Trichet warnt Banken vor Rückkehr zu hohen Bonuszahlungen

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EZB-Chef Jean-Claude Trichet hat Banken davor gewarnt, sich mit einer übereilten Rückzahlung von Staatshilfen freie Hand für Bonuszahlungen zu verschaffen. "Wenn diese Rückzahlungen nur deshalb betrieben werden, um die vom Steuerzahler gewollten Einschränkungen loszuwerden, scheint mir das keine besonders gesunde Entwicklung zu sein", sagte der Zentralbank-Chef dem niederländischen "Het Financieele Dagblad".

Wegen der staatlichen Auflagen - die vielfach auch Bonuszahlungen begrenzen - wollen viele Banken die Staatshilfen eher früher als später zurückzahlen. Sie nutzen dabei das günstige Börsenumfeld, um sich mit milliardenschweren Kapitalerhöhungen allmählich vom Staat als Miteigentümer zu trennen.

Exzesse bei der Zahlung von Gratifikationen für Manager gelten als eine der Ursachen der Finanzkrise, die nur mit milliardenschweren Stützungsmaßnahmen von Regierungen und Notenbanken eingedämmt werden konnte. Die G-20 wollen daher mit schärferen Regeln gegen zu üppige Manager-Vergütungen vorgehen.

Trichet sagte, er erwarte, dass sich die Finanzinstitute bei den Bonuszahlungen an die vom Expertengremium Financial Stability Board (FSB) ausgearbeiteten Richtlinien hielten. Demnach soll sich die Vergütung nicht mehr an kurzfristigen Gewinnen, sondern am nachhaltigen Erfolg der Bank ausrichten. Neben Bonus- soll es auch Malusregeln bei Misserfolgen geben.

Trichet mahnte die Geldinstitute zugleich, sich durch ein solides Geschäftsgebaren wieder fit für die Rolle als Kreditgeber zu machen. Dazu gehöre etwa, dass die Bilanzen bereinigt und bei Gratifikationen Maß gehalten werde. Zudem sollten die Gewinne eher in die Rücklagen gesteckt als zur Ausschüttung von Dividenden verwendet werden.

Der Chef der EZB erinnerte die Finanzinstitute zugleich daran, dass Regierungen und Notenbanken den Banken gerade wegen ihrer Funktion als Darlehensgeber für die Wirtschaft in der Krise unter die Arme gegriffen hätten: "Wir haben es ja nicht wegen der schönen blauen Augen der Banker getan, sondern um der Realwirtschaft willen", betonte Trichet. Das Zusammenspiel zwischen Finanzbranche und Güterwirtschaft habe sich in der Krise als äußerst zerbrechlich erwiesen: "Wir müssen alles im System verbessern", mahnte Trichet.

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