Karmann droht zum 1. November das Aus

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Akute Finanznot beim insolventen deutschen Cabriospezialisten. Insolvenzverwalter Ottmar Hermann verhandelt mit allen Autoherstellern.

Der "Osnabrücker Zeitung" zufolge schuldet allein Mercedes Karmann einen zweistelligen Millionenbetrag. Eine Bestätigung dazu gab es weder seitens des Insolvenzverwalters noch von Daimler.

Ein Daimler-Sprecher sagte, die Stuttgarter seien mit dem Karmann-Insolvenzverwalter im Gespräch. Dabei gehe es um "Forderungen aus der Vergangenheit und der Gegenwart". Es werde versucht, eine "Gesamtlösung" zu finden. Karmann liefert Rohbauteile für den Mercedes SLK und das Dach für das E-Klasse Cabrio. "Der Eindruck, dass wir grundlos Geld zurückhalten, ist nicht zutreffend." Angaben zur Höhe der offenen Forderungen und zu weiteren Details machte der Sprecher nicht.

"Der Insolvenzverwalter befindet sich in sehr intensiven Gesprächen mit den Auftraggebern, die noch offene Rechnungen haben", sagte Nuvoloni. Ziel sei es, dass noch in letzter Minute Geld gezahlt werde, um die endgültige Schließung Karmanns zu verhindern. Bei einer völligen Zahlungsunfähigkeit müsste der Betrieb geschlossen, die noch verbliebenen rund 1.500 Mitarbeiter sofort kündigen und der Besitz versteigert werden. Ein Großteil der Maschinen und die Immobilien gehören nicht der insolventen Karmann GmbH, sondern der nicht insolventen Karmann KG.

E-Mobil zum Teil unabhängig

Die erst kürzlich neu gegründete Karmann-Tochter E-Mobil GmbH, die Elektroautos entwickelt, sei von der insolventen Unternehmensmutter zum Teil unabhängig, sagte Unternehmenssprecher Christian Eick. In den nächsten Tagen werde der Prototyp des Elektroautos "E3" an den Oldenburger Energieversorger EWE vertragsgemäß ausgeliefert. Es gebe noch weitere Aufträge für die Elektroauto-Sparte, die auch abgearbeitet werden sollten, sagte Eick.

Bereits in der vergangenen Woche hatte Insolvenzverwalter Hermann wegen der Schließung von Teilbereichen des Osnabrücker Traditionsunternehmens Massenentlassungen angekündigt. Etwa die Hälfte der Mitarbeiter müsste demzufolge gehen. Die Verhandlungen mit dem Betriebsrat in dieser Frage seien noch nicht beendet, sagte Nuvoloni. Auch die Gespräche zum Verkauf etwa des Verdeckbaus liefen auf Hochtouren. "Aber so ein Prozess kann nicht über einige wenige Tage über die Bühne gehen", sagte er. All diese Fragen würden überschattet von der aktuellen Finanznot. "Das Thema der Liquidität brennt uns unter den Fingernägeln."

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