Immofinanz verkauft langsam 55 Mio. eigene Aktien

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Die börsenotierte Immofinanz AG wird im Rahmen eines rechtlichen Generalvergleichs 55 Millionen eigene Aktien übernehmen und will diese in den nächsten Monaten kursschonend in den Markt abgeben, sagte Konzernchef Eduard Zehetner am Freitag.

Zwei am Donnerstagabend unterzeichnete Rechtsvergleiche haben einen vorläufigen Schlusspunkt unter langwierige Verhandlungen zwischen Immofinanz, Constantia Packaging BV und der Fries-Gruppe gesetzt. Die Immofinanz hofft, "unter optimistischen Annahmen" 450 bis 460 Mio. Euro aus einer von der früheren Osttochter Immoeast gewährten 512 Mio. Euro-Anleihe zurückzubekommen, deren Gegenwert weitgehend verspekuliert worden ist. Das sagte Immofinanz-Vorstandschef Zehetner, der am Freitag den komplizierten Deal erläuterte.

Der Deal wird durch den bevorstehenden Verkauf der Constantia Packaging an den Finanzinvestor OEP finanziert. Der Verkäufer, die Constantia Packaging BV der Turnauer-Erbin Christine de Castelbajac, bleibt mit rund 25 % in dem Unternehmen.

"Ganz werden wir die 512 Mio. Euro nicht zurückbekommen, fürchte ich", sagte Zehetner. "Dafür ist zu viel verspekuliert worden." Die Spekulationen erfolgten mit Aktien der früheren Immofinanz-Gruppe, die vom ehemaligen Chef der Constantia Privatbank, Karl Petrikovics, vor Gericht verantwortet werden müssen (es gilt die Unschuldsvermutung). Die Mittel dafür stammten aus einer Immoeast-Kapitalerhöhung im Frühjahr 2007.

55 Mio. Aktien verkaufen

Die Immofinanz erhält aus dem Rechtsvergleich um den sogenannten "IBAG-Bond" in den nächsten zwei Wochen 217 Mio. Euro in bar - den Großteil davon von der Constantia BV - sowie 55 Millionen Aktien, die über die nächsten Monate kursschonend verkauft werden sollen, wie Zehetner sagte. Im günstigen Fall rechnet er mit 165 Mio. Euro aus dem Verkauf der Anteilsscheine, die rund 5 Prozent des Grundkapitals ausmachen. Bis zu 80 Mio. Euro sollen aus der um einen symbolischen Euro übernommenen Bad Bank der früheren Constantia Privatbank kommen. Die Immofinanz hat auch 113 Gesellschaften ("Leintuchgesellschaften") übernommen, die aber weitgehend fremdfinanziert sind und daher nichts zusätzlich zu den Rückflüssen beisteuern werden.

Die dritte beteiligte Gruppe um den Badener Rechtsanwalt Rudolf Fries behält ihre 56 Millionen Aktien und bekommt eine Ausgleichszahlung von 136 Mio. Euro. Die Gruppe hatte Anfang 2008 Immofinanz-Aktien von der Constantia Privatbank übernommen. Sie verfügte nach früheren Berichten gegenüber der BV über eine Put-Option für diese Aktien zu 7,50 Euro.

Ermöglicht wird der Deal durch den Verkauf von 66 Prozent des Verpackungsherstellers Constantia Packaging AG durch die Constantia Packaging BV, die einer Stiftung gehört. Der Verkauf soll (netto) rund 430 Mio. Euro bringen. Diese dürften freilich kaum zur Befriedigung aller Ansprüche ausreichen.

Mit dem Deal sei sie "an die Grenzen der Leistungsfähigkeit gegangen", ließ De Castelbajac ausrichten. Ihr Hauptziel sei es gewesen, die Packaging als operatives Unternehmen "ungestört von jahrelangen Rechtsstreitigkeiten" arbeiten zu lassen.

Die Constantia BV schließt sich als Privatbeteiligte dem Strafverfahren gegen den früheren Bank- und Immofinanz-Chef Karl Petrikovics an.

Klagende Aktionäre sind "natürliche Feinde"

Die Immofinanz hat am Vorabend des Generalvergleichs die aus der früheren Constantia Privatbank übrig gebliebene Bad Bank erworben und hofft, aus dieser rund 80 Millionen Euro lukrieren zu können. "Wir sind die einzigen, die in der Lage sind, den Zauber vernünftig aufzuräumen und abzuwickeln." Zehetner hofft, den Kaufpreis für die "guten Teile" der Privatbank (heute Semper Constantia) - 80 Mio. Euro - zum größten Teil gegen Klagen geschädigter Anleger verteidigen zu können.

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