Nach 16 Verhandlungstagen im Bawag-Prozess wird derzeit pausiert. Fortsetzung: 20. August. In Runde zwei könnte es noch dicker kommen.
Sobald Richterin Claudia Bandion-Ortner das Beweisverfahren eröffnet, wird Staatsanwalt Georg Krakow wahrscheinlich seine 109-seitige Anklage noch erweitern. In den vergangenen Prozesstagen kristallisierte sich heraus, dass beim Betriebsmittelkredit der Bawag an Investmentbanker Wolfgang Flöttl nicht alles mit rechten Dingen zugegangen sein kann.
Weitere Klage für Flöttl?
Die Bank überwies Flöttl unmittelbar nach dem ersten Totalverlust 90 Millionen Dollar, damit der seine Firmen fortführen konnte.Wofür er das Geld verwendet hat, ist nicht restlos geklärt. Bawag-Vorstände werfen Flöttl auch vor, er hätte das Geld genommen – ohne die Absicht, es zurückzuzahlen. Möglicherweise droht Flöttl deswegen sogar eine zusätzliche Anklage wegen Betrugs.
Klage für Verzetnitsch?
Für einen zehnten Angeklagten in der Bawag-Affäre könnte die Aussage von Ex-ÖGB-Finanzchef Günter Weninger sorgen. Er gestand diese Woche, falsch ausgesagt zu haben. In Wahrheit habe er seinen Vorgesetzten, Ex-ÖGB-Boss Fritz Verzetnitsch, schon im Herbst 1998 über das Ausmaß der Verluste informiert und nicht erst zwei Jahre später. Diese Tatsache könnte Verzetnitsch eine Anklage wegen Falschaussage vor dem U-Ausschuss (bis zu drei Jahre Haft) und wegen Bilanzfälschung (bis zu einem Jahr) eintragen.
Rauer Ton
Generell wurde der Ton im Prozess rauer, die gegenseitigen Anschuldigungen wurden massiver. Ab jetzt rennt jeder der – noch – neun Angeklagten um sein Leiberl.
So werfen die Ex-Vorstände Christian Büttner, Josef Schwarzecker und Hubert Kreuch den früheren Bawag-Chefs Helmut Elsner und Johann Zwettler vor, ihr eigenes Süppchen gekocht zu haben. Sie „hören gewisse Details“ zu den Vereinbarungen mit Flöttl und zur Verwertung von dessen Vermögen laut eigenen Aussagen „jetzt zum ersten Mal“. Auf Elsner & Co. wirft das kein gutes Licht. Ein genervter Ex-Aufsichtsratspräsident Günter Weninger fühlt sich gar „hintergangen und verschaukelt“.
Elsner und Flöttl werden auch nach der Prozesspause aufeinander einhauen. Elsner bezichtigte Flöttl zuletzt der Lüge.
Auch nach vier Wochen ist nicht klar, wohin die 1,44 Milliarden Euro der Bawag tatsächlich geflossen sind und warum Flöttl immer sofort neues Geld zum Spekulieren bekam.