OPEC wird wohl an Quote festhalten

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Für Erdöl-Exporteure gab es schon bessere Zeiten: Die Rezession drückt seit über einem Jahr weltweit kräftig auf die Ölnachfrage - und damit auf das Lebenselixier der zwölf OPEC-Länder. Auch auf lange Sicht gerät das Kartell der Organisation erdölexportierender Länder (OPEC) weiter unter Druck: Die Welt sucht fieberhaft nach einem Ausweg aus dem Öl und scheint damit zunehmend erfolgreich.

Viel Spielraum bleibt den OPEC-Ministern bei ihrem nächsten Treffen am Mittwochabend (9. September) in Wien nicht. Experten gehen davon aus, dass die Runde den Ölhahn nicht weiter zuschrauben wird.

"Die OPEC ist angesichts der Krise und der gesunkenen Nachfrage derzeit nicht sehr machtvoll", sagt Energieexpertin Claudia Kemfert vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) in Berlin. "Sie werden den Preis sicher erst einmal um die 70 Euro stabilisieren." Im Markt gebe es weiterhin Überkapazitäten und auch Anfang des nächsten Jahres werde die Nachfrage nach Öl schwach sein. Fast keinen Einfluss des Kartells auf die Ölpreise sieht angesichts hoher Lagerbestände auch der Rohstoff-Chefanalyst der Commerzbank, Eugen Weinberg. Wird der Hahn zugedreht, bedient man sich vorerst eben im Bestand.

Bei der OPEC-Runde, die wegen des islamischen Fastenmonats Ramadan erst um 21.30 Uhr beginnt und in der Nacht zum Donnerstag tagt, könnte es aber eine Ermahnung an die Mitglieder geben, nicht mehr von dem flüssigen Gold in die Märkte zu leiten, als die Quote der Interessengemeinschaft vorsieht, vermutet Kemfert. Experten schätzen, dass die letzte Quotenkürzung von Ende 2008 um 4,2 Mio. Barrel auf 24,84 Mio. Barrel am Tag (ohne den Irak) nur zu drei Vierteln umgesetzt wurde - zu verlockend ist die zusätzliche Dollarquelle, wenn heimlich ein paar Fass Rohöl mehr gefördert werden.

Preis pendelt derzeit um 70 Dollar

Eigentlich können die auf die Petrodollars dringend angewiesenen OPEC-Länder, die inzwischen weit weniger als die Hälfte der gesamten Ölproduktion beherrschen, mit der Preisentwicklung der vergangenen Monate ohnehin recht zufrieden sein. Nach Höchstständen von mehr als 140 Dollar pro Barrel Mitte des vergangenen Jahres waren die Ölpreise wegen der Rezession zwischenzeitlich auf rund 33 Dollar gepurzelt. Daraufhin drehte die OPEC den Ölhahn ein Stück zu und der Preis stieg auf zurzeit rund 70 Dollar (48,8 Euro).

Marktbeobachter schätzen, dass sich das Kartell mit Sitz in Wien - in der sich Staaten wie der Iran, Irak, Libyen und Venezuela tummeln - mit der jüngsten Preiserholung zufriedengibt. "Der OPEC geht es nur darum, ihren Ertrag zu maximieren", sagt der Rohstoffexperte von der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW), Frank Schallenberger. Die Ölpreise jetzt mit einer Quotenkürzung in die Höhe zu treiben, könnte das zarte Pflänzchen des Aufschwungs in der Welt abwürgen, was weiter auf die Ölnachfrage drücken würde.

Die Weltkonjunktur zieht langsam wieder an. "Im vierten Quartal wird mehr Öl nachgefragt", folgert der Chef des internationalen Energieberaters JBC Energy, Johannes Benigni. "Wenn die Fördermenge erhöht würde, würde das dem Abbau der Lagerbestände entgegenwirken." Der Rohstoffexperte Eugen Weinberg von der Commerzbank, sieht auch keinen Spielraum für eine Quotenkürzung. Angesichts der Lagerbestände müsste die dazu noch ziemlich drastisch ausfallen, um im gesättigten Markt eine preissteigernde Wirkung zu entfalten. Die OPEC hofft, dass die Preise mit einem Anziehen der Konjunktur wieder steigen. Das Kartell wirkt zurzeit mehr getrieben, denn als handelnde Kraft.

Neue Überlebensstrategie

Langfristig werden die ölreichen OPEC-Länder jedenfalls an einer neuen Überlebensstrategie arbeiten müssen. Das Kartell wird bedroht durch Erfolge bei Solar, Wind- und Strömungskraft. "In 50 Jahren wird der Einfluss der OPEC schwinden", schätzt Kemfert vom DIW daher. Die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) scheinen das erkannt zu haben: Sie bauen mit "Masdar City" bei Abu Dhabi gerade die erste Stadt, die sich allein aus erneuerbaren Quellen speist.

Und noch sprudeln die Petrodollar einige Jahre. Das könnten die Scheichs nutzen, um sich auch bei den regenerativen Energien in den Vordergrund zu schieben. Im Kampf um den Hauptsitz der neuen Internationalen Organisation für Erneuerbare Energien (IRENA) unterlag der "grüne" Vorreiter Deutschland bereits. Das Zentrum für eine saubere Energiegewinnung liegt jetzt in Abu Dhabi.

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