Wissenschafter gegen Verteufelung von Epo

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Das als Dopingmittel bekannte Epo könnte bald bei Schlaganfall und Schizophrenie helfen. Der Lübecker Wissenschafter Wolfgang Jelkmann warnt daher vor einer Verteufelung des Hormons namens Erythropoietin, kurz: Epo. Durch die Diskussion um die verbotene Leitungssteigerung im Sport werde vergessen, dass gentechnisch hergestelltes Epo ein wichtiges Medikament für Nierenkranke und Tumorpatienten sei, sagte Jelkmann in einem Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur dpa.

Außerdem gebe es klinische Studien, die zeigten, dass das Hormon auch die Lebensfähigkeit von Gewebezellen in Herz, Leber, Nieren und Gehirn unterstützt, ergänzte Jelkmann, der seit rund 30 Jahren die Wirkungsweise von Epo erforscht.

Jelkmann ist Direktor des Instituts für Physiologie der Universität zu Lübeck und gilt weltweit als führender Epo-Experte. "Epo verbessert die Lebensfähigkeit von Zellen und regt so im Knochenmark die Bildung roter Blutzellen an. Diese zellschützende Wirkung ist in Tierexperimenten inzwischen auch für andere Organe belegt", erläuterte er. Es gebe erste kleinere Studien am Menschen für verschiedene Organe.

Auf der von Jelkmann veranstalteten internationalen Tagung zu Epo, die am (heutigen) Samstag in Lübeck zu Ende geht, stellen Wissenschafter erste Studien vor, die die Wirksamkeit von Epo auch bei Krankheiten wie Schlaganfall, Schizophrenie, Demenz und Depressionen nahelegen. "Danach kann Epo nach einem Schlaganfall den Infarktbereich im Gehirn verkleinern sowie bei Schizophrenie und Demenz den Ausfall von Hirnregionen aufhalten und die Gedächtnisleistung verbessern", berichtete Jelkmann. Doch er warnte vor zu großen Hoffnungen: "Bis zur therapeutischen Anwendung kann es noch Jahre dauern."

Epo wird seit rund 20 Jahren jedoch zur Behandlung von Anämie (Blutarmut) bei Patienten mit chronischen Nierenleiden eingesetzt. Seit etwa zehn Jahren bekommen auch Krebspatienten das Medikament zur Bekämpfung von Anämie als Folge von Chemotherapie.

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