Teuerung

Supermärkte wehren sich gegen Preis-Vorwürfe

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Den Lebensmittelhändlern platzt angesichts der Polit-Zurufe der Kragen.

Inflation. Die Debatte um die hohen Lebensmittelpreise kocht immer weiter hoch. Nachdem die Regierung dem Lebensmittelhandel den Schwarzen Peter zugeschoben hat und die Supermärkte de facto als Preistreiber und Krisengewinnler hingestellt hat, platzt den Chefs der großen Handelsketten zunehmend der Kragen.

„Rufschädigend.“ „Derart rufschädigende und irreführende Kommentare können wir nicht hinnehmen“, heißt es in einem vom Handelsverband koordinierten offenen Brief an die Regierung, der von den Chefs der Supermarktketten unterzeichnet wurde.

Billa-Chef: "weder raffgierig noch Abzocker"

Marcel Haraszti, Chef von Rewe International (Billa, Penny, Adeg, Bipa), legt jetzt nach: „Wir sind weder raffgierig noch Abzocker“, sagt er im trend. Die Vorwürfe seien „rufschädigend und inhaltlich falsch“.

In ihrem Brief an die Regierung weisen die Händler darauf hin, „dass die Gewinnspanne eines Handelsunternehmens nicht bloß die Differenz zwischen Verkaufspreis und Einkaufspreis ist.“ Von der Differenz seien weitere Kosten abzuziehen, die massiv gestiegen seien, u.a. für Energie. „Wir arbeiten mit Margen von 0,5 bis 2 Prozent – man muss im Handel zwischen Umsatz und Gewinn unterscheiden“, betont Haraszti im trend. Tatsächlich sind die Gewinne der Supermärkte zurückgegangen.

„Wie im Mittelalter.“ Spar-Vorstand Markus Kaser schießt ebenfalls scharf gegen die Darstellung des Lebensmittelhandels als Preistreiber. „Wir sind nur das letzte Glied in der Kette. Derzeit läuft es jedoch wie im Mittelalter: Wer die schlechte Nachricht überbringt, dem wird der Kopf abgehackt“, sagte er im Standard. Die großen internationalen Nahrungsmittelkonzerne wie Unilever und Nestlé würden das Zehnfache eines Händlers verdienen.

Viel mehr Rabatte als in Deutschland

Zu den zuletzt häufig zitierten Preisvergleichen mit Deutschland, wo Lebensmittel seit je günstiger sind als bei uns, meint Haraszti: „Das ist wie Äpfel mit Birnen vergleichen. Deutschland etwa hat nur sieben Prozent Mehrwertsteuer auf Grundnahrungsmittel, Österreich zehn. Der Aktionsanteil liegt in Deutschland bei 10 bis 15 Prozent, in Österreich durchschnittlich bei 30 bis 40 Prozent. “

Von der von der Regierung angedachten Maßnahme, dass Händler hierzulande wie in Frankreich zwecks Transparenz ihre Einkaufspreise veröffentlichen sollten, hält Ha­raszti nichts: Das sei wie „Schattenboxen, eine aktionistische Maßnahme, die nichts bringen wird.“ Auch eine Datenbank mit Verkaufspreisen sei schwierig darzustellen, da bei Lebensmitteln Preisvergleiche aufgrund unterschiedlicher Qualität und Herkunft schwieriger seien als etwa bei Sprit.

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