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Elternsorte des Grünen Veltliners gefunden

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Einer historischen Rebsorte sind Winzer und Rebgenetiker im Eisenstädter Stadtteil St. Georgen auf die Spur gekommen: Auf einem lange Zeit nicht mehr für den Weinbau genutzten Grundstück fand ein Einheimischer, der mündlichen Überlieferungen gefolgt war, vor einigen Jahren einen alten Rebstock. Dieser entpuppte sich laut dem Ergebnis von wissenschaftlichen Untersuchungen als eine Elternsorte des Grünen Veltliners, wurde am Donnerstag (6. August) bei einer Pressekonferenz bekanntgegeben.

Seit Jahrzehnten hielten sich in St. Georgen Geschichten über einen uralten Weinstock auf einer einstigen, vor Jahrhunderten bebauten Riede. Michael Leberl vom Verein "Dorfblick" und der Winzer Hans Moser nahmen sich der Erzählungen an. Ende Mai 2000 habe er sich auf die Suche gemacht, schilderte Leberl. Ein damals über 80-jähriger St. Georgener zeichnete ihm auf einem Bierdeckel ein Grundstück am Hetscherlberg, der heutigen Viehtrift, auf. Einst als Hottergrenzen abgelegt Steinreiehen deuteten auf die Lage des früheren Weingartens hin.

Ende Mai 2000 fand er auf der längst verwachsenen Hutweide eine Hetscherlstaude, "und über der Staude hat etwas Grünes geleuchtet". Leberl hatte den Rebstock entdeckt, in den folgenden Jahren begannen Untersuchungen durch die Bundesversuchsanstalt für Wein- und Obstbau in Klosterneuburg. Schon bald konnte man erkennen, dass es diese Sorte nicht im Verzeichnis gab, schilderte der Rebgenetiker Ferdinand Regner. Auch beim Vergleich mit Sorten aus Nachbarländern wurde man nicht fündig.

Schließlich habe man eine gewisse Homologie (Übereinstimmung, Anm.) zum Grünen Veltliner entdeckt: "Diese Homologie hat uns im Endeffekt dann dazu geführt, dass wir heute definieren können, dass diese Sorte eine Elternsorte des Grünen Veltliner ist." Ob es sich um eine "Vater-" oder "Muttersorte" handle, darauf wollte sich der Experte noch nicht festlegen. Im Rahmen eines EU-Projekts wurden Daten aus ganz Europa ausgewertet - Sammlungen mit bis zu 7.000 Reben wurden untersucht. Nirgendwo sei diese Rebe gefunden worden. "Es ist einfach nach heutigem Stand eine Unikatsrebe, die letzte aus historischen Zeiten", meinte Regner.

Fast Opfer von Rodungen

Um ein Haar wäre der Stock, nachdem er Jahrhunderte überdauerte, vor ein paar Jahren Rodungsarbeiten zum Opfer gefallen. Die Rebe wurde gepflegt, 2006 oder 2007 gab es erste Sommertriebe, "die nicht länger waren als eine Hand", schilderte der Winzer Hans Moser. Die Blätter hatten etwa Daumennagelgröße. Es wurde auch versucht, Stecklinge zu ziehen. "In den letzten Jahren war der viele Regen ausschlaggebend dafür, dass wir veredelungsfähiges Material bekommen haben." Dieses sei schon zur Pflege in Glashäusern in Klosterneuburg, so Moser.

"Wir hoffen natürlich, dass wir so schnell wie möglich die ersten Trauben wieder bekommen", meinte Moser. Die Rebe sei aber sehr lange unter Lichtmangel im Gestrüpp versteckt gewesen: "Sie ist sehr geschwächt." Er glaube, dass es in den kommenden ein bis zwei Jahren soweit sei. Sobald das erste Material verfügbar sei, sollen Aromaprofile erstellt werden. Auch die Geschichte des früheren Weinberges soll nun anhand historischer Dokumente und Aufzeichnungen untersucht werden. Ein Bergbuch aus dem Jahr 1570 weist beispielsweise einen kleinen Teil der Ried Viehtrift als Weingärten aus.

Auch die Frage, ob die Rebe eingezäunt wird, habe man bereits diskutiert. "Ich denke, wir lassen sie in Ruhe", so Moser. Beim Standort der Ur-Rebe soll demnächst ein Gedenk-Weingarten angelegt werden. "Mir schwebt hier vor: Vater - Mutter - Kind. Das heißt: Traminer, unsere Rebe und der Grüne Veltliner." Man werde daran arbeiten, dass die Rebe einmal so weit Ertrag bringt, dass man einen kleinen Weingarten anlegen kann.

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