RTL-Chefin: "Müssen am Programm sparen"

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Obwohl die konjunkturbedingten Werbeeinbrüche auch den Privatsender RTL mit ungebremster Härte treffen, schaut Senderchefin Anke Schäferkordt dem nächsten Jahr "sehr, sehr zuversichtlich" entgegen. Grund für den Optimismus ist das Programm, mit dem RTL in Deutschland im jungen Segment Marktführer ist und auch in Österreich regelmäßig gute Quoten einfährt.

Dennoch muss auch RTL am Programm sparen. Das heißt zum Beispiel: Weniger große Einzelevents, dafür mehr Showreihen. "Ganz ohne Einschnitte geht's nicht", so Schäferkordt.

"Heute läuft es nicht mehr wie noch in den 1990ern, als alles nur Berg auf ging. Damals konnte man jeder Idee nachgehen und mehr Piloten produzieren. Heute muss man sich sehr klar sein, wohin man die finanziellen Mittel fließen lässt. Man muss die eigene Programmentwicklung kritischer begleiten, konzentrierter arbeiten, und sich selbst kritischer hinterfragen", skizziert Schäferkordt die Situation. Dass es funktioniert, auch mit weniger Geld erfolgreiches Programm zu produzieren, zeigen die Marktanteilssteigerungen in Österreich und Deutschland, so die RTL-Chefin.

Um den Privatsendern das Leben monetär zu erleichtern, fordert Schäferkordt "als ersten Schritt" eine Einhaltung des in Deutschland ohnehin geltenden Werbeverbots nach 20 Uhr. Als zweiten Schritt würde sie auch ein generelles Werbeverbot für öffentlich-rechtliche Sender befürworten. Die Gebühreneinnahmen der deutschen ARD und ZDF seien in etwa doppelt so hoch wie die gesamten Werbeeinnahmen der Privatsender. "Mit diesem Geld könnte ich gut arbeiten."

Eine Kannibalisierung des Fernsehens durch das Internet fürchtet die RTL-Chefin indes nicht. "Die jungen Leute schauen vielleicht immer mehr im Internet - aber was sie da schauen ist Fernsehen. Beinahe sämtliche Inhalte, die länger sind als 20 Minuten, sind Fernsehformate."

Zu den meistabgerufenen Bewegtbild-Formaten im Internet zählen laut Schäferkordt Serien, bei denen die Zuseherbindung besonders hoch ist. Das zeigt, dass Fernsehen im Internet präsent ist und dort mit der Werbung auch eine Einnahmequelle erschlossen hat. "Welche Plattform die Zuseher nutzen, um unsere Inhalte zu sehen, ist mir egal."

Neue Formate für "Problemzone Nachmittag"

Mit dem RTL-Fernsehangebot für die Saison 2009/2010 sieht sich die Senderchefin für ein schwieriges Jahr "sehr gut aufgestellt". Die bisherige Problemzone, der Nachmittag, sei mit neuen Formaten bestückt worden, die seit einer Woche on Air sind. Gleich in den ersten sieben Tagen sei es gelungen, mit den gescripteten Reality-Social-Formaten "Mitten im Leben", "Verdachtsfälle" und "Familien im Brennpunkt" die Marktführerschaft bei der jungen Zielgruppe zu erreichen.

Auch mit den österreichischen Quoten von RTL ist Schäferkordt sehr zufrieden, wie sie betonte. Heuer kam der Sender bis einschließlich August auf einen Marktanteil von 6,1 Prozent und ist damit nach ORF 2, ORF 1 und Sat.1 der viertmeistgesehene Sender. In der jungen Zielgruppe 12- bis 49 liegt RTL mit 8,4 Prozent auf Platz eins unter den Privatsendern.

Österreichische Exklusiv-Rechte hat RTL für die Fußball-Weltmeisterschaft 2010. Offen ist noch, ob der Private die 18 Spiele selbst zeigt, oder an einen österreichischen Interessenten verkauft. Das hänge davon ab, "wie attraktiv das Paket nach der Ziehung (öffentlich-rechtliche und Privatsender losen die Spieleausstrahlung untereinander aus) ist und dann müssen wir ganz offen abwägen, was für uns interessanter ist: Ausstrahlung oder Verkauf", so Schäferkordt.

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