Am Mittwoch (28.10.) beginnen die KV-Verhandlungen für 520.000 Beschäftigte im Handel. Die Gewerkschaft peilt mehr als 2 % an, der Handel hält das für "unrealistisch".
Der Obmann der Bundessparte Handel in der WKÖ, Erich Lemler, erwartet dennoch "vernünftige" Gespräche. Der heimische Handel geht davon aus, die Umsätze heuer nominell halten zu können, was real ein leichtes Minus bedeute, so Lemler. Er kann daher Aussagen der Gewerkschaft zu vergleichsweise hohen Renditen und Gewinnen bei den Händlern nicht nachvollziehen.
Denn um die Umsätze halten zu können, seien starke Preisreduktionen erfolgt, was sich derzeit vor allem im Lebensmittelhandel zeige. Und diese "Preisschlacht" schlage sich in Folge in der Rendite und in den Gewinnen der Unternehmen nieder, wehrte sich Lemler gegen Forderungen der Gewerkschaft.
2008 wurde eine Erhöhung der Gehälter im Handel per 1. Jänner 2009 um 3,6 % (ab 1.400 Euro brutto) bzw. 3,7 % beschlossen - bei einer Teuerung von damals 3,2 % (zum Vergleich: Die Metaller-Löhne und Gehälter sind im Vorjahr um rund 3,9 % gestiegen).
Für die heurigen Verhandlungen werde eine Inflation bei knapp unter 1 % als Basis genommen, die wirtschaftliche Entwicklung für 2010 sei aber fraglich, betonte Lemler. Zudem habe der Handel trotz der "nicht einfachen Zeit" die Mitarbeiterzahl stabil gehalten.
"Der Handel stabilisiert die Wirtschaft in Österreich. Das wird auch die Gewerkschaft nicht aufs Spiel setzen wollen", sagte Lemler im Vorfeld der Gespräche.
Die Gewerkschaft hält es heuer sogar für möglich, dass die Händler erstmals in der Geschichte einen höheren Gehaltsabschluss als die Metaller erzielen. Möglich könnte dies werden, weil sich die Bilanzen der Handelsfirmen "sehr erfolgreich" darstellten, wie Angestellten-Verhandler Karl Proyer von der GPA-djp zuletzt sagte. Der Handel sei eine Branche, die von der Krise weniger betroffen war als andere Wirtschaftszweige, sagte der Gewerkschafter.
Die KV-Verhandlungen im Handel beginnen am 28.10. und werden im November (5./6., 10./11., 17./18., 26./27.) fortgesetzt. Neuer Verhandlungsführer für die Arbeitgeber ist Fritz Aichinger. Der frühere Chefverhandler für die Wirtschaftskammer, Alois Wichtl, hat seine Ämter aus beruflichen Gründen zurückgelegt.