Der weltweit zweitgrößte Lebensmittelkonzern Kraft Foods will sich den britischen Süßwaren-Hersteller Cadbury einverleiben. Doch Cadbury, vor allem bekannt für Schokolade, aber auch Kaugummi oder Zuckerl, wehrt sich. Die Führung von Cadbury habe das 10,2 Mrd. Pfund (11,7 Mrd. Euro) schwere Kaufangebot zurückgewiesen. Das Angebot sei zu niedrig.
Die Amerikaner (u.a. Marken Milka-Schokolade, Jacobs-Kaffee, Miracoli-Nudeln) wollen sich davon aber nicht abschrecken lassen und weiter um die Briten buhlen. Mit einer Übernahme von Cadbury würde Kraft auch näher zur Nummer eins unter den Lebensmittelriesen, Nestle, aufrücken, der aber noch weit vorausliegt.
"Die Transaktion würde einen starken Anbieter von Snacks, Süßwaren und Fertiggerichten schaffen mit einem außergewöhnlichen Portfolio an Kultmarken", begründete Kraft seinen Ehrgeiz. Zusammen kämen beide Unternehmen auf einen Jahresumsatz von 50 Mrd. US-Dollar (35,1 Mrd. Euro). Der Schweizer Nestle-Konzern setzt binnen eines halben Jahres aber doppelt soviel um. Kraft stuft sich bei einer erfolgten Übernahme allerdings als führend in den wichtigen Schwellenländern China, Indien, Brasilien, Mexiko und Russland ein.
Cadbury war trotz Wirtschaftskrise zuletzt noch gewachsen und hatte auch mehr verdient. Außer in der Heimat lief es vor allem in Indien und Südafrika rund. Auch Kraft konnte zuletzt über ein florierendes Geschäft berichten. Die Cadbury-Aktionäre würden beim derzeitigen Gebot von Kraft einen Aufschlag von knapp einem Drittel zum letzten Schlusskurs erhalten.
Die Amerikaner wollen durch die Übernahme ihren Umsatz und Gewinn letztlich deutlich schneller steigern als solo. "Es geht um Wachstum", sagte Konzernchefin Irene Rosenfeld. Durch die Zusammenlegung insbesondere von Vertrieb, Marketing und Entwicklung will Kraft zudem mindestens 625 Mio. Dollar vor Steuern im Jahr einsparen. Dem stehen erwartete 1,2 Mrd. Dollar an Kosten für die Verschmelzung der zwei Firmen gegenüber.
In London schossen die Cadbury-Aktien zunächst 35 Prozent in die Höhe. Das Angebot stelle einen Aufschlag von 42 Prozent auf den Aktienkurs vom 3. Juli dar. Das Kraft-Offert regte die Fusionsfantasie in der gesamten europäischen Lebensmittelbranche an. Der DJ Stoxx-Index für die Branche legte 1,3 Prozent zu.
Der Schweizer Rivale Nestle verteuerte sich um 0,8 Prozent, Unilever um 2,6 Prozent und der französische Konzern Danone sogar um 4,1 Prozent. Auch die Schokoladenhersteller Lindt und Barry Callebaut legten zu. Kraft-Aktien verloren dagegen in Frankfurt 2,3 Prozent.