Vattenfall-Stromnetz vor Verkauf an Belgier

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Der Versorger steht nach langer Interessentensuche Kreisen zufolge vor einem Verkauf seines deutschen Stromnetzes. "Das Geschäft mit dem belgischen Netzbetreiber Elia ist in Reichweite und könnte bis März abgeschlossen werden", sagte ein Manager des Unternehmens.

Eine Person aus dem Kreis der beteiligten Banken äußerte sich ähnlich: "Man ist auf gutem Wege." Eine Einigung könne noch im ersten Quartal 2010 erreicht werden. Vattenfall wollte sich dazu nicht äußern, bei Elia war keine Stellungnahme zu erhalten.

Elia betreibt das komplette belgische Mittel- und Hochspannungsnetz und bildet so auch die Stromverbindung zwischen Frankreich und Nordeuropa. Elia ist zudem Mehrheitseigentümer der Strombörse Beplex. Das Unternehmen verzeichnete 2008 Erlöse von rund 750 Mio. Euro.

Vattenfall will seit längerem sein knapp 10.000 km langes Fernleitungs-Netz in Deutschland verkaufen, die Finanzkrise verhinderte aber bisher einen Abschluss. Der schwedische Konzern stand im vergangenen Jahr dicht vor einem Vertrag mit einem Finanzkonsortium, das etwas über 500 Mio. Euro zahlen wollte.

Dazu kamen Zusicherungen für den Erhalt von Arbeitsplätzen sowie für milliardenschwere Investitionen in die Fernleitungen, auf die Vattenfall als Stromproduzent weiter angewiesen ist. Das Geschäft platzte jedoch, nachdem Konkurrent E.ON sein kaum größeres Netz für über eine Milliarde Euro abstieß. Vattenfall strebt nun einen Preis von zumindest deutlich über 500 Mio. Euro an.

Deutsche Netzgesellschaft im Koalitionsvertrag

Ein Verkauf an Elia würde allerdings das auch im Koalitionsvertrag der neuen Regierung verankerte Ziel einer deutschen Netzgesellschaft untergraben. Dass E.ON bereits an die niederländische Tennet verkauft hat, würde auch das zweite große deutsche Netz einen ausländischen Betreiber erhalten. RWE und EnBW wollen ihre Netze ohnehin behalten.

Die Verbindung der Fernnetze mit der Produktion von Strom der großen Versorger stößt bei Verbraucherschützern, Politikern und der EU-Kommission seit langem auf Kritik. Den Konzernen wird vorgeworfen ihre Netz-Monopole zu nutzen, um die Durchleitung von Strom von Konkurrenten zu erschweren und so mehr Wettbewerb zu verhindern.

Die großen Energiekonzerne gelten auch als Adressaten eines Gesetzentwurfs der neuen Bundesregierung, der im äußersten Fall die Entflechtung von marktbeherrschenden Unternehmen vorsieht.

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