Der europäische Flugzeughersteller Airbus setzt trotz Materialknappheit weiter darauf, 2022 wie geplant 720 Flugzeuge zu liefern.
"Auf keinen Fall" sei jetzt zur Jahresmitte die Zeit gekommen, das Ziel aufzugeben, sagte Airbus-Chef Guillaume Faury der "Süddeutschen Zeitung" (Montagausgabe). "Unsere Teams arbeiten mit Hochdruck." Ob die angepeilte Produktion gelinge, werde man erst am 31. Dezember wissen. "Die Triebwerkshersteller sagen uns, dass sie aufholen werden."
Auch 2018 habe man das damalige Ziel geschafft, obwohl Airbus über Monate keine Triebwerke bekommen habe, sagte Faury. Derzeit kommt es europaweit an vielen Flughäfen zu langen Warteschlangen, Verzögerungen und Flugstreichungen - vor allem wegen Personalmangels bei Bodendienstleistern und Fluglinien sowie zu ehrgeizigen Flugplänen bei den Airlines. "Wir haben einen riesigen Rückgang der Nachfrage erlebt", erklärte der Airbus-Chef. "Dann, nach 18 Monaten, kam die Nachfrage auf einen Schlag zurück." Airbus habe schon früh Anfang 2021 gesagt, dass sich die Branche darauf vorbereiten solle. "Viele haben uns belächelt", sagte Faury. "Viele haben gewartet, und dann war es zu spät."
Bei den Kurz- und Mittelstreckenflugzeugen beschränken dem Manager zufolge aktuell die Probleme in der Lieferkette das Angebot, nicht die Nachfrage. Langfristig sei dies anders. Deswegen habe Airbus entschieden, die Produktion von derzeit rund 50 auf 75 Flugzeuge pro Monat zu steigern. Die Nachfrage nach Langstreckenjets dürfte erst in der zweiten Hälfte des Jahrzehnts anziehen, sagte Faury. "Wir stellen fest, dass die Airlines sich jetzt auch Großraumflugzeuge wieder anschauen."
Airbus will 2035 ein Flugzeug mit Wasserstoff-Antrieb auf den Markt bringen, wie Faury bekräftigte. Die erste solche Maschine dürfte eher auf Regionalstrecken eingesetzt werden. "Am Ende des Jahrhunderts wird Wasserstoff ein sehr wesentlicher Teil des Treibstoffs sein, den wir nutzen werden."