind damit einfacher und günstiger möglich. Ein weiterer Vorteil ist die "Programmierbarkeit" von Transfers: Ein Transfer ist damit fest an das Eintreten einer Bedingung gekoppelt, was etwa für Käufer und Verkäufer eines bestellten Produkts zusätzliche Sicherheit bedeutet. Das Geld ist für den Verkäufer reserviert, verlässt den Kunden aber nicht. Erst mit der Auslieferung wird automatisch transferiert, erklärt Wolf.

Bankengruppe will Dominanz der US-Anbieter mit europäischer Alternative kontern

Mit der Stablecoin will die Bankengruppe auch der aktuellen Dominanz von US-Anbietern im Stablecoin-Bereich eine vertrauenswürdige europäische Alternative entgegenstellen. Derzeit müssen Kunden für Stablecoin-Transaktionen oft erst in Dollar wechseln und sind von US-Drittanbietern abhängig. Ziel ist es, hier nicht nur Beifahrer zu sein, sondern das Stablecoin-System in Europa aktiv mitzugestalten und die Eigenständigkeit Europas im Zahlungssystem zu stärken, so Wolf zur APA. Eine wichtige Rolle spiele dabei auch das Anfang des Jahres in Kraft getretene neue EU-Regelwerk MiCAR für Kryptowerte, das einen einheitlichen rechtlichen Rahmen in Europa schaffen soll.

"Stablecoins sind ein wichtiger Pfeiler unserer Strategie für digitale Vermögenswerte", erklärt RBI-Chef Johann Strobl. "Wir sind dem Konsortium beigetreten, weil wir von den Vorteilen eines Multi-Banken-Ansatzes bei der Emission von Stablecoins überzeugt sind", so Strobl.

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