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Milchbauern drohen mit europaweitem Lieferstreik

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Europäische Milchproduzenten drohen erneut mit einem europaweiten Lieferstreik, sollte sich die Politik den notwendigen Reformen in der Milchwirtschaft verweigern. Das beschlossen sie bei einer Tagung in Kappel am Albis in der Schweiz, an der auch die IG Milch aus Österreich teilnahm.

Die Lage der Milchbauern sei in der EU katastrophal. Die gesunkenen Preise seien für viele Milchbetriebe "akut existenzbedrohend". Die politischen Maßnahmen seien ungeeignet, eine Trendwende herbeizuführen - eine solche sei aber notwendig, wenn wieder kostendeckende Milchproduzentenpreise erreicht werden sollten.

Das European Milk Board (EMB), ein Dachverband von rund 100.000 Milchbauern aus 14 europäischen Ländern, zu dem auch die österreichische IG Milch gehört, hatte dem EU-Agrarrat und der EU-Kommission ein Ultimatum gestellt, das am 30. Juni 2009 ablief. Zwar gebe es Signale, dass die Politik den Handlungsbedarf erkannt habe. Doch die Geduld der Milcherzeuger sei am Ende.

Nötig ist laut EMB-Präsident Romuald Schaber ein Systemwechsel hin zu einer marktorientierten Milchproduktion mit flexibler Mengenregulierung. Und dies müsse umgehend sofort realisiert werden.

Sofortmaßnahmen gefordert

Als Sofortmaßnahme fordert das EMB das Aussetzen von fünf Prozent der Milchquote für das Milchwirtschaftsjahr 2009/10. Dies würde den Markt entlasten und die Preise könnten steigen. Für ihr Ziel wollen die europäischen Milchproduzenten des EMB in den nächsten Wochen "mit aller erdenklichen Kraft und allen uns zur Verfügung stehenden Mitteln kämpfen" - bis hin zum Lieferstreik.

Nicht zufällig hatten sich die Vertreter der Milchproduzenten in Kappel am Albis getroffen. In Erinnerung an die Geschichte löffelten sie am historischen Suppenstein eine Milchsuppe. Damit wollten sie ihrem Widerstand gegen die "Feldherren" Ausdruck geben, "welche heute Supermärkte, Molkereien und Politik heißen".

Die IG Milch ist eine Vereinigung von etwa 4.000 österreichischen Milchbauern, die bereits im Juni 2008 an einem vom EMB organisierten europaweiten Lieferboykott teilgenommen haben. Österreichs Milchbauern erhielten damals ein Milchgeld von knapp 40 Cent je Liter, was den Milchbauern zu niedrig war, um die hohen Produktionskosten abdecken zu können.

Die IG Milch forderte damals einen Bauernmilchpreis von 47 Cent für 1 Liter Milch. Unterdessen ist der Milchpreis in Österreich auf etwa 25 Cent je Liter in den Keller gerasselt, in Norddeutschland werden sogar nur noch etwa 20 Cent bezahlt.

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