Leistungsbilanzüberschuss mit 5,5 Mrd. Euro auf höchstem Wert seit 2009.
Die Tourismuseinnahmen haben im ersten Halbjahr ein Rekordhoch erreicht: Die Reiseverkehrseinnahmen von ausländischen Gästen in Österreich stiegen um 6,3 Prozent auf 9,3 Mrd. Euro. Das sei der höchste absolute Wert, der bisher in einem Halbjahr erzielt wurde, teilte die Nationalbank am Donnerstag anlässlich der Veröffentlichung der Leistungsbilanzzahlen mit.
Vor allem deutsche Gäste hätten vermehrt in Österreich genächtigt. Um fast ein Viertel (23,4 Prozent) eingebrochen seien die Einnahmen von Gästen aus Russland, die mit 132 Mio. Euro auf Rang 13 der Herkunftsländer liegen. Die Ausgaben pro Nächtigung insgesamt seien gestiegen, wobei allerdings Teuerungen in Gastronomie und Hotellerie in Rechnung zu stellen seien. Der Saldo im Reiseverkehr lag auf einem Spitzenwert von 5,8 Mrd. Euro, nach 5,3 Mrd. Euro im Vorjahreszeitraum.
Höchster Wert seit Handelseinbruch
Der Überschuss in der Leistungsbilanz stieg gegenüber den ersten sechs Monaten 2015 um 1 Mrd. auf 5,5 Mrd. Euro (3,3 Prozent des BIP). "Das ist der höchste absolute Wert seit dem globalen Handelseinbruch im Jahr 2009", schreibt die Oesterreichische Nationalbank (OeNB) in ihrer heutigen Pressemitteilung. Im Güterhandel sank der Überschuss um 0,6 Mrd. auf 1,9 Mrd. Euro. Tragende Säule sei der Reiseverkehr gewesen.
Bei den Gästen aus Deutschland gab es im ersten Halbjahr ein Nächtigungsplus von 4,9 Prozent auf rund 27 Millionen und damit die Hälfte aller Nächtigungen ausländischer Gäste (53,2 Millionen). Bei den einheimischen Gästen betrug der Anstieg 3,3 Prozent auf 17,6 Millionen. Neben den Ausgaben deutscher Gäste hätten unter anderem auch jene von Urlaubern aus der Schweiz (+15,2 Prozent), den Niederlanden (9,4 Prozent) und Italien (7,5 Prozent) zugenommen. Bei den Gästen aus China gab es einen Einnahmenzuwachs von 9,4 Prozent auf 56 Mio. Euro. China lag damit auf Rang 18 der Herkunftsländer und damit vor Japan (Rang 23).
Rückgänge bei Direktinvestitionen
Bei den Direktinvestitionen gab es Rückgänge bei den Forderungen und Verbindlichkeiten, zurückzuführen auf den Rückzug einer in Österreich zwar nicht realwirtschaftlich tätigen Zweckgesellschaft (Special Purpose Entity), die aber ihre konzerninternen Finanzen über Österreich abwickelte, teilte die OeNB in ihrer Aussendung zur Zahlungsbilanz heute weiter mit. Darüber hätten im ersten Halbjahr Investitionen und Übernahmen stattgefunden, die das Ausmaß des negativen Basiseffekts auf die Entwicklung der Forderungen (minus 20,3 Mrd. Euro) und Verbindlichkeiten (minus 21,4 Mrd. Euro) aus Direktinvestitionen dämpften.
Die Forderungen aus Wertpapierveranlagungen im Ausland seien transaktionsbedingt um 4 Mrd. Euro gestiegen. Die Verbindlichkeiten Österreichs im Ausland wurden um 4,7 Mrd. Euro verkürzt, weil die Banken ihre Auslandsrefinanzierung weiter zurückgefahren haben. Bei den österreichische Staatsanleihen waren Ende Juni 218,3 Mrd. Euro oder 70 Prozent des Bestands im Besitz ausländischer Gläubiger.
Für 2014 und 2015 sei die Zahlungsbilanz routinemäßig revidiert worden, teilte die OeNB weiter mit. Damit sei die Leistungsbilanz für 2014 von 2 auf 2,4 Prozent im Verhältnis zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) revidiert worden, für 2015 von 2,6 auf 1,9 Prozent. Der Umfang der Revisionen sei mit jenem früherer Jahre vergleichbar.