Alles dauert länger

Jemen-Raketen: Angriffe auf Frachter im Roten Meer stören Welthandel massiv

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Wegen der Jemen-Raketen verzögen sich viele Warenlieferungen um 6 Tage. Und: Bis zu 400.000 Dollar höhere Treibstoffkosten. 

Die Angriffe jemenitischer Huthi-Rebellen auf Frachter beeinträchtigen den Schiffsverkehr durch das Rote Meer enorm. Mehrere Reedereien stellten die Durchfahrt ihrer Containerschiffe in der Region ein. Die Schiffsverbindung zwischen Mittelmeer und Indischem Ozean gehört zu den wichtigsten Handelsrouten der Welt. Fällt sie weg, dann sind Verspätungen und höhere Kosten die Folge. Die USA bildeten eine internationale Militärkoalition zum Schutz der Schifffahrt im Roten Meer.

Huthi-Rebellen schießen auf Frachter und Israel

In den vergangenen Wochen griffen die dem Iran nahestehenden Huthi-Rebellen immer wieder Schiffe auf dem Weg durch die Meerenge Bab al-Mandeb mit Drohnen und Raketen an. Diese schmale Passage trennt die arabische Halbinsel von Afrika und verbindet das Rote Meer mit dem Golf von Aden - und somit dem Indischen Ozean.

Die Huthis, die weite Teile des Jemen kontrollieren, feuerten auch Raketen direkt auf Israel wegen des Gazakriegs. Die Huthis sehen sich als Teil der gegen Israel gerichteten selbsternannten "Achse des Widerstands". Dazu gehört neben der radikalislamischen Hamas auch die schiitisch-islamistische Hisbollah-Miliz im Libanon, die ebenfalls vom Iran unterstützt werden.

Drei Rebellen-Schiffe versenkt

Die mit Israel verbündeten USA patrouillieren das Gebiet im Roten Meer mittlerweile im Rahmen einer gemeinsamen Operation mit anderen Ländern. Am Sonntag teilte die US-Armee mit, drei Schiffe der Huthi-Rebellen versenkt und zwei Anti-Schiffs-Raketen abgeschossen zu haben. Zehn Angreifer seien dabei getötet worden. Großbritannien zeigte sich zu "direkten" Maßnahmen gegen die jemenitischen Rebellen bereit. Einem stärkeren Engagement der EU in der Region steht vor allem Spanien entgegen.

Mitte Dezember kündigten fünf der sechs größten Schifffahrtsunternehmen der Welt an, keine Schiffe mehr durch das Rote Meer zu schicken: Die dänische Maersk, die deutsche Hapag-Lloyd, die französische CMA-CGM, die italienisch-schweizerische MSC und die taiwanische Evergreen. Die US-geführte Militäroperation "Prosperity Guardian" begrüßten die Unternehmen. CMA-CGM und Maersk kündigten deshalb zum Jahresende an, den Verkehr wieder aufzunehmen.

Größte Reedereien meiden die Route

Hapag-Lloyd etwa will die Route aber weiterhin meiden. Zudem bleibt die Lage volatil. Der US-Militäraktion am Sonntag war ein Angriff der Huthis gegen ein Maersk-Schiff vorausgegangen. Größerer Schaden an dem Containerschiff entstand nach Angaben der Reederei zwar nicht, dennoch setzte das Unternehmen die Durchfahrten im Roten Meer erneut für 48 Stunden aus.

Der Schifffahrtsweg vom Mittelmeer über den Suezkanal, das Rote Meer, Bab al-Mandeb, den Golf von Aden bis zum Indischen Ozean ist viel befahren. Jährlich passieren rund 20.000 Schiffe den Suezkanal auf dem Weg von Europa nach Asien oder umgekehrt. Laut der Internationalen Schifffahrtskammer (ICS) werden 12 Prozent des Welthandels über das Rote Meer abgewickelt.

Frachter müssen ganz Afrika umrunden

Um die Passage durch das Rote Meer zu vermeiden, müssen die Frachter Afrika umrunden, was erheblich länger dauert. "Für ein durchschnittliches Schiff, das von Asien nach Europa fährt, könnte sich die Reise um sechs Tage verlängern und die Treibstoffkosten könnten sich um 300.000 bis 400.000 Dollar erhöhen", (rund 270.000 bis 360.000 Euro) sagt Andreas Krieg, Professor am King's College in London. Dadurch verursachte Preissteigerungen für Waren dürften sich allerdings erst in einigen Monaten bemerkbar machen.
 

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