Kurs-Affäre

Telekom: Wer wirklich kassierte

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Unternehmen will Millionen-Boni zurück. Schadenersatz von Ex-Managern.

Bei der Staatsanwaltschaft wird es in nächster Zeit ein reges Ein und Aus ehemaliger Manager der Telekom Austria (TA) geben. In der Affäre um eine mutmaßliche Manipulation des Kurses der TA-Aktie an einem bestimmten Tag im Februar 2004 tauchen immer neue Indizien auf, dass Ex-Vorstände davon gewusst beziehungsweise sogar den Auftrag dazu an den Broker Johann Wanovits (damals Chef der Euro-Invest) erteilt haben.

Sundt cashte 390.000 €, Fischer bekam 320.000
Die Aktion ermöglichte es, wie berichtet, dass ein Optionsprogramm für knapp 100 TA-Führungskräfte wirksam wurde und sie Boni von in Summe 9 Millionen Euro kassieren konnten.

Dass die Sache jetzt, siebeneinhalb Jahre später, hochkocht, obwohl schon seinerzeit lautstark über mögliche Unregelmäßigkeiten spekuliert wurde, liegt daran, dass jetzt einige „Geständnisse“ vorliegen. Ex-TA-Festnetzvorstand Rudolf Fischer hat bei einer Einvernahme zugegeben, in die Malversation verwickelt gewesen zu sein – und zugleich seine Vorstandskollegen Stefano Colombo und Heinz Sundt belastet. Sundt sagte gegenüber der Presse, er habe „nichts gewusst“. Das wird er bald gegenüber dem Staatsanwalt erläutern müssen – er wie auch Colombo sollen demnächst vorgeladen werden, ist aus Justizkreisen zu hören. Colombo weilt derzeit im Urlaub in Südfrankreich.

In noch größerem Stil ausgepackt haben soll Fischers enger Vertrauter Gernot Schieszler, vormals Vize-Finanzchef der TA. Er hat sich der Staatsanwaltschaft als Kronzeuge angeboten. Ob das für ihn funktioniert, wird nach Abschluss des Ermittlungsverfahrens entschieden, heißt es bei der Staatsanwaltschaft.

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Boni-Rückforderung am Dienstag im Aufsichtsrat
Vorgeworfen wird den Beschuldigten Marktmanipulation und Untreue. Es drohen bis zu 10 Jahre Haft. Für alle gilt natürlich die Unschuldsvermutung.

Der jetzige TA-Chef Hannes Ametsreiter – gegen ihn gibt es keine Verdachtsmomente – treibt die Aufklärung der Causa massiv voran. Und er lässt derzeit eine Rückforderung der Boni rechtlich prüfen. Möglich, dass das beim Aufsichtsrat der TA am Dienstag beschlossen wird. „Unser oberstes Ziel ist es, dass der dem Unternehmen entstandene Schaden von den Verantwortlichen zurückgefordert wird“, sagt Ametsreiter.

Verantwortliche müssen für volle 9 Mio. Boni haften
Die Ex-Vorstände haben im Rahmen des Bonusprogramms erkleckliche Summen gecasht: Bei Sundt waren es 390.000 Euro, Colombo und Fischer bekamen je 320.000 Euro, bei Ex-mobilkom-Boss Boris Nemsic waren es 117.000 Euro.
Von den knapp 100 Bonus-Beziehern arbeiten heute nur mehr 33 bei der TA.

Eine Rückforderung von jenen, die von allfälligen Manipulationen wussten, ist rechtlich unumstritten, sagen Experten. Ausbezahlt wurden die Boni 2004 ohnehin mit einer Vorbehaltsklausel, die die TA berechtigt, im Falle rechtswidriger Manipulationen das Geld zurückzufordern. Wird die Kursmanipulation rechtlich erwiesen, droht den Verantwortlichen neben den strafrechtlichen Konsequenzen eine Schadenersatzforderung über die vollen 9 Mio. Euro.
 

Das sind die beschuldigten Ex-Manager

Im Visier der Staatsanwaltschaft ist das frühere Vorstandsteam der Telekom Austria (TA) – bestehend aus dem früheren Generaldirektor Heinz Sundt, Ex-Finanzchef Stefano Colombo, dem früheren Festnetzvorstand Rudolf Fischer und dem Ex-mobilkom- und späteren Konzern-Boss Boris Nemsic. Die Verdachtsmomente gegen letzteren sind allerdings strittig.

Eine Schlüsselrolle spielt der ebenfalls beschuldigte frühere Finanz-Vizechef und Vertraute von Fischer, Gernot Schieszler. Er hat sich als Kronzeuge in der Causa angeboten. Der heute 41-Jährige musste die TA Mitte 2009 nach Äußerungen über angebliche Mobbing-Praktiken bei der TA gegen unkündbare Mitarbeiter verlassen. Er ist derzeit Finanzvorstand des steirischen Anlagenbauers Christof Holding. Und hat – gemeinsam mit Fischer – in Wien die Design-Firma „Smart Living“.

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