Österreichs Wirtschaft macht mobil

Aufstand gegen Energiepreis-Explosion

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Die Stromkosten explodieren. Unternehmer machen bei der Preispolitik nicht mehr mit.

 „Das System ist nicht mehr zeitgemäß“, klagt ÖBB-Chef Andreas Matthä, einer der größten Stromabnehmer Österreichs. Bestimmt wird der Strompreis nach dem Merit-Order-Prinzip. Demnach orientiert sich der Preis am teuersten Kraftwerk und das ist ein Gaskraftwerk: „In der ersten Phase der Strommarktliberalisierung hat das seine Berechtigung gehabt“, so der Bahnchef. Jetzt gehöre das abgeschafft. Inzwischen würde viel mehr Strom aus erneuerbarer Energie erzeugt. Das sei am Anfang der Liberalisierung noch nicht der Fall gewesen, so Matthä.

Aufstand gegen Energiepreis-Explosion
© TZ ÖSTERREICH/Artner
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ÖBB-Chef Matthä will Merit-Order-Prinzip abschaffen
 

Millionen: "Wir zahlen jetzt das Fünffache"

ÖSTERREICH fragte bei Großabnehmern von Strom nach. Richard Lugner, Chef der Lugner-City: „Wir zahlen jetzt das Fünffache, das ist unglaublich, das verstehe ich nicht. Wasser und Wind sind doch nicht teurer geworden.“ Seine Kosten liegen schon jetzt im sechsstelligen Bereich.

Lugner
© APA/HERBERT NEUBAUER
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Richard Lugner zahlt das Fünffache
 

Peter Schaider, Betreiber des Auhof-Center, tobt: „Ich finde es eine bodenlose Frechheit, dass die Preise so nach oben getrieben werden. Da haben die Wirtschaftskammer und die Politik völlig versagt.“

Aufstand gegen Energiepreis-Explosion
© oe24
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Auhof-Center-Chef Peter Schaider kritisiert die Politik
 

Zum Glück habe er vorgesorgt und 2019 eine große Photovoltaik-Anlage aufs Dach gebaut: „Das bringt 20 Prozent Einsparung.“ Ex-Bundeskanzler und Ex-Verbund-Vorstand Christian Kern weiß: „Strom ist heute um 1.000 Prozent teuer als vor einem Jahr.“

Hotel-Chef. Matthias Winkler vom Hotel Sacher: „Wir gehen von der Coronakrise nahtlos über in eine Energiekrise, das belastet unsere Systeme betriebswirtschaftlich sehr. Wir rechnen damit, dass sich der Strompreis um das 6 bis 10-Fache erhöhen wird. Grob bedeutet das für unser Hotel Mehrkosten von 1 Million Euro pro Jahr.“

Matthias Winkler
© APA/GEORG HOCHMUTH
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Sacher-Chef Winkler beklagt Millionenkosten

 

Für Christoph Peschek, Geschäftsführer Wirtschaft beim SK Rapid, bedeutet das: „Die massive Erhöhung der Energiekosten trifft uns extrem. Im aktuellen Geschäftsjahr geht es voraussichtlich um einen hohen sechsstelligen Betrag im Vergleich zum vorigen Geschäftsjahr.“

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© oe24
× Aufstand gegen Energiepreis-Explosion
Rapid-Boss Christoph Peschek
 

REWE: Rechnen mit zweistelligem Millionenbetrag

Wütend. Christian Kircher, Pressesprecher bei Fußball-Meister RB Salzburg: „Unsere Energiekosten werden um ein Vielfaches steigen. Wir versuchen natürlich alles, um zu sparen. Flutlicht getauscht und zu LED gewechselt, damit sparen wir uns ein Drittel der Kosten.“

Paul Pöttschacher, Sprecher der REWE-Group (Billa, Penny, Bipa): „Wir sind eines der energieintensivsten Unternehmen, zahlen aktuell einen zweistelligen Millionenbetrag/Jahr. Auf uns kommen massive Mehrkosten zu, wir rechnen mit einer Erhöhung im zweistelligen Millionenbereich.“

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