Nach zahlreichen Morden an kremlkritischen Journalisten sorgen neue Drohungen gegen einen Reporter für Aufsehen.
Menschenrechtler forderten die russischen Behörden auf, die "Hetzjagd" auf den Journalisten Alexander Podrabinek (56) zu beenden und für die Sicherheit seiner ganzen Familie zu sorgen.
Die kremltreue Jugendorganisation "Naschi" hält seit Tagen eine Protestkundgebung vor der Wohnung Podrabineks wegen seiner kritischen Berichterstattung ab, wie die Agentur Interfax meldete. Auch die internationale Journalistenorganisation "Reporter ohne Grenzen" forderte Polizeischutz für den bedrohten Journalisten.
Podrabinek hatte in seinem Internet-Tagebuch mitgeteilt, die Morddrohungen sehr ernst zu nehmen. In Russland werden Journalisten immer wieder Opfer von Gewaltverbrechen, ohne dass die Taten je aufgeklärt werden. Der bekannteste Fall ist der Mord an der kremlkritischen Journalistin Anna Politkowskaja, der sich kommende Woche zum dritten Mal jährt. Nach Darstellung Podrabineks stehen hinter der "Naschi"-Jugend gefährliche Leute. "Naschi" wirft dem Journalisten vor, er habe mit seiner Berichterstattung die Ehre sowjetischer Kriegsveteranen verletzt.
Der russische Menschenrechtsbeauftragte Wladimir Lukin kritisierte die Genehmigung der Behörden für eine siebentägige Dauerkundgebung vor der Wohnung Podrabineks als "Gesetzesverstoß". Er erinnerte daran, dass der Journalist lediglich das Recht auf freie Meinungsäußerung wahrgenommen habe. Die Leiterin der Moskauer Helsinki-Gruppe, Ljudmilla Alexejewa, verurteilte diese "Hetzjagd" als einen neuerlichen Versuch, Journalisten einzuschüchtern. "Leider sind Übergriffe auf Reporter in Russland keine Seltenheit."