Märkte und Börsen

Das bedeutet Öl-Boykott für Österreichs Wirtschaft

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Laut Wifo-Chef Gabriel Felbermayr wird der Einfuhr-Boykott für russisches Öl die heimische Wirtschaft nur leicht bremsen und die Inflation um etwa einen halben Prozentpunkt anheizen. Weiter steigen werden die Spritpreise. 

Man gehe davon aus, dass das Ölembargo das Wachstum um 0,3 Prozentpunkte dämpfen werde, andererseits sei das heimische Wirtschaftswachstum im ersten Quartal besser gewesen als bis vor kurzem gedacht.

Druck am Ölmarkt

Natürlich bedeute jede Einschränkung der Ölimporte aus Russland weiter Druck am Ölmarkt, so Wifo-Chef Felbermayr im Ö1-Mittagsjournal. Der werde am Treibstoffmarkt weitergegeben, "aber nicht eins zu eins".

Die Inflation werde durch das Ölembargo "um einen halben Prozentpunkt, vielleicht einen dreiviertel Prozentpunkt" steigen. An sich bereite sich der Markt jedoch bereits seit Monaten auf ein mögliches Embargo vor. Im Wifo rechne man mit einem Anstieg der Teuerung, aber nicht enorm, sondern vielleicht von einem halben Prozentpunkt oder etwas mehr. Österreich importiere über den Umweg Deutschland relativ viel Diesel, andere Länder wie Irland oder Portugal seien da weniger betroffen, so der Experte.

Preissteigerungen an Zapfsäulen  

Wie sehr ein Ölembargo die Preise wirklich ansteigen lässt, ist laut Felbermayr unsicher. Einige erkennbare Parameter gebe es aber. So ist der Preis für Rohöl (Brent) seit Jahresbeginn um 40 Prozent angestiegen, obwohl nicht weniger Öl verfügbar war. Am Markt dürfte ein Embargo also schon teilweise eingepreist sein.

Etwas anders sei das bei raffinierten Produkten wie Benzin, Diesel und Heizöl, wo der Preisanstieg höher ausfallen könnte. Bei Diesel könnte der Einkaufspreis für Unternehmen kurzfristig um 15 Prozent höher liegen.

"Russland wird unter Öl-Embargo leiden"

Putin werde unter dem Schritt leiden, ist Felbermayr überzeugt. Russland habe kurz- oder mittelfristig nicht die Möglichkeit, Erdöl beliebig woanders hin zu verkaufen. Das Land werde natürlich seine Ölwirtschaft umbauen, auch Richtung Asien - aber "Russland würde leiden unter einem solchen Embargo". 

Die Auswirkungen eines Ölembargos wären jedenfalls weit geringer als jene eines Gas-Importstopps. Der Ökonom Harald Oberhofer von der Wirtschaftsuni Wien begründet dies damit, dass es für Öl weit mehr Lieferländer gibt.  

Kasachstan-Öl kommt über Russland zu uns 

Die Geschäftsführerin des Mineralöl-Fachverbands in der Wirtschaftskammer, Hedwig Doloszeski, warnte im Radio vor der Möglichkeit, dass Russland als Reaktion versuchen könnte, Ölimporte aus Kasachstan nach Österreich über russisches Gebiet zu unterbrechen. Österreich habe im Vorjahr fast 40 Prozent des Öls aus Kasachstan bezogen, das komme aber über eine via Südrussland verlaufende Pipeline, und das Öl werde über einen russischen Hafen verladen.

Die einzige Raffinerie in Österreich, die OMV-Anlage in Wien-Schwechat, habe im Vorjahr nur knapp 8 Prozent russisches Öl eingesetzt, seit Kriegsbeginn werde dorthin aber kein russisches Öl mehr importiert, so Doloszeski. Dass das Ölembargo die Inflation bei uns weiter antreiben wird, glaubt auch sie: ja, es werde Preissteigerungen auch an den Zapfsäulen geben.
 

 
 

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