Radiotest - Leichte Rückgänge bei ORF-Radios

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Der österreichische Radiomarkt blieb auch im zweiten Halbjahr 2009 ohne große Revolutionen. Allerdings haben die ORF-Radios Hörer an die private Konkurrenz abgeben müssen: In der Gruppe ab zehn Jahren fiel der Marktanteil von 78 Prozent im Vergleichszeitraum 2008 um zwei Prozentpunkte auf 76 Prozent, im Segment der 14- bis 49-Jährigen verlor der öffentlich-rechtliche Rundfunk vier Prozentpunkte und landete bei 69 Prozent Marktanteil.

Im selben Zeitraum konnten die Privatradios bei der Gruppe ab zehn Jahren von 19 Prozent auf 21 Prozent Marktanteil zulegen. Bei den 14- bis 49-Jährigen verzeichneten sie mit einem Marktanteil von 28 Prozent ein Plus von drei Prozentpunkten.

Ö3 mit 33 Prozent Marktanteil

Beim ORF-Hitradio Ö3 ging der Marktanteil in der Hörerschaft ab zehn Jahren um ein Prozentpunkt auf 33 Prozent zurück. Bei den 14- bis 49-Jährigen sank der Marktanteil von 44 auf 42 Prozent. Die Regionalradios gaben ebenfalls Marktanteil ab: Im Segment ab zehn Jahren sank er um einen Prozentpunkt auf 36 Prozent, bei 14 bis 49 ging er um das selbe Maß auf 21 Prozent zurück.

Der ORF-Kultursender Ö1 blieb ohne Veränderung: Sechs Prozent bei der Hörerschaft ab zehn und drei Prozent beim Segment 14 bis 49 entsprach genau den Werten des zweiten Halbjahres 2008. FM4 dagegen verlor bei den Hörern ab zehn Jahren einen Prozentpunkt und lag bei zwei Prozent Marktanteil. Bei den 14- bis 49-Jährigen ging er ebenfalls um einen Punkt auf drei Prozent zurück.

Unterm Strich ist die Marktführerschaft der ORF-Radioflotte nach wie vor ungebrochen: Mehr als drei Viertel der täglichen Radionutzungszeit entfallen auf einen der öffentlich-rechtlichen Sender, 5,2 Millionen Österreicher hören täglich einen ORF-Sender.

Starke Zuwächse bei Kronehit

Bei den Privatsendern war vor allem der Zuwachs bei Kronehit auffallend, wo man im zweiten Halbjahr 2009 knapp über 600.000 Hörer täglich verzeichnete, ein Zuwachs von fast 30 Prozent. Der Marktanteil von Kronehit stieg in der werberelevanten Zielgruppe 14 bis 49 um zwei Prozentpunkte auf acht Prozent.

Am heiß umkämpften Radiomarkt in der Bundeshauptstadt Wien gab der ORF gesamt Marktanteile ab: ab zehn Jahren 68 statt 69 Prozent, bei den 14- bis 49-Jährigen 59 statt 63 Prozent. Ö3 konnte in Wien hingegen zulegen: 30 Prozent bei den Hörern ab zehn war ein Zuwachs von einem Punkt, bei den 14- bis 49-Jährigen waren es 38 statt 36 Prozent. Radio Wien blieb bei den Hörern ab zehn stabil bei 16 Prozent und gab bei den 14- bis 49-Jährigen zwei Prozentpunkte ab und hielt bei 38 Prozent.

Ö3 Chef Spatt sieht volatilen Markt

Ö3-Chef Georg Spatt ist trotz der Rückgänge in der Hörerschaft bei seinem Sender zufrieden mit den Ergebnissen des Radiotests: Der Markt habe sich entwickelt, sagte er am Donnerstag zur APA. "Börsianer würden sagen, er ist volatil." Immer mehr mache sich der Trend zu Zweit- und Drittsendern bemerkbar, die neben Ö3 konsumiert würden. Spatt will die Marke des Senders weiter festigen, anstatt kurzfristig ein, zwei Prozentpunkte mit Soundteppich zu erreichen.

Auch mit den verzeichneten Rückgängen hat Spatt wenig Grund, sich graue Haare wachsen zu lassen: Bei der werberelevanten Zielgruppe 14 bis 49 gehören Ö3 immerhin 44 Prozent, also etwas weniger als die Hälfte des Marktes. Was die Hörer immer wieder weglockt, sei allerdings die immer größere Anzahl an regionalen Sendern, deren Sendeleistungen immer weiter technisch verbessert wurden. Der Ausbau und die Anzahl der Sender werde sich langsam allerdings stabilisieren, glaubt Spatt.

Grundsätzlich sei Österreich "ein irrsinnig gutes Radioland". Verglichen etwa mit Deutschland, wo die Radionutzung stark zurückgegangen sei, gebe es hierzulande noch eine sehr hohe Anzahl an Hörern. Für Spatt ist das ein wesentliches Ergebnis des Radiotests: "Es nutzt uns nichts, wenn wir einen Anteil an einem Markt haben, der nicht lebendig ist."

"Identität festigen"

Grundsätzlich will der Senderchef das ORF-Radioflaggschiff Ö3 nachhaltig positionieren, worauf sich die leichten Rückgänge nicht durchschlagend auswirken. Die Identität des Senders soll über Inhalte weiter gefestigt werden, statt 24 Stunden lang noch mehr Musik zu bieten, wiewohl sich dadurch für manche Hörer Umschaltimpulse zu Zweit- oder Drittsendern ergeben würden, wie er einräumte. Allerdings gehe es nicht vorrangig um die Zahl, sondern um die "Qualität der Kontakte", so Spatt. Hier will er der Werbewirtschaft eine attraktive Zielgruppe bieten, "die aktiv im Leben steht" und beispielsweise auch politischer Information etwas abgewinnen kann.

Die Sprunghaftigkeit des Publikums ist nach Spatts Ansicht ohnehin nicht mehr rückgängig zu machen: "Wir haben eben Hörer, die es gewohnt sind, sich ihre Inhalte immer und überall aussuchen zu können, egal über welches Endgerät."

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