Außenhandel mit Bulgarien fiel auf Niveau von 2006

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Nach den Rekordjahren 2007 und 2008, wo es bis zuletzt noch Exportsteigerungen gab, gingen Österreichs Exporte nach Bulgarien ab Jahresbeginn 2009 von Monat zu Monat verstärkt zurück. Im 1. Halbjahr 2009 fielen die Exporte um 32,8 % auf 296 Mio. Euro, die Importe noch stärker um 38,4 % auf 105 Mio. Euro.

Bei dem zu erwartenden Anhalten dieser Entwicklung werden die Exporte im Gesamtjahr 600 Mio. Euro betragen, die Importe 220 Mio. Euro, was etwa nur mehr dem Handelsvolumen von 2006 entspricht, berichtet der österreichische Handelsdelegierte in Bulgarien, Michael Angerer.

In Folge des Einbruchs bei der Investitionstätigkeit in Bulgarien musste der stärkste Rückgang bei der Warengruppe "Maschinen und Fahrzeuge" (-46,2 %) verzeichnet werden. Am relativ positivsten entwickelten sich die Exporte von Nahrungsmittel (+11 %). Bei den Importen aus Bulgarien kam es praktisch zu einem Kollaps der Lieferungen von Bearbeiteten Waren (-70,9 %) - die zuletzt wichtigen Lieferungen von Stahl und Kupfer minimalisierten sich.

Österreich weiter bedeutendster Auslandsdirektinvestor

Mit einem Zufluss von Neuinvestitionen in Höhe von 210 Mio. Euro im ersten Halbjahr 2009 und bisher getätigten Gesamtinvestitionen von 6,5 Mrd. Euro per Ende 2008 habe Österreich vor den Niederlanden die Top-Position des bedeutendsten Auslandsdirektinvestors in Bulgarien bisher aber verteidigen können. Etwa ein Viertel der Auslandsinvestitionen in Bulgarien stammt aus Österreich. 400 österreichische Unternehmen sind in Bulgarien aktiv. Chancen sieht Angerer vor allem in den Bereichen Verkehrsinfrastruktur, in der Abfallwirtschaft und im Gesundheitssystem.

Bulgariens Exporte sind heuer im Jänner im Jahresvergleich um 27 % zurückgegangen, die Importe um 33 %. Der Rückgang war viel stärker als bisher erwartet, erklärte Finanzminister Plamen Orescharski. Nach Angaben des Direktors der bulgarischen Investitionsagentur, Stojan Stalew, gingen auch die ausländischen Investitionen seit Jahresanfang um 30 % zurück. 2008 flossen nach Angaben der Nationalbank 6,2 Mrd. Euro in den Balkanstaat, berichteten bulgarische Medien.

Industrie könnte um bis zu 30 % schrumpfen

Auch im Industriesektor ist die Aussicht trüb. Der Vorsitzende des bulgarischen Industrieverbandes, Wassil Wassilew, rechnet mit einem Schrumpfen der Industrie um bis zu 30 %, wobei am schwersten die Metall- und Elektronikindustrie betroffen sein dürfte. In diesen beiden Segmenten könne das Minus bis zu 50 % ausfallen. In der Textil- und Bekleidungsindustrie rechnet er mit einem Minus von bis zu 40 %. Allerdings dürften die Lebensmittel- und die Pharmabranche die Krise kaum spüren.

Der IWF erwartet heuer eine Stagnation der bulgarischen Wirtschaft. Im Vorjahr legte das BIP noch um 6 % zu. IWF-Experten rechnen nicht damit, das Bulgarien heuer wie geplant einen Budgetüberschuss von 3 % erzielen wird, sie gehen von lediglich 1,4-2 % aus.

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