Die Strabag ist von dem 2008 vereinbarten Kauf von Cemex-Zementfabriken in Österreich und Ungarn zurückgetreten. Als Begründung nennt die Baufirma den Umstand, dass die österreichischen Kartellbehörden bis 30. Juni kein grünes Licht für die Akquisition gegeben haben. Die Strabag erspart sich damit die Zahlung des Kaufpreises von 310 Mio. Euro.
Konzernchef Hans Peter Haselsteiner gab sich "enttäuscht", dass die österreichischen Kartellbehörden nicht geschafft haben, die Prüfung binnen elf Monaten abzuschließen: "Wir haben uns sehr bemüht, konnten aber die Wettbewerbsbehörden nicht zu einer positiven Entscheidung bewegen." Die ungarischen Behörden hatten ihre Genehmigung zum Kauf schon im Februar gegeben.
Der Kauf von Cemex Austria und Cemex Hungaria war im vergangenen Juli abgeschlossen worden, zeitlich parallel zur drastischen Verschlechterung der internationalen Wirtschaftslage. Bereits Ende September 2008 entschloss sich die Strabag, beim geplanten riesige Zement-Joint-Venture mit Oleg Deripaska die Notbremse zu ziehen. Dieses Projekt mit zehn Fabriken in Russland und Kasachstan hätte die Strabag 2009 und 2010 rund eine Milliarde Euro gekostet. Der Rücktritt von den Cemex-Aktivitäten erspart der Strabag die Auslage von 310 Mio. Euro.
Beobachter gehen davon aus, dass die Akquisition unter den heutigen wirtschaftlichen Umständen wesentlich billiger gewesen wäre. Hätten die österreichischen Kartellwächter das Projekt durchgewunken, hätte die Strabag ohnedies eine neue 'Due Diligence' durchführen müssen. Cemex betreibt in Österreich 45 Betonmischanlagen und 30 Stein- und Kiesgruben. Cemex Hungaria besitzt acht Stein- und Kiesgruben und 40 Betonmischanlagen.