Preise drosseln

OPEC dreht am Mittwoch Ölhahn auf

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Benigni erwartet eine faktische Förder-Erhöhung um 1 Mio. Barrel pro Tag.

Ölexperten gehen davon aus, dass die Organisation erdölexportierender Länder (OPEC) am Mittwoch bei ihrem nächsten Ministertreffen in Wien eine Ausweitung ihrer Produktion beschließen wird, um "Schwarzes Gold" wieder billiger zu machen. Da im dritten Quartal die weltweite Ölnachfrage ansteigen werde, sei ein solcher Schritt überfällig, sagte Johannes Benigni von JBC Energy am Montag im APA-Gespräch. Aus seiner Sicht sollte die OPEC ihre seit Anfang 2009 unveränderte Quote von 24,845 Mio. Fass täglich (ohne Irak) um 2 bis 2 1/2 mb/d anheben.

"Psychologisch"
Da schon derzeit 1 1/2 Mio. Fass pro Tag über dem Ziel gefördert werden, kämen damit 0,5 bis 1 Mio. Barrel täglich zusätzlich auf den Markt. Dies könnte dann "psychologisch" helfen, den OPEC-Ölpreis von derzeit 110 Dollar/Fass auf unter 100 Dollar zu bringen, so Benigni. Angepeilt werden von der OPEC 70 bis 90 Dollar/Fass.

Dieses OPEC-Ölministertreffen werde die Nagelprobe sein, ob die Organisation auch ihrer politischen Rolle gerecht werden wolle, wie eigentlich beabsichtigt die Preise wieder in Richtung des Ziel-Preisbandes zu bringen, ist der Wiener Ölfachmann überzeugt, der derzeit in Asien weilt: "Wenn die OPEC das Volumen nicht erhöht, tut sie nichts dafür, dass die Preise in Richtung der Range gehen."

Erwartungshaltungen
Vor allem ein psychologisches Signal seitens der Ölorganisation wäre wichtig, sagt Benigni. Es gehe nicht nur um eine Million Barrel mehr physisches Öl für den Markt, also um das tatsächliche Angebot: "An den Märkten werden ja Erwartungshaltungen gehandelt."

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Dass die Nachfrage nach OPEC-Öl von zuletzt 29 Mio. Fass täglich (mb/d), was sich ungefähr mit der Produktion der OPEC-12 (ohne Irak) deckt, bis zum 3. Quartal auf 30 1/2 mb/d klettern wird, entspreche der Schätzung fast aller Experten. Der letzte Monatsbericht der OPEC selbst nannte dazu 30,66 Mio. Fass/Tag. Verglichen mit der April-Förderung der Organisation würde dies eine Förderausweitung um 1,7 mb/d nahelegen, um Angebot und Nachfrage wieder auszugleichen. Der Weltölmarkt insgesamt hat ein Tages-Volumen von 89 Mio. Fass.

Schwarzes Gold
Wenn die OPEC ihre Ölproduktion ausweitet und die US-Notenbank das sogenannte "Quantitative Easing 2" auslaufen lässt und die Leitzinsen wieder anhebt - wodurch Commodities unattraktiver werden -, könnte der Preis für "Schwarzes Gold" unter die 100-Dollar-Marke in Richtung des OPEC-Preisbandes sinken, nimmt Benigni an. Sollte die Organisation den Ölhahn aber nicht weiter aufdrehen und die Fed mit einem "QE3" fortsetzen, dann würde der Ölpreis weiter steigen, sagt der Managing Director von JBC Energy. Innerhalb der OPEC selbst gebe es noch gewisse Widerstände gegen eine Förderausweitung - mit dem Hinweis, man spüre noch nichts von einer höheren Nachfrage. Daher werde die Entscheidung erst beim Meeting am Mittwoch selbst fallen.

Den Irak, dessen Produktion nicht in die OPEC-Quote eingerechnet ist und zu dieser noch dazu kommt, sieht Benigni erst mittelfristig wieder als größeren Player auf den Ölmarkt zurückkehren: "Das dauert noch Jahre." Ab 2013 werde der Irak nennenswert mehr produzieren können als heute. Der Irak selbst will nach jüngsten Angaben seine Produktion bis Jahresende auf 3 Mio. Fass täglich steigern, nächstes Jahr nochmals um 0,5 bis 1 mb/d. Bis 2017 will Bagdad bei 12 mb/d sein, sagte Vize-Premier Hussein al-Shahristani am Sonntag, die meisten Analysten halten laut Reuters 6 bis 7 mb/d für realistischer.

Laut Benigni förderten die OPEC-Mitglieder (ohne Irak) im Mai mit 26,435 Mio. Barrel/Tag um 1,59 mb/d über dem seit Rezessionszeiten unveränderten Ziel des Kartells. Hinzu kamen 2,73 mb/d vom Irak, womit die OPEC insgesamt 29,16 Mio. Fass täglich produzierte. OPEC-Öl kostete zuletzt am Freitag 110,44 Dollar (76,23 Euro) pro Fass, wie das OPEC-Sekretariat am Montag bekanntgab. Seit Anfang 2010 erreichte der OPEC-Ölpreis den höchsten Stand am 28. April d.J. mit 120,90 Dollar, im Mai 2010 war OPEC-Öl schon für 66,84 Dollar zu haben.

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