Wenn die Pharmafirma Baxter einen Impfstoff gegen die neue A(H1N1)-Influenza fertiggestellt hat, steht in Österreich noch eine wichtige Entscheidung bevor: Die Finanzierung einer Bestellung des Wirkstoffes gegen die Schweinegrippe im Bedarfsfall.
Noch sei nicht geklärt, wer dafür die offenen Kosten übernehme, sagte Sigrid Rosenberger, Sprecherin im Gesundheitsministerium. "Bei der Finanzierung muss man sich noch einmal zusammensetzen." Bestellt wurde der Impfstoff noch nicht. Ärzte und Wissenschafter halten Hygiene-Maßnahmen wie das Waschen der Hände und das Meiden von Menschenansammlungen nach wir vor für die beste Prävention, betonte Rosenberger.
Der Bund hat anlässlich der Vogelgrippe in einen Vorvertrag mit dem Pharmakonzern Baxter finanziert, und damit die "Anzahlung" für 16 Mio. Impfstoff-Dosen gegen eine Pandemie wie eben die Schweinegrippe geleistet. Offen ist die Regelung der übrigen Kosten, wenn es zu einer Bestellung kommen sollte. "Das ist dann ein Teil, den man sich ausmachen muss", so Rosenberger. Theoretisch kommt eine private, Krankenkassen- oder staatliche Finanzierung bzw. eine Mischung aus diesen Möglichkeiten in Frage.
Vakzine in der letzten Zulassungs-Phase
Derzeit arbeitet Baxter in Bohumil in Tschechien noch an der Produktion, die Vakzine befindet sich in der letzten Zulassungs-Phase. Entwickelt wurde es im Baxter-Forschungszentrum in Orth/Donau in Niederösterreich. Österreich kann die 16 Mio. Impfstoff-Dosen laut dem Vorvertrag in einzelnen Tranchen bestellen - etwa zunächst 6 Mio. und weitere 10 Mio. zu einem späteren Zeitpunkt, erklärte Rosenberger. Die Lieferung erfolgt nicht auf einmal: Österreich hat gemäß der Vereinbarung einen Anspruch auf einen bestimmten Prozentsatz der Wochenproduktion bei Baxter.
Ob bestellt wird, entscheidet das Gesundheitsministerium laut Rosenberger anhand verschiedener Faktoren. Die Ausbreitung bzw. ein Ansteigen der Fälle im Inland sei dabei nur ein Kriterium. Die Gefährlichkeit des Erregers oder auch die Festlegung einer Zielgruppe für die Immunisierung würden ebenfalls eine Rolle spielen. Diese Entscheidung ist nicht ganz einfach: Einerseits zählen schwangere Frauen zu einer Risikogruppe, anderseits stelle sich die Frage, ob es sinnvoll sei, genau diese mit einem ganz neuem Wirkstoff zu impfen, nannte Rosenberger ein Beispiel.
In Österreich gab es seit Ausbruch der Schweinegrippe Ende April in Mexiko 121 Fälle mit ausnahmslos mildem Verlauf. Seit Montag wurden in der Steiermark zwei neue Ansteckungen registriert. Zusätzlich erkrankten zwei Männer in Wien und Niederösterreich nach einem Aufenthalt in Malta und Spanien. Weltweit berichtete das EU-Seuchenkontrollzentrum ECDC am Montagabend über 163.789 Infizierte und 998 Todesfälle. 20.656 der Fälle traten im europäischem Raum auf.