"Teil der Lösung"

Baustoffbranche setzt auf Klimaschutz

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Von Gebäudesanierung und Bahnausbau "viel Arbeit" erhofft.

Bei Maßnahmen gegen den Klimawandel sieht sich die heimische Baustoffbranche als "Teil der Lösung". Man werde bei der thermischen Ertüchtigung der Gebäude und beim Ausbau der Bahninfrastruktur für den Personen- und Güterverkehr mitmachen. Und beim Recycling von Baurestmassen sei man schon besser als die von der EU-Kommission geplanten Mindestvorgaben, erklärte die Fachverbandsspitze am Mittwoch.
 
Brüssel wolle, dass 70 Prozent der Baurestmassen recycliert werden, in Österreich liege die Branche aber schon bei mehr als 85 Prozent, im Tiefbau und der Infrastruktur sogar nahe 100 Prozent, betonte der Geschäftsführer des Fachverbands Steine-Keramik, Andreas Pfeiler, vor Journalisten. Schwieriger sei die Sortenreinheit im Recycling bei klassischen Häusern zu bewerkstelligen, da müssten die Schadstoffe beim Abriss intensiver analysiert werden. Daher könne Recycling-Material auch nicht billiger sein. Das glaubten aber viele Kunden, die bei Preisgleichheit Beton aus frischem Kies wollen, obwohl der qualitativ gleich sei, meinte der seit Herbst neue FV-Obmann Robert Schmid.
 

Zementindustrie will klimaneutral werden

Schmid beklagte, dass zu viel Bauschutt, also Wertstoffe, auf die Deponie gingen und eingegraben würden. "Es geht zu wenig Material hinein in die Wiederverwertungsanlagen." Die Recycling-Anlagen selbst seien natürlich "sauteuer" als Investition, deshalb müssten sie sich auch vom Durchsatz (Input-Output) optimal "drehen".
 
Sofern Österreich und Brüssel ihre politischen Ziele umsetzen, stehe der stein- und keramischen Industrie "eine recht gute Zukunft bevor", meinte Schmid. Bei der Gebäudesanierung komme auf die Branche viel Arbeit zu. Und wenn man künftig "mit den günstigen Tickets" mehr Personen und Güter auf die Bahn bringen wolle, seien auch Schienen und Tunnels nötig. Und Beton werde als Wärme- und Kältespeicher gerade im Zusammenhang mit Erneuerbaren Energien wie Wind und Sonne eine wachsende Rolle spielen, ist der Obmann überzeugt.
 
"Die Zementindustrie wird in 20 Jahren kein CO2 mehr emittieren", versicherte Pfeiler: "Das wird abgesondert und getrennt in einer Nachnutzung verwendet. Dazu gibt es schon Ideen." Deshalb sei wie Chemie und Stahl auch der Zementbereich von Brüssel ausdrücklich von den Pilotbranchen ausgenommen, weil sie in 20 Jahren dahin gehend ohnedies keine Probleme mehr haben würden. Bei der diskutierten CO2-Steuer auf importierte Produkte an den Grenzen (Border-adjustment tax) werde es wohl auf eine Kompromisslösung hinauslaufen müssen, meinte Schmid: "Man kann nicht von jedem, der hereinimportiert, eine CO2-Abgabe verlangen." Zu bedenken sei aber, dass in der Zementproduktion in Asien 780, 800 oder 900 Kilogramm CO2 pro Tonne anfallen würden, in Österreich im Schnitt nur 565 kg. "Da ist es gescheiter, wir produzieren bei uns zu besseren Umweltschutzbedingungen", so Schmid.
 

Branche für heuer bedingt optimistisch

Auch für 2020 ist die heimische Baustoffbranche mit im Vorjahr 3,7 Mrd. Euro Umsatz und 13.400 Beschäftigten eingeschränkt optimistisch. Gut laufe es in den baunahen Bereichen, die 2019 um die sechs Prozent mehr umsetzten. Sorgenkinder bleiben die Industriezulieferer, die etwa unter den Problemen der Autobauer leiden.
 
Einen großen Sprung nach oben werde es 2020 freilich nicht geben, meinte Pfeiler nach den im Schnitt 2,2 Prozent Umsatzplus der Branche 2019. Inflationsgetrieben, aber nicht durch Mengenzuwächse habe die Beton- und -fertigteilindustrie 2019 um 6,4 Prozent zugelegt, die Zementindustrie um 6,3 Prozent sowie die Ziegel- und -fertigteilindustrie mit 5,9 Prozent, berichtete Pfeiler. Dazu zählten steigende Kosten für die Rohstoffsicherung, aber auch für die CO2-Zertifikate, die die Branche im Emissionshandelssystem (ETS) zukaufen müsse. Zwar habe es Anfangs Zertifikat-Zuteilungen gegeben, doch seien diese nicht ausreichend - die Preise dafür hätten sich im Jahr 2019 aber annähernd verdoppelt, vor allem der Beton- und Ziegelbereich leide darunter.
 
Hochbau und Wohnbau seien "gut ausgelastet - man könnte sagen: an den Kapazitätsgrenzen". Dank des warmen Wetters arbeite man auch hier wieder - wie schon im Vorjahr - bereits seit dem 7. Jänner, meinte Pfeiler. "Der Neubau boomt, und das Wetter ist großartig", freute sich auch Schmid. 2020 werde wohl ebenfalls ein gutes Jahr, wenn es nicht zu einem Absturz komme. Mittlerweile könne die Branche auch besser mit der hohen Nachfrage in den bauaffinen Bereichen umgehen, der Boom 2018 sei doch etwas plötzlich gekommen. Heuer werde sich der Neubau etwas beruhigen, dafür sollte sich die Sanierung etwas steigern, meinte Schmid.
 
   Als Regionalversorger von mineralischen Rohstoffen sei man an möglichst kurzen Transportwegen interessiert. Durch eine "praxisnähere Ausgestaltung von Gewichtstoleranzen" könnten die CO2-, Lärm- und Staub-Emissionen "deutlich verringert" werden, so Schmid. "Optimal" wären 10 Prozent oder vier Tonnen höhere Lkw-Nutzlasten, "das halten Straßen, Brücken und Lkw aus". Damit bekäme man über als 900.000 Fahrten von der Straße, rechnete er vor.
 
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