In Österreich werden pro Jahr 157.000 Tonnen an noch brauchbarem oder sogar verpacktem Essen weggeworfen.
Innovative Lösungsansätze kommen da genau recht: Das irische Start-up „Positive Carbon“ entwickelte eine intelligente Software für Gastrobetriebe, die Lebensmittelabfälle trackt und damit nachvollziehbar für deren Eindämmung macht. Jetzt bekommt das Gründerteam kräftigen Rückenwind von zwei namhaften Größen der heimischen Start-up- und Gastroszene: primeCROWD-CEO Markus Kainz und Paul Kolarik, Geschäftsführer des weltweit größten voll zertifizierten Bio-Restaurants „Luftburg – KOLARIK im Prater“, beteiligen sich mit einem sechsstelligen Investment. Die beiden Unternehmer setzen damit ein Zeichen gegen die Lebensmittelverschwendung und für die Schlagkraft junger, nachhaltiger Unternehmen.
Mit positivem Beispiel vorangehen. Den EU-Vorgaben folgend, sieht ein vom Klimaschutzministerium erstellter Aktionsplan bereits eine Reduktion der Lebensmittelverschwendung von 30% in den Bereichen Handel, Außer-Haus-Konsum und private Haushalte bis 2025 vor – bis 2030 sollen es sogar 50% sein. Die Gastronomie ist ein Sektor, der bereits jetzt wesentlich dazu beiträgt. Größer gedacht, kann jedoch in der gesamten Tourismus-, und Freizeitwirtschaft/Hospitality Industry, in Großküchen oder etwa Mensen noch viel stärker zur Müllvermeidung beigetragen werden. Um heimische (Gastro)betriebe künftig bei der Reduktion von Lebensmittelabfällen zu unterstützen, braucht es Kainz und Kolarik zufolge zwei Dinge: Auf der einen Seite bedürfe es innovativer Lösungen, die möglichst einfach und günstig zu implementieren sind. Auf der anderen Seite brauche es bekannte Namen aus der heimischen Gastroszene, die als Vorbild für andere Betriebe vorangehen.
KI-gestützte Software für Gastro macht Hoffnung
Eine vollautomatisierte Software für Gastrobetriebe, die per Videoüberwachung Aufschluss über die Lebensmittelverschwendung gibt: Die Lösung von „Positive Carbon“ zeigt auf, was zu Unrecht im Müll landet. Und das ist eine Menge; 66% der gesamten Lebensmittelabfälle gelten als vermeidbar. „Wir helfen Gastronomiebetrieben dabei, Lebensmittelabfälle zu reduzieren, den Gewinn in der Küche zu steigern und gleichzeitig die Nachhaltigkeitsziele zu erreichen“, so die beiden Gründer:innen Aisling Kirwan und Mark Kirwan. Hinter „Positive Carbon“ stehen neben dem Gründerteam erfahrene Spezialist:innen aus den Bereichen Commercial und Operational Advisory von weltweit führenden Unternehmen. Renommierte Investor:innen europaweit sind bereits beteiligt, Positive Carbon gilt mittlerweile als führender Experte in Sachen Abfallreduktion bei Lebensmitteln.
Luftburg – KOLARIK im Prater als Vorbild für heimische Betriebe
Die Luftburg – KOLARIK im Prater ist mit 1.200 Sitzplätzen das größte vollzertifizierte Bio-Restaurant der Welt, das bedeutet 100% Bio-Speisen, 100% Bio-Getränke. Der Wiener Gastronom Paul Kolarik, der die Geschicke des Betriebes 2020 von seiner Mutter übernahm, betont als Grundlage aller wirtschaftlichen Entscheidungen die nachhaltige Schonung von Ressourcen. Die Lebensmittelabfälle so gering wie möglich zu halten, ist ihm ein Anliegen: „Dank eines optimierten Systems, das wir im Laufe der Jahre (unter anderem auch mit Global 2000) entwickelt haben, haben wir so gut wie keine Lebensmittelreste. Wir verzichten zum Beispiel schon seit Jahren gänzlich auf Gemüsedekoration, da wir die Erfahrung gemacht haben, dass diese nicht gegessen und somit entsorgt werden musste.“ Die wenigen Lebensmittelreste, die bleiben, werden kompostiert. Bei seinen Lieferant:innen habe er bereits Veränderungen in der Verpackungsweise erzielen können. Mit seinem Investment bei Positive Carbon und der Implementierung der Software in seinem Betrieb will er ein Zeichen setzen: „Wir gehen als heimischer Familienbetrieb mit positivem Beispiel voran, um zu zeigen, dass nachhaltige Lösungen in der Praxis umsetzbar sind. Wir haben gezeigt – es ist möglich, selbst bei einem Betrieb mit 1.200 Sitzplätzen und sehen unsere Rolle als Vorreiter in dem Bereich. Wir wollen andere Betriebe motivieren, es uns gleich zu tun, denn jeder kann einen Beitrag leisten, jeder kleinste Schritt hilft.“ Der Unternehmer verfolgt konsequent eine stringente Nachhaltigkeitsstrategie. So wird das flüssige Gold im Glas, das hauseigene Fohrenburger Bio-Hofbier, von der Brauerei Fohrenburg bezogen – eine Brauerei, die CO2 neutral produziert. „Bei uns wird durch die 2013 angeschaffte Photovoltaikanlage das Bier auch CO2 neutral gezapft“, so Kolarik über die Ausschank. Hinzu komme, dass die Brauerei Fohrenburg unter anderem durch die Bier-Abnahmegarantie 50% mehr Bioanbaufläche unter Vertrag nehmen konnte.
Green Start-ups: Mehr Gründungen, mehr Investor:innen
Weltweit betrachtet haben sogenannte Green Start-ups zwischen 2004 und 2011 einen enormen Anstieg verzeichnet. 2019 zogen diese nochmal an, Initiativen wie "Fridays for Future“ und die zunehmende Digitalisierung durch die Covid-19-Pandemie haben generell Gründungen im Greentech-Bereich stark befeuert. Das ist in Österreich ebenfalls zu beobachten, über 1.000 Start-ups setzen sich landesweit bereits mit Greentech und SDGs auseinander. Wien ist mit rund 400 Unternehmen dieser Ausrichtung Vorreiter. Markus Kainz, Gründer und CEO des österreichischen Investorennetzwerkes primeCROWD, vernimmt außerdem ein steigendes Interesse vonseiten der InvestorInnen an Green Start-ups. „Die Investor:innen sehen das Start-up-Investment nicht mehr als reine Anlageklasse, sondern verbinden damit auch die Möglichkeit, aktiv etwas in der Welt verändern zu können. Bevor ich von einem Großkonzern Aktien kaufe, wo oft Greenwashing betrieben wird, kann ich bei Start-up-Investments die Intentionen vom Gründerteam besser beurteilen und auch aktiv am Erfolg von dem Projekt mitwirken – das motiviert und hilft allen weiter, vor allem aber unserem Planeten“, konstatiert der Experte.
Start-ups als Innovationstreiber beim Klimaschutz
Heuer will sich Kainz’s Netzwerk vor allem auf Nachhaltigkeits-Investments konzentrieren, mit Positive Carbon und der Kollaboration mit Paul Kolarik’s Luftburg – KOLARIK im Prater gelingt ein weiterer Schritt. Vor allem die Verbindung der New Economy mit der Old Economy betrachtet er für das Wachstum und gleichermaßen Stabilität der heimischen Wirtschaft als essentiell: „Etablierte Betriebe können von jungen Ideen übernehmen, von deren Innovationsgeist profitieren. Die New Economy kann wiederum vom Netzwerk und den Erfahrungsschätzen der Old Economy große Vorteile ziehen. Als Investorennetzwerk für Start-ups haben wir also nicht nur die Aufgabe, attraktive Investment-Optionen zu ermöglichen, sondern vielmehr auch erfahrene Betriebe und Privatinvestor:innen mit jungen Firmen zu vernetzen, sodass diese die besten Synergien finden“, so der primeCROWD-Gründer.