Linz09-Bilanz: Mehr als 2,8 Millionen Besucher

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In Summe mehr als 2,8 Millionen Besucher wird Linz als Europäische Kulturhauptstadt 2009 bis Jahresende begrüßen. Von Jänner bis Oktober gab es 638.097 Nächtigungen und damit um 11,4 Prozent mehr als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Für eine auf Geschäftstourismus ausgerichtete Stadt sei dieser Wert "in einer Krisenzeit besonders wertvoll", erklärte Linz09-Intendant Martin Heller Dienstagnachmittag bei der Bilanzpressekonferenz. Insgesamt 220 Projekte wurden realisiert und rund 5.000 Künstler aus 66 Nationen gezählt.

Die größten Nächtigungszuwächse nach Märkten verzeichnete Linz von Jänner bis Oktober aus der Schweiz (plus 26,8 Prozent), Tschechien (plus 24,8 Prozent), Österreich (plus 22,9 Prozent), Deutschland (plus 17,5 Prozent) und Italien (plus 5,7 Prozent). Die Übernachtungen der klassischen Geschäftsreisenden aus den USA, China, Großbritannien oder Russland hingegen seien laut Linz09 stark gesunken. Die positive Steigerung in der Stadt habe außerdem dazu beigetragen, dass in Oberösterreich selbst noch im Oktober 2009 im Bundesländervergleich ein Plus von 0,2 Prozent registriert worden sei.

Mit 272.860 die meisten Menschen wurden beim "Höhenrausch", einer Installation über den Dächern der Kulturhauptstadt, gezählt. Die weiteren Spitzenreiter waren das jährlich stattfindende "Pflasterspektakel" mit heuer rund 210.000 Besuchern, das gemeinsam mit dem Ars Electronica Center und der voestalpine realisierte Projekt "80+1" mit 170.000 und die Ausstellung "Das grüne Band Europas" mit 74.836.

Die Linz09-Projekte durften sich über insgesamt 18 Auszeichnungen freuen, darunter der European Design Award, der Staatspreis für Erwachsenenbildung für die "Kulturlotsinnen" und der Oberösterreichische Holzbaupreis für das Veranstaltungsgebäude Hafenhalle. Laut Kulturhauptstadt-Team fand man in über 20.000 Medienbeiträgen und -artikeln Erwähnung. Rund 200 Freiwillige arbeiteten an Linz09 mit.

Das Budget von insgesamt rund 60 Mio. Euro deckt den Projektzeitraum 2005 bis 2010 ab. 20 Mio. steuerte die Stadt bei, ebenso viel das Land Oberösterreich und der Bund, 1,5 Mio. Euro stammten von der EU. Durch Sponsoring wurden etwa 10,5 Mio. eingebracht, durch Ticketing und Merchandising wurden 1,7 Mio. Euro. Mehr als 60 Prozent des Gesamtbudgets flossen in die Programmgestaltung, circa 19 Prozent waren für die Bewerbung der Kulturhauptstadt und das Marketing budgetiert.

"Eiserne Reserve" von 806.000 Euro übrig

Aus dem Linz09-Budget ist eine "eiserne Reserve" von 806.000 Euro übriggeblieben, berichtete Kulturreferent Vizebürgermeister Erich Watzl, der von einem "finanziell sauberen Abschluss" sprach. Diese könne im kommenden Jahr für Unvorhergesehenes bzw. die Weiterführung von einzelnen Projekten verwendet werden. Watzl verwies auf eine Umfrage, wonach rund 70 Prozent der Österreicher im Kulturhauptstadtjahr eine gute Sache gesehen haben. Der Standort sei geistig und wirtschaftlich weiterentwickelt und als Kulturdestination zusätzlich aufgewertet worden.

Die Politik habe sich nicht eingemischt und der Intendanz trotz eines Wahljahres "völlig freie Hand gelassen", erklärte Bürgermeister Franz Dobusch (S). "Wir haben die Kulturhauptstadt als viel wichtiger angesehen als jeden kleinkarierten Streit." Hätte es Linz09 nicht gegeben, wären große Investitionen wahrscheinlich nicht so leicht möglich gewesen, so Dobusch. Stadt und Land hätten sich mit dem Projekt in Österreich und international, zumindest im benachbarten Ausland profiliert, ist Kulturreferent Landeshauptmann Josef Pühringer überzeugt. Er verwies darauf, dass Oberösterreich eine große Chance im Zukunftsfeld Kreativwirtschaft habe. In der Bevölkerung bleibe nach diesem Jahr Begeisterung für Kunst und Kultur, mehr Verständnis und damit ein größerer Aktionsradius.

Kulturministerin Claudia Schmied (S) sprach von "einem Jahr der Feuerwerke der Kreativität", in dem die Stadt ein weltoffenes Klima vermittelt habe und das auch künftig tun werde. Mit Projekten wie "I like to move it move it" gemeinsam mit Schulen seien neue Wege aufgezeigt worden und damit Nachhaltigkeit "im besten und edelsten Sinn" geschaffen worden. Linz09 habe neue Maßstäbe im Bereich der Kulturhauptstädte gesetzt, ist Schmied überzeugt. Ein Erfolgsfaktor seien ungewöhnliche Kombinationen gewesen, Linz sei als eine Stadt gemeinsam von Kultur und Tourismus beworben worden, so Heller. Das Gewichtigste sei der neue Stolz, den die Bevölkerung entwickelt habe.

Die freie Szene sieht das freilich anders: Eva Immervoll, Geschäftsführerin der Kulturplattform Oberösterreich, hat in den vergangenen Monaten eine Einbindung und einen substanziellen Kunst-und Kulturdiskurs vermisst. "Das geschah alles auf einer sehr plakativen Ebene", kritisierte sie im Gespräch mit der APA. Die Kulturhauptstadt-Intendanz sei inhaltlich äußerst konfliktscheu gewesen. Die politischen Entscheidungsträger hätten massiv versagt, programmatisch werde man im kommenden Jahr wie Graz 2004 dastehen. Von Stadt und Land seien zwar 40 Mio. Euro in Linz09 gepumpt worden, die freie Szene hingegen müsse 2010 mit 16 Prozent weniger Budget kämpfen, berichtete Immervoll.

Service: http://www.linz09.at

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