Interview

Bau-Tycoon Hallmann: "Die Krise ist real und trifft uns alle"

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Die Immo-Branche leidet unter schweren Zeiten, sagt der Boss der Hallmann-Gruppe im oe24-Interview. So schätzt er die Zukunft der Baubranche ein, das sagt er zu leistbarem Wohnen und der Süba-Insolvenz.

oe24: Die SÜBA AG ist pleite. Der Bauträger wird mit Ihnen in Verbindung gebracht – haben Sie bei der SÜBA etwas übersehen oder unterschätzt?

Klemens Hallmann: Wir als Aktionär waren nicht in das Tagesgeschäft eingebunden und haben als solcher nur beschränkt Einfluss auf das Geschehen in der SÜBA AG. Nicht ich, sondern die Vorstände der SÜBA AG mussten die Entscheidungen treffen, wie sie durch das schwierige Marktumfeld versuchen zu navigieren. 
Wir als HALLMANN Holding haben – seit dem wir bei der SÜBA AG sämtliche Aktien übernommen haben – kein Geld aus dem Unternehmen entnommen, sondern in das Unternehmen reinvestiert. 
Auch jetzt wurde noch eine Fortbestehungskaution an den Masseverwalter der SÜBA AG von Seiten der Hallmann Holding zugesagt, um den Grundstein für den Erfolg des Sanierungsverfahrens zu legen.

Ist die Hallmann 
Gruppe jetzt in Gefahr? 

oe24: Ist die Hallmann Gruppe jetzt in Gefahr?

Hallmann: Die HALLMANN Holding ist wirtschaftlich eigenständig und hat keinerlei Haftungen gegenüber der SÜBA AG übernommen oder Patronatserklärungen abgegeben. Die SÜBA-Gruppe wurde bekanntlich 2023 in der HALLMANN Holding-Konzernbilanz auf null gesetzt und ausgebucht, weil die SÜBA AG keinen fertigen Abschluss für dieses Jahr vorlegen konnte und bis dato auch nicht hat. Trotz dieser Abschreibung konnte die Hallmann Holding in der Bilanz in dem Jahr rund 403 Millionen Eigenkapital und 42,2 % Eigenkapitalquote ausweisen, was im positiven Sinne weit über dem Branchendurchschnitt liegt.

oe24: Wie möchten Sie Ihre Gruppe retten?

Hallmann: Die SÜBA AG war nur ein untergeordneter Teil der Gruppe. In der Holding haben wir die Zeichen der Zeit erkannt und in den vergangenen Wochen auch unsere Transformation hinsichtlich der Strategie kommuniziert. Die Holding fokussiert sich wieder auf ihre Kernkompetenz Bestandsimmobilien und deren Aufwertung. Parallel dazu rücken Logistikimmobilien, Apartmenthotels und Student-Housing verstärkt in den Mittelpunkt – sowie ein Fokus auf internationale Beteiligungen ohne Klumpenrisiko oder Mehrheitsbeteiligung. Dazu zählen neben den Bereichen IT, Tech und Cybersecurity auch Investments in attraktive Wachstumsbranchen.

Krise in der Immo-Branche

oe24: Was sagen Sie zur jetzigen Krise in der Immo-Branche?

Hallmann: Sie ist real und sie betrifft uns alle – von der Wirtschaft über die Politik bis hin zum Eigennutzer. Ich bin aber davon überzeugt, dass wir alle gemeinsam auch diese Krise meistern können. Nicht gegeneinander – sondern miteinander. Die Ursachen für die aktuelle Krise sind: Zinsanstieg, stark gestiegene Baukosten, KIM-Verordnung, regulatorische Hürden und die Verunsicherung bei Investoren haben einen toxischen Cocktail entstehen lassen. Analysten sehen die Talsohle durchschnitten und rechnen mit einer Erholung in den kommenden Monaten – abhängig vom jeweiligen Segment. Sehr positiv ist, dass die EZB den Leitzins in den vergangenen Monaten sieben Mal gesenkt hat, was zu einem Aufschwung in der Branche führen wird.

oe24: Haben Sie Forderungen an die Politik? Kann sie die Lage der Baubranche verbessern?

Hallmann: Wir sehen momentan eine große Problematik in den sinkenden Fertigstellungsraten im Wohnungsneubau – diese brechen dramatisch ein. Hier besteht großer Handlungsbedarf, damit es auch künftig noch leistbaren Wohnraum geben kann. Wenn die aktuell nach wie vor große Wohnungsnachfrage auf ein sinkendes Angebot trifft, dann steigen die Preise und Mieten natürlich weiter. Dieser Kreislauf muss schnellstmöglich durchbrochen werden. Wohnen ist ein Grundbedürfnis – wir müssen gemeinsam dafür sorgen, dass es bezahlbar bleibt.

Wie beeinflusst die aktuelle Situation Ihr persönliches Leben? 

oe24: Wie beeinflusst die aktuelle Situation Ihr persönliches Leben?

Hallmann:
Ich bin seit über 30 Jahren selbstständig erwerbstätig. Das bringt in guten Zeiten viele Freiheiten mit sich, hat aber auch früher in arbeitsintensiven Zeiten oftmals zu Wochen mit mehr als 80 Arbeitsstunden geführt. Auch jetzt verbringe ich viele Abende und Wochenenden im Büro. Herausfordernde Zeiten brauchen natürlich auch viel persönlichen Einsatz. In Momenten wie diesen gebe ich immer alle meine zeitlichen Ressourcen in die Firma und bin dankbar für mein Team, das mit mir arbeitet und mich unterstützt.

oe24: Möchten Sie sich jetzt mehr aus der Öffentlichkeit zurückziehen?

Hallmann: Ganz im Gegenteil. Gerade jetzt ist es wichtig, sichtbar und präsent zu bleiben – für Partner, Mitarbeitende und auch für die Menschen in unseren Projekten. Verantwortung endet nicht in schwierigen Zeiten – sie beginnt dort oft erst richtig. Dennoch wird man mich in nächster Zeit sicher weniger in der Öffentlichkeit sehen, einfach aus dem Grund, weil ich meine Zeit intensiv für meine Firma nutze.

Was ich weiter unterstützen möchte, wann immer es sich vereinbaren lässt, das sind soziale Projekte, die ich seit vielen Jahren fördere und wo mein Einsatz einen echten Unterschied macht.

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