Wirtschafts-Bericht

OECD: Sparpolitik verschärft Krise

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Österreich steht im internationalen Vergleich über dem Durchschnitt.

Kurzfristiges Sparen an den falschen Stellen könne Staaten langfristig viel Geld kosten. Regierungen sollten bei Konsolidierungen darauf achten, Sozialausgaben so zu gestalten, dass sie die Folgen der Krise für die schwächsten Gesellschafts-Mitglieder dämpfen. Österreich steht im internationalen Vergleich verschiedener Sozialindikatoren nicht schlecht da.

Laut dem OECD-Bericht "Gesellschaft auf einen Blick" lastet die Krise häufig auf jenen, die vor 2008 am wenigsten vom Wachstum profitierten. So hat sich die Anzahl von Menschen, die in einem Haushalt ohne Arbeitseinkommen leben, in Griechenland, Irland und Spanien verdoppelt. Auch haben Geringverdiener-Haushalte in vielen OECD-Ländern im Verhältnis die größten Einkommensverluste hinnehmen müssen, hieß es in dem am Dienstag präsentierten Bericht der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD). Besonders hart traf es hier Estland, Italien, Griechenland, Irland und Spanien. Der Anteil an Menschen, die angaben, nicht immer genug Geld zu haben, um ausreichend Essen zu kaufen, stieg im OECD-Durchschnitt um zwei Prozentpunkte auf 13,2 Prozent.

OECD warnt vor sozialer Spaltung
"Der Wirtschaftsaufschwung allein wird nicht ausreichen, um die soziale Spaltung zu überwinden und jenen wieder auf die Füße zu helfen, die es am härtesten getroffen hat", so OECD-Generalsekretär Angel Gurria. "Die Regierungen müssen wirksamere sozialpolitische Maßnahmen ergreifen, um für künftige Krisen vorzubauen. Sie sollten auf jeden Fall der Versuchung widerstehen, Reformen zu verschieben, nur weil der Druck kurzfristig leicht nachlässt."

Deutschland, Österreich und die Schweiz stehen im internationalen Vergleich verschiedener Sozialindikatoren gut da: Die Arbeitslosigkeit liegt in allen drei Ländern bei etwa der Hälfte des OECD-Durchschnitts. Die verfügbaren Haushaltseinkommen in der Schweiz gehören zu den höchsten innerhalb der OECD. In Deutschland und Österreich sind sie in den ersten Jahren der Krise (2007 bis 2010) auch stärker gewachsen als die Inflation. Die Einkommensungleichheit ist geringer als im Schnitt der OECD-Länder: Der Abstand zwischen den zehn Prozent der Bevölkerung mit dem geringsten und den zehn Prozent mit dem höchsten Einkommen ist mit dem Faktor 5,9 (Österreich), 6,7 (Deutschland) und 7,3 (Schweiz) erheblich kleiner als im OECD-Mittel (9,5). Allerdings hat sich die Lücke in Österreich während der Krisenjahre etwas vergrößert.

Wie in den meisten OECD-Ländern sind die Sozialausgaben seit 2007 auch in Deutschland, Österreich und der Schweiz gestiegen und liegen, bis auf die Schweiz, erheblich über dem OECD-Durchschnitt von 21,9 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. In Österreich fließt ein Großteil des Geldes in Pensionen, und auch in Deutschland fallen die Rentenkosten mit einem Viertel der Gesamtausgaben für Soziales weit höher aus als im Durchschnitt der OECD-Länder. Schon heute kommen auf jede Person über 65 Jahre kaum drei Menschen im erwerbsfähigen Alter, 2050 werden es nur noch halb so viele sein. Einzig in Japan ist das Verhältnis zwischen Erwerbsfähigen und Ruheständlern noch ungünstiger.

"Gesellschaft auf einen Blick 2014" geht davon aus, dass die Sozialausgaben in der OECD nach ihrem vorübergehenden Anstieg in den ersten Krisenjahren in vielen Staaten unter den Druck der Haushaltskonsolidierung geraten. Der periodisch vorgestellte Bericht "Gesellschaft auf einen Blick" gewährt einen Überblick über soziale Trends und politische Entwicklungen in OECD- und ausgewählten Schwellenländern. Der Bericht nutzt Indikatoren von der OECD und aus anderen Quellen.
 

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