Nach oe24-Story

Industrie stellt Forderung nach 41-Stunden-Woche zur Diskussion

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Industriellenvereinigung fordert mehr Flexibilität in den KV-Verhandlungen und eine 41-Stunden-Woche.  

Die Industriellenvereinigung (IV) setzt der Debatte um eine Arbeitszeitverkürzung die Forderung nach einer 41-Stunden-Woche entgegen. Wohlstand entstehe nur durch Leistung und in Österreich sei die Arbeitszeit pro Beschäftigtem in den letzten Jahren schon stark zurückgegangen, argumentierte IV-Generalsekretär Christoph Neumayer am Montag vor Journalisten.

IV-Generalsekretär Christoph Neumayer.

IV-Generalsekretär Christoph Neumayer.

© APA/GEORG HOCHMUTH

"Verstehen Sie es bitte auch als bewusstes Signal", so Neumayer zu seinem Vorschlag.  oe24 berichtete bereits über den ersten Firmen-Boss, der die 41-Stunden-Woche forderte.

Erhöhung der Arbeitszeit ohne Lohnausgleich 

Angesichts der Forderungen nach Arbeitszeitverkürzung und der Lohnforderungen in den KV-Runden "muss auf die Stopptaste gedrückt werden", auch wenn dies kein Wohlfühlthema sei. Aus Sicht der Unternehmen wäre die Erhöhung der Arbeitszeit ohne Lohnausgleich, also ohne Lohnerhöhung gedacht, aber es müsse jedenfalls "bei den Kollektivvertragsverhandlungen diskutiert werden, wie man damit letztlich umgeht".

"Unzahl an Feiertagen" in Österreich 

Als "kleiner Hinweis" erinnerte Neumayer in diesem Zusammenhang an die "Unzahl an Feiertagen" in Österreich. Das seien alles Themen, "die müssen wir angehen", so wie man aufhören müsse, über Arbeitszeitverkürzung zu reden - insbesondere in Branchen, die händeringend nach Personal suchen.

Junge Menschen seien anspruchsvoller geworden

Junge Menschen seien anspruchsvoller bei der Jobwahl, so Neumayer. Der Anteil derer, die über die Norm hinaus Leistung erbringen wollen, sei gesunken. Man dürfe sie aber deshalb nicht in Watte packen, sondern müsse als Management Wege zu sinnstiftendem Arbeiten finden, Leistung etwa durch projekt- und zielorientiertes Arbeiten erzielen.

80 % Arbeitszeit bedeute 400.000 Euro weniger Einkommen 

IV-Chefökonom Christian Helmenstein wies in dem gemeinsamen Pressegespräch darauf hin, dass viele junge Menschen angesichts der hohen Wohnungspreise keine Perspektive mehr sähen, trotz Leistungserbringung Eigentum aufbauen zu können. Hier gebe der Rückgang der Wohnungspreise, insbesondere in Relation zu den gestiegenen Nominaleinkommen, Anlass zur Hoffnung. Aber vielen jungen Menschen sei nicht bewusst, dass eine Verringerung der Arbeitszeit auf 80 Prozent über das Berufsleben zu 400.000 Euro weniger Einkommen führen könne - "das ist nicht ein Mittelklassewagen, das sind ein bis zwei Wohnungen".

Schwierige Frühjahrslohnrunde

Die laufenden Frühjahrslohnrunden, seien früher "ohne große mediale Begleitmusik" gut gelaufen, aber die Lage habe sich nun geändert, das Umfeld sei schwieriger geworden, räumte Neumayer ein. Die Streiks bzw. 20 erfolglosen KV-Runden bei der AUA seien da "ein Fanal" gewesen.

Der Mechanismus der Lohnrunden stamme "aus der Mitte des vorigen Jahrhunderts", davon müsse man sich lösen und mehr Flexibilität einbringen. Das hätten in Deutschland schon viele Gewerkschafter gut verstanden, "in Österreich sind wir noch nicht so weit, das ist spürbar, aber wir stehen an einem Punkt, wo das passieren muss".

Helmenstein warnte in diesem Zusammenhang davor, dass in Österreich hohe Arbeitskosten mit hohen Energiekosten zusammenfielen - und im Winter auch ein Mangel an Gas drohe. Da drohe in Branchen wie Papier und Pappe, dass Österreich zu dem Produktionsstandort mit den höchsten Stückkosten werde - und die multinationalen Konzerne der Branche ihre Produktion in andere Länder verlagern.

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