Zuschauerquote bei deutschem TV-Duell gesunken

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Während Union und SPD den Sieg jeweils für sich reklamieren, hat sich die Opposition erwartungsgemäß enttäuscht vom einzigen Fernsehduell zwischen der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel und ihrem Herausforderer Frank-Walter Steinmeier gezeigt. "Keiner hat gewonnen, es gibt nur einen Verlierer, der heißt Deutschland", so FDP-Generalsekretär Dirk Niebel am 14.9. im ARD-Morgenmagazin.

Linken-Bundesgeschäftsführer Dietmar Bartsch nannte die 90-minütige Live-Sendung "sehr langweilig". Grünen-Spitzenkandidatin Renate Künast sprach von einer "Selbstbeweihräucherung" der Kandidaten. Steinmeier selbst sieht seine Partei nach dem TV-Duell gestärkt für die Wahlkampf-Schlussphase.

"Das gibt uns Rückenwind für die nächsten 14 Tage, jetzt auf der Zielgerade war und ist das notwendig", sagte er am Montag am Rande des Gewerkschaftstages der IG Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) in Berlin. Er selbst sei mit der Auseinandersetzung am Sonntagabend auch mit Blick auf die danach erhobenen Umfragen sehr zufrieden. "Bei der Diskussion um Inhalte sind Unterschiede deutlich geworden. Darum ging es."

Ergebnis ist unentschieden

In den Umfragen lagen Merkel und Steinmeier fast gleichauf. In einer ZDF-Umfrage sahen 28 % der Befragten Merkel als Siegerin, 31 % Steinmeier. In der ARD fiel das Ergebnis noch knapper aus: Für 43 % gewann Steinmeier, 42 % fanden Merkel besser. Nach einer RTL-Umfrage ging das Duell 37 zu 35 % für Merkel aus.

SPD-Chef Franz Müntefering sprach trotzdem von einem Durchbruch für seine Partei im Wahlkampf. Auch SPD-Generalsekretär Hubertus Heil sagte auf n-tv: "Steinmeier hat deshalb gewonnen, weil er klarer war. Merkel hat versucht durchzutauchen." CDU-Generalsekretär Ronald Pofalla meinte dagegen, Steinmeier habe "keine einzige Machtperspektive" aufzeigen können.

"Ich glaube, Herr Steinmeier hat keine Chance, Kanzler zu werden." Auch CSU-Chef Horst Seehofer lobte Merkels Auftritt. "Ich war sehr zufrieden mit unserer Kanzlerin", sagte der CSU-Chef. Es habe sich aber gezeigt, dass die Union noch hart kämpfen müsse, um die Wahl zu gewinnen.

Keine scharfen Attacken

Merkel und Steinmeier hatten in der 90-minütigen Live-Sendung auf scharfe gegenseitige Attacken verzichtet. Entsprechend fielen die Kommentare in den Zeitungen am 14. September aus. "Kuschel-Duell statt Wahlkampf: Yes, we gähn!" titelte die "Bild"-Zeitung. "Duett statt Duell" lautete die Schlagzeile der "Berliner Morgenpost".

Bartsch warf Steinmeier vor, sich zu zurückhaltend verhalten zu haben. "Wenn man über 10 Prozent zurückliegt, muss man angreifen. Dann kann man nicht ein solches Bewerbungsgespräch führen", sagte der Linken-Politiker. Niebel beklagte im ARD-Morgenmagazin, dass sich Merkel nicht eindeutig zu einem Bündnis mit der FDP bekannt habe. Die Oppositionsführer kommen am 14.9. zu einem TV-Dreikampf zusammen, der am Abend von der ARD ausgestrahlt wird.

Künast schrieb nach dem Duell eine rot-grüne Regierung nach der Wahl am 27.9. offiziell ab. "Wir wissen doch alle, dass Rot-Grün rechnerisch nicht reichen wird", sagte sie im ARD-Morgenmagazin. Welche Koalition sie stattdessen anstrebt, ließ die Grünen-Spitzenkandidatin offen. Das von 4 Sendern übertragene Duell sahen nur 14,18 Mio. Zuschauer - vor vier Jahren waren es noch fast 21 Mio.

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