Zeitungen suchen Geschäftsmodelle im Internet

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Wie Verleger das Web nutzen können, das diskutierte die Chefredakteurs-Runde bei den Medientagen.

Für die Chefredakteure von "Kurier" und "Standard", Christoph Kotanko und Alexandra Föderl-Schmid, steht fest, dass gewisse journalistisch hochwertige Online-Inhalte künftig bezahlt werden müssen. Skeptisch sieht das "News"-Generalgeschäftsführer Oliver Voigt, der das Internet für ein Gratismedium hält, das es auch bleiben wird.

Auch "Presse"-Chefredakteur Michael Fleischhacker ist der Meinung, dass das Internet an sich gratis bleibt, glaubt aber zugleich, dass "das, was wir unter Journalismus verstehen, auch online Geld bringen kann". So sieht es auch Walter Mayer, von der "Bild am Sonntag", der überzeugt ist, dass "der Mensch immer bereit sein wird, für spannende Geschichten Geld zu bezahlen", allerdings sei das Internet derzeit weniger spannend, als es sein könnte.

Um den User an die Bezahlung von Internet-Content zu gewöhnen, schlägt Föderl-Schmid eine "akkordierte Aktion der Verleger" vor - "diesen Weg wird man wahrscheinlich gemeinsam beschreiten müssen".

"Österreich"-Herausgeber Wolfgang Fellner sieht für Tageszeitungen künftig auch ein Online-Geschäftsmodell im Angebot von Bewegtbildern. Dieser Meinung ist auch Föderl-Schmid, die meinte, die Verleger würden auf diesem Feld davon profitieren, "dass der ORF hier nicht besonders aktiv ist". Die erste tägliche Nachrichtensendung sei im ORF erst um neun Uhr zu sehen - "hier hat man noch nicht mal den Status eines Entwicklungslandes erreicht".

Weitgehend einig waren sich die Chefredakteure in ihrer Zukunftsprognose für den Magazinsektor. Während die Tageszeitungen in punkto Aktualität gegen das Internet verlieren und verstärkt magazinhafter und hintergründiger werden, dürften sich die Magazine noch mehr in Richtung "Special Interest" entwickeln. Nur Föderl-Schmid betonte, dass eine Tageszeitung eine klassische Tageszeitung bleiben müsse.

Leistung von Print höher

Grundsätzliche Übereinkunft herrschte darüber, dass die Zeitung derzeit noch mehr leiste als das Internet: Vor allem im Gewichten, Einordnen und Sortieren von Nachrichten sei Print hier überlegen. Mayer monierte etwa das "Chaos" von Webauftritten, in denen die journalistische Leistung nicht mehr eindeutig hervorkomme: "Im Internet muss man lernen, was es heißt, eine starke Marke aufzubauen." Er forderte analog zu den Zeitungen "ein Bekenntnis zum starken Foto, zur starken Zeile, zur starken Geschichte".

Föderl-Schmid sieht in der stärkeren Selektion der klassischen Medien ebenfalls eine Eigenschaft, die auch in Zukunft Bedeutung haben wird. "Der aktive User ist etwas, das ich in Zweifel ziehe." Vor allem Menschen im Berufsleben hätten weniger Zeit, sich ihre Inhalte selber zusammenzustellen.

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