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Grawe-Bilanz 2021 für Chefetage "sehr, sehr erfreulich"

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Die Grazer Wechselseitige Versicherung (Grawe) hat Bilanzsumme und Prämienaufkommen 2021 in der AG und in der Gruppe gesteigert.

Das Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit (EGT) sank aufgrund des Dividendenverbots bzw. durch eine hereingenommene Vorsorge für das Ukraine-Geschäft um 8,4 Prozent auf 135 Mio. Euro. Generaldirektor Klaus Scheitegel bezeichnete das Geschäftsjahr am Dienstag bei der Bilanzpräsentation als "sehr, sehr erfreulich mit guten Ergebnissen".

Laut Scheitegel habe die Grawe in der AG, also im Österreich-Geschäft, im abgelaufenen Geschäftsjahr ein Prämienvolumenplus von insgesamt 6,8 Prozent erzielt, von 649,8 auf rund 694 Mio. Euro. Besonders stark sei man im Vergleich zum Österreichschnitt der Versicherer bei Lebensversicherungen gewachsen, um 9,3 Prozent. Die Bilanzsumme stieg um 3,6 Prozent von 3,58 auf 3,71 Mrd. Euro. Beim EGT in der AG war ein Rückgang von 9,8 Prozent von 80,2 auf 72,4 Mio. Euro zu verzeichnen. Dies sei wegen des Verbots der Dividendenzahlungen von Banken zu Versicherungen zustande gekommen, sagte Scheitegel. Deshalb habe es keine Ausschüttungen etwa von der Bank Burgenland nach Graz gegeben, wie auch nicht von Slowenien oder Kroatien. Das sei aber keine so große Thematik, so Scheitegel. Das Eigenkapital in der AG sei von rund 849 Mio. auf 902,6 Mio. Euro gestiegen.

Der Vorstandsvorsitzende der Grawe-Vermögensverwaltung, Othmar Ederer, berichtete von ebenso erfreulichen Zahlen in der Gruppe, also im Auslandsgeschäft und den Banken der Grawe. Die Bilanzsumme hier - nach UGB bilanziert - belaufe sich auf 12,5 Mrd. Euro, ein Plus von 4,9 Prozent (nach 11,9 Mrd. Euro 2020). Bei den Prämien habe man mit 1,07 Mrd. Euro, nach im Jahr davor 992,6 Mio. Euro, (plus 7,8 Prozent) erstmals die Milliardengrenze überschritten. Das Eigenkapital sei von 1,71 Mrd. Euro um 7,4 Prozent gewachsen (nach 1,59 Mrd. Euro 2020).

Die Aktivitäten in der Ukraine seien ein sehr emotionales Thema, sagte Ederer. Von den rund 120 Mitarbeitern seien zehn Mitarbeiterinnen mit Familie nach Österreich gekommen und arbeiteten hier, die anderen sind "unter Kriegsbedingungen" im Einsatz. Die Büros in Lemberg und Kiew seien geöffnet, der innerstaatliche Zahlungsverkehr funktioniere.

Das Ukraine-Geschäft habe laut Ederer zwar nur einen sehr geringen Anteil an der Bilanzsumme, aber es beschäftige einen sehr. "Den Einmarsch der Russen hatten wir nicht im Fokus. Man fragte sich, was das alles bedeutet, was passiert nun? Wie bei der Krim 2014, eine schnelle Übernahme?" Es gebe aber nun große Chancen, dass es eine freie Ukraine weiter geben werde. "Das ist auch die Verteidigung unseres westlichen Wertegerüsts. Die Zerstörungen zu beheben erfordert einen massiven Einsatz von Ressourcen", sagte Ederer.

Der Zugang der Grawe sei jedenfalls: "Wir wollen dort weiter aktiv sein." Derzeit könne man wohl nur auf Monatssicht fahren, aber es werden wieder normale planbare Zeiten kommen. Scheitegel bemerkte, man sei ja auch in Moldau tätig, und habe den Begriff politische Risiken in der Vorsorgepolitik. "Wir sind ja auf Krisen ausgerichtet, das heißt sich nicht beim ersten Gegenwind zurückzuziehen, etwa bei einem Erdbeben in Kroatien", so Scheitegel.

Mittelfristig müsse man mit reduzierten Wachstumsraten rechnen, aber mit keinen dramatischen Einbrüchen in Osteuropa, war sich das Duo auf Journalistenfragen einig. Allerdings könne man gewohnte Planungsprämissen nicht fortschreiben, da sei die vernetzte Welt, wie man sie kannte, durcheinandergewirbelt worden.

Zum Thema Inflation hieß es seitens der Grawe-Führung, ein schneller Zinsanstieg wäre schlecht fürs Geschäft. Gesund wäre ein langsamer Anstieg à la Fed (US-Notenbank, Anm.). Ein Zweites bei der Inflation seien die hohen Baukostenindizes. Bei so einer Gemengelage hänge man als Versicherer mittendrin, sagte Scheitegel. Ederer meinte, man hoffe, dass sich die Preise für Rohstoffe und Energie wieder normalisierten und der Inflationsanstieg ein einmaliger Schock bleibe.

Ein Thema sei auch die Mitarbeiterrekrutierung. Gute Mitarbeiter für Beratung finde man, aber es sei nicht mehr so leicht. Das gelte auch für den Bereich IT, so Ederer.

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