Wenig Spektakuläres im neuen ORF-Programm

Teilen

Von allem etwas, aber kaum Spektakuläres - so lässt sich das ORF-Programm für die kommende Saison 2009/10 beschreiben. Für ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz, der die Vorab-Programmpräsentation heuer ohne Programmdirektoren bestritt, ist es "das volle Programm - das vielfältigste und best aufgestellte, das eine Senderfamilie anbieten kann".

Die ORF-Sender decken laut Wrabetz die "gesamte Vielfalt der Publikumsinteressen" ab - "mit nur einem Sender wäre das nicht machbar". Für den ORF-Chef ist die Diskussion um eine eventuelle Filetierung des ORF ohnehin vom Tisch. Ziel sei es, den ORF in seiner Breite zu erhalten und die Kosten dem Programm anzupassen und nicht das Angebot den Kosten.

An den finanziellen Mitteln der Sendeanstalt übte unterdessen ORF-Programmdirektor Wolfgang Lorenz harte Kritik. "Wir brauchen dringend mehr Geld für das Programm, dann können wir auch die Quoten wieder steigern." Lorenz betonte, dass die ORF-Programmabteilung 2010 wieder einige Mio. Euro sparen müsse - "ein Aderlass, der sich hier natürlich auch zeigt. In mageren Zeiten wird das Programm nicht dicker."

Wrabetz versprach sich hingegen bei der Programmpräsentation "Besserungen" für die zuletzt mauen Quoten nicht nur von dem neuen alten Programmplaner Werner Taibon sondern auch von Dominic Heinzl, der mit Jahreswechsel von ATV zurück an den Küniglberg wechselt. "Heinzl soll zur Stärkung des Profils von ORF 1 beitragen. Er hat einen unglaublichen Bekanntheitsgrad - das ist genau das, was uns bei ORF 1 fehlt."

Auch Lorenz begrüßt die Rückkehr Heinzls, für die er sich - wie er selbst sagt - seit Jahren eingesetzt habe. Zusätzlich zu seiner wochentäglichen Sendung im ORF 1-Vorabend soll Heinzl einmal pro Monat ein Format nach dem Hauptabend bekommen.

"Das Match" kommt wieder

Große Show-Events hat der ORF in Zeiten des Sparkurses nicht im Programm. Präsent ist und bleibt Armin Assinger, der im Skievent "Das Rennen" Promis über die Piste jagt und in der "Millionenshow" Wissen von prominenten und weniger prominenten Gästen abfragt. Neu ist "Der Mentalist", bei dem Manuel Horeth ab 11.9. sein Publikum verzaubert.

Im kommenden Jahr trommelt der ORF wieder Ex-Kicker und Promis zu "Das Match" zusammen. "Es sind nicht die großen Eventshows, sondern kleinere Shows, die dem Sender durchaus eine Programmfarbe geben", so Wrabetz.

Stark vertreten ist laut Wrabetz Österreichs komplette Kabarett-Szene. Von Andreas Vitasek ("Vitasek") über Roland Düringer ("Der wilde Gärtner", "Die Gipfelzipfler") und Lukas Resetarits ("FC Rückpass") bis Thomas Stipsits ("Der wilde Gärtner") sind alle im ORF zu sehen. Josef Hader ist im ORF im nächsten Jahr "Der Aufschneider". Einen fixen Stammplatz in der "Donnerstag Nacht" haben Robert Palfrader und "Wir sind Kaiser", Stermann und Grissemann mit "Willkommen Österreich" sowie Alfred Dorfers "Donnerstalk".

Heimische und internationale Serien

Im Genre der Serien hat sich der ORF laut Wrabetz die "bestlaufenden internationalen Serien" gesichert, darunter unter anderen "Lipstick Jungle", "Dirty Sexy Money", "Dexter", "Desperate Housewives", "Dr. House" sowie "Merlin - Die neuen Abenteuer". Er hat auch heimische Serien-Lieblinge neu im Programm. Fortgesetzt werden "Die Lottosieger" und "Schnell ermittelt" ebenso wie "Soko Donau", "Kommissar Rex", "Vier Frauen und ein Todesfall", "Oben ohne" und "Der Winzerkönig".

Beim ORF mangelt es auch in der nächsten Saison nicht an Filmpremieren: Als Erstausstrahlungen gibt es unter anderen "Ausgerechnet Afrika", "Wir sind das Volk", "Böses Erwachen", "Wer hat Angst vorm schwarzen Mann", "Lautlose Schreie" und "Romy". Mit TV-Filmen wie Xaver Schwarzenbergers "Sisi" oder Julian R. Pölslers "Erzherzog Johann und Anna Plochl" will der ORF österreichische Geschichte aufleben lassen.

Ein Schwerpunkt des ORF ist und bleibt laut Wrabetz die Information. Dieser stehen in der kommenden Saison mehrere Wahlen innerhalb Österreichs sowie in Deutschland ins Haus sowie etliche Sportevents. Gesichert hat sich der ORF die Olympischen Winterspiele in Vancouver, noch einmal den Skiweltcup - die Rechte werden 2010 ausgeschrieben - und unter anderem die Vierschanzentournee. Zu sehen sind auch der Großteil der Spiele der Fußball-Weltmeisterschaft, die Champions League sowie weiterhin die Formel 1.

Für Lorenz zu wenige Neuerungen

Auch Programmdirektor Lorenz sieht das Programm breit aufgestellt und attestiert eine "attraktive Melange von interessanten Produktionen". Es gebe in jedem Genre Neuerungen - "allerdings nicht so viele, wie wir gerne hätten. Es ist ein Programm, dem man den Sparstift anmerkt." Es mangle keineswegs an Kreativität und Innovationsvermögen im ORF. Im Gegenteil: "Wir produzieren wie der Teufel, aber wir werden 2010 vermutlich nicht in der Lage sein, das Vorproduzierte zu zeigen." Die neuen Formate würden sich mangels Finanzierung im ORF-Lager anstauen.

Dass der ORF vieles von seinem kreativen Potenzial nicht auf den Schirm bringen kann, ist laut Lorenz auch der Grund für die zuletzt für ORF-Verhältnisse eher mauen Quoten. Auch wenn der Programmdirektor betont, dass der ORF mit deutlich über 35 Prozent Marktanteil international "nach wie vor top" sei und um ein Drittel mehr Seher hätte, als etwa ARD und ZDF zusammen. Daher bestehe auch "kein Anlass, sich permanent zu entschuldigen".

Wrabetz hatte unlängst betont, dass die Marktanteile des ORF im Juli und August "eindeutig zu schwach" ausgefallen waren und "ein paar Entscheidungen der unmittelbar Verantwortlichen anders" hätten laufen müssen. Lorenz fühlt sich nicht angesprochen. Der ORF-Chef habe ihm vor wenigen Tagen versichert, dass er "mit meiner Arbeit sehr zufrieden ist", an einen Austausch der Direktoren denke er daher nicht. Von Auffassungskrisen in der ORF-Geschäftsführung könne keine Rede sein - "das ist eine Dämonisierung von außen, intern beweinen wir nur gemeinsam den Geldmangel".

Rückendeckung für Heinzel-Engagement

Über die Bestellung von Werner Taibon zum Leiter der Programmplanung äußerte sich der Programmchef zurückhaltend. "Die Programmplanung ist ein ganz wichtiger Punkt. Dass Taibon nicht mein Kandidat war, weiß man. So ist das Geschäft - es ist eine Entscheidung des Generaldirektors, die ich zur Kenntnis nehme. Wir werden professionell zusammenarbeiten."

Volle Rückendeckung gibt es für das Engagement von Dominic Heinzl, für das sich Lorenz nach eigenen Angaben seit Jahren stark gemacht habe. Es bestehe keine Sorge darüber, dass Heinzl - eine Personenmarke - die "Seitenblicke" als "Sendungsmarke" ersetzen könnte. "Niemand denkt daran, ein kostengünstiges und erfolgreiches Programm wie die 'Seitenblicke' infrage zu stellen."

Fehler im Artikel gefunden? Jetzt melden.