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Quelle-Verkauf an Lielacher gescheitert

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Die Verhandlungen über einen Verkauf des insolventen Versandhändlers Quelle an den Ex-Investmentbanker Mike Lielacher sind gescheitert. Lielachers letztes Angebot - ein Kaufpreis von 35 Mio. Euro - habe "dessen wahres Gesicht gezeigt", kritisierten die Anwälte. Man habe die Verhandlungen abgebrochen. Es sei davon auszugehen, dass ein Betrieb in Form eines Versandhandels am bisherigen Standort nicht mehr aufgenommen werde.

Der Ex-Investmentbanker und Interessent für den insolventen Linzer Versandhändlers Quelle, Mike Lielacher, ist über das Scheitern der Verhandlungen "sehr enttäuscht", wie er selbst sagt. Dass die Masseverwalter die Gespräche abgebrochen haben, sei für ihn "nicht ganz logisch", sagte Lielacher Freitagnachmittag im Gespräch mit dem ORF-Radio Oberösterreich. "Wir haben immerhin 35 Mio. Euro geboten."

Dass er, wie von den Masseverwaltern vermutet, Spekulationen betrieben habe, sei "Unfug", so Lielacher. Das von ihm vertretene Bieterkonsortium habe weder spekuliert noch sonst irgendwelche schlechten Absichten. Feststehe, dass man die einzige Gruppe gewesen sei, die von Anfang stets den Versandhandel betreiben wollte. Lielacher: "Wir haben das ganz professionell vorbereitet."

Für einzelne Konzernteile wolle man definitiv nicht bieten. "Wir sind nur an der Weiterführung interessiert", betonte Lielacher. Das Versandgeschäft müsse in Linz bleiben. Es sei kein Thema, jetzt die Adressen oder die Forderungen zu kaufen. "Das interessiert uns nicht." Das abgegebene Angebot könne man nach dem Abbruch der Verhandlungen jedenfalls nicht nachbessern. Sollten aber wieder Gespräche aufgenommen werden, "werden wir uns das sicher überlegen", erklärte Lielacher.

"Er spekuliert damit, nur mit Arbeitsplätzen winken zu müssen"

Masseverwalter Erhard Hackl übte harte Kritik an Lielacher: "Mir kommt vor, er spekuliert damit, nur mit Arbeitsplätzen winken zu müssen, um das Quelle-Vermögen auf Kosten der Konkursgläubiger fast geschenkt zu bekommen." Es sei auch möglich, dass die Gruppe aussteigen wolle oder müsse und den Schwarzen Peter für das Scheitern des Kaufs den Masseverwaltern zuspielen wolle, so Hackls Kollegen Rudolf Mitterlehner und Thomas Zeitler.

Lielacher habe gemeinsam mit Gerhard Bruckberger als Vertreter von "bis heute nicht bekannten namhaften österreichischen Investoren" im Dezember ein nicht bindendes Angebot für Forderungen, Anlagevermögen, Kundendaten, Warenvorräte sowie Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffe in Höhe von rund 51 Mio. Euro gelegt, berichteten die Masseverwalter.

Parallel dazu sei den Mitarbeitern und der Politik Hoffnung auf den Erhalt von Arbeitsplätzen in Linz gemacht worden. Die Stadt Linz habe sich bereiterklärt, die Betriebsliegenschaft - unter der Bedingung des Unternehmensverkaufes und einer Absichtserklärung, rund 500 Personen langfristig zu beschäftigen - um 16,5 Mio. Euro netto zu kaufen und an den Quelle-Erwerber zu einem angemessenen Bestandzins zu vermieten.

Unerfüllbare Vertragsbedingungen des Investmentbankers

Nach mehreren Verhandlungen und Besprechungen sei eine Vertragsunterfertigung zur Berichtstagsatzung am 12.2. ins Auge gefasst worden, so Hackl. Entgegen den Zusagen habe Lielacher aber nur erklärt, dass eine Unterfertigung erst am 24.2. infrage komme.

Am 23.2. erhielten die Masseverwalter schließlich ein Schreiben, in welchem für die Forderungen im derzeitigen Nominalwert von 72 Mio. Euro, das Anlage- und sonstige Umlaufvermögen, die Kundenadressen sowie die Liegenschaft ein Kaufpreis von 35 Mio. Euro inklusive Umsatzsteuer und Gebühren angeboten worden sei. Hackl: "Verknüpft mit plötzlich geänderten und praktisch unerfüllbaren Vertragsbedingungen und ohne entsprechende Absicherung für die Bezahlung des Kaufpreises."

"Lielacher will sich Forderungen und Kundendaten unter den Nagel reißen"

Unter Berücksichtigung des Umstandes, dass damit das Angebot der Stadt Linz für die Liegenschaft wegfalle und für Kundendaten, Anlagevermögen und Warenvorräte etc. sowie beinhaltete Umsatz- und Grunderwerbssteuer sowie sonstige Abgaben mindestens 4 Mio. Euro anzusetzen seien, bedeute das, dass sich Lielacher die Forderungen und die Daten der Kunden, um 14 Mio. "unter den Nagel reißen will". Dazu komme noch, dass auch eine Absichtserklärung zur Beschäftigung von 500 Mitarbeitern nicht mehr Gegenstand eines Vertrages sei.

Da dem Masseverwalter laut eigener Aussage allein für die Forderungen erheblich bessere Angebote vorliegen würden und auch die Möglichkeit bestehe, sie selbst einzutreiben, sei Lielachers Offert "völlig undiskutabel".

Nachdem sich Ex-Quelle-Vorstand Martin Lenz, um dessen Bietergruppe es in den vergangenen Wochen ruhig geworden war, offiziell als Interessent zurückgezogen habe und auch ein weiterer Bewerber mangels Mitwirken der Stadt Linz chancenlos sei, nehmen die Masseverwalter die Zerschlagungsverwertung in Angriff. Es sei davon auszugehen, dass ein Betrieb in Form eines Versandhandels am bisherigen Standort nicht mehr aufgenommen werde.

Stimmen zur Quelle-Pleite: Betriebsrat sieht sich bestätigt

Der Betriebsratsobmann von Quelle, Felix Hinterwirth, hätte sich über eine Rettung des Unternehmens natürlich gefreut, aber "Gott sei Dank wurden bereits im Vorfeld mit Hilfe des Landes Oberösterreich, der Stadt Linz, der Arbeiterkammer und des AMS Maßnahmen zur Absicherung der betroffenen Dienstnehmer gesetzt". Man hat nicht die Hände in den Schoß gelegt und sich nicht zusätzlich auf die Bemühungen um eine Fortführung verlassen, sondern das Schließungsszenario durchgezogen.

Die Maßnahmen für Belegschaft hätten gegriffen. Von der einstigen Belegschaft seien nur noch etwa 10 % oder rund 150 Personen in der Firma, genauer gesagt: in einer Dienstleistungsgesellschaft des Masseverwalters. Die anderen seien in einer Stiftung, in Projekten oder hätten über die Jobbörse eine neue Beschäftigung gefunden. "Das war das Gescheiteste, was wir tun konnten. Darum trifft es uns jetzt auch nicht so hart, wie es aussieht."

Franz Loizenbauer vom AKV stellte fest, das österreichische Insolvenzrecht sehe vor, dass Unternehmen veräußert, sprich verkauft und nicht verschenkt werden. So könne die Haltung der Masseverwalter nur begrüßt werden, die Gespräche mit Lielacher und seiner Interessentengruppe abzubrechen und eine andere Form der Verwertung einzuleiten. Für die unbesicherten Gläubiger könnte nun eine Quote von bis zu 40 % erwartet werden. Bei Annahme des Lielacher-Angebotes hätten sie voraussichtlich weniger als 10 % erhalten. Es habe zudem keinerlei Garantie auch nur für einen Arbeitsplatz enthalten.

Ähnlich äußerte sich Otto Zotter vom KSV. Er schätzt die Gesamtverbindlichkeiten auf 95 bis 100 Mio. Euro. Davon seien bisher 78,2 Mio. Euro von den Gläubigern angemeldet worden. Es seien aber noch Forderungen von Dienstnehmern und Quelle-Pensionisten ausständig. Gemessen an der Schuldenhöhe sei der Quelle-Konkurs das bisher fünftgrößte Insolvenzverfahren in Oberösterreich. Das größte war jenes um die Firmengruppe Steiner (unter anderem Freizeitmöbel) im Jahr 2001 mit Passiva in der Höhe von 342 Mio. Euro.

Wirtschaftslandesrat Viktor Sigl (V) nahm das Aus für Investoren bei der Quelle "mit Bedauern" zur Kenntnis. Es habe sich offenbar tatsächlich um bloße Spekulationen gehandelt, der mögliche Investor sei auf verschiedene vom Land angebotene Arbeitsplatzmaßnahmen nicht eingegangen, sondern habe einzig eine Haftung mehrmals angesprochen. Vom Land Oberösterreich gebe es weiter volle Unterstützung für die vom Konkurs betroffenen Mitarbeiter, betonte Sigl.

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