Erneute Kündigung

ORF-Streit um Sagmeister eskaliert: Showdown vor Gericht

Nach dem oe24-Bericht gehen die Wogen in dem jahrelangen Konflikt zwischen ORF-Redakteurin Sonja Sagmeister und der Führung des Senders erneut hoch. Jetzt hat der öffentlich-rechtliche Rundfunk nun endgültig die Reißleine gezogen. Ein Wiedersehen gibt es vor Gericht.

Auslöser des langjährigen Konflikts zwischen der erfahrenen Wirtschafts-Journalistin Sonja Sagmeister und dem ORF war ein Interview mit Wirtschaftsminister Martin Kocher (ÖVP) im Jahr 2022. Sagmeister, damals Teil der „ZiB“-Wirtschaftsredaktion, sah das ORF-Gesetz verletzt, nachdem sie von einer Vorgesetzten beauftragt wurde, das Gespräch nach bestimmten Vorgaben zu führen. Sie habe sich in ihrer journalistischen Unabhängigkeit eingeschränkt gefühlt und dagegen protestiert – mit Folgen. Nach eigenen Angaben wurde Sagmeister daraufhin versetzt und durfte nur noch Nachrufe aus Archivmaterial produzieren. In einem Interview mit der "Welt" sagte sie: "Nachdem ich Interventionen von innen und außen zurückgewiesen habe, wurde ich methodisch kaltgestellt – versetzt ins sogenannte Todesarchiv und schließlich durch den Generaldirektor persönlich gekündigt." Die erfahrene TV-Journalistin beschreibt die Zeit nach dem Vorfall als gezielte Ausgrenzung.

Sonja Sagmeister
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Klage und Freistellung

Nachdem Sagmeister in der ersten Instanz gegen den ORF gewonnen hatte, wurde sie freigestellt und durfte nicht mehr recherchieren. Nun erfolgte im Oktober die endgültige Kündigung. Die 50-jährige will sich dagegen wehren: "Man bekommt den Eindruck, dass der ORF für topausgebildete Frauen über 50 keinen Platz mehr hat", sagte sie gegenüber oe24. Der Sender weist die Anschuldigungen entschieden zurück. Gegenüber oe24 erklärte der ORF, dass die Kündigung nicht politisch motiviert sei. "Ihre Kündigung im Jahr 2023 erfolgte aufgrund persönlichen Fehlverhaltens im Zusammenhang mit nicht genehmigten Nebenbeschäftigungen", heißt es in einer offiziellen Stellungnahme.

Roland Weißmann

Roland Weißmann

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Gerichtstermin im November

Auch das Gericht habe festgestellt, dass keine Einschränkung der journalistischen Arbeit vorlag. Die neuerliche Kündigung im Oktober begründet der ORF mit "weiteren dienstlichen Pflichtverletzungen und zur Wahrung der Ansprüche des Unternehmens". Sagmeister akzeptiert diese Entscheidung nicht und bereitet sich auf den Gerichtsprozess Anfang November vor. 

Auf Unterstützung ihrer Kollegenschaft kann sie aber angeblich nicht mehr hoffen. Sonst eher ORF-kritische Kollegen wie etwa Armin Wolf haben bis jetzt zumindest nichts getan, um für Sagmeister in die Bresche zu springen.

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