China erkauft sich Eisenerz-Rabatt

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Das rohstoffhungrige China hat mitten in den stockenden Verhandlungen über die Eisenerz-Preise einem kleineren Produzenten mit einer Milliarden-Investitionszusage einen Rabatt abgerungen. Das junge australische Unternehmen Fortescue Metals Group scherte aus der Gruppe der Produzenten aus und vereinbarte für die zweite Jahreshälfte einen um 35 Prozent niedrigeren Preis als im vergangenen Jahr.

Im Gegenzug wird China dem Unternehmen eine Finanzierung von bis zu 6 Mrd. Dollar (4,2 Mrd. Euro) bereitstellen. Chinesische Beamte priesen die Einigung umgehend als neue Referenz für die laufenden Verhandlungen mit den australischen Branchengiganten Rio Tinto, BHP Billiton sowie dem brasilianischen Vale-Konzern, die mehr Geld für den Rohstoff haben wollen. Rio Tinto will offenbar von dem früher vereinbarten Preisrückgang von 33 Prozent jedoch nicht abweichen und spielte die Einigung deshalb sofort als "irrelevant" herunter.

Auch Branchenexperten bezeichneten den Fortescue-Abschluss als Sonderfall: Das Unternehmen nahm erst im vergangenen Jahr die Produktion auf und benötigt deshalb dringend Kapital für seine Expansion. Zudem gehört der Konzern bereits teilweise einem chinesischen Stahlhersteller und liefert etwas minderwertigeres Eisenerz.

Verband kann Gesicht wahren

Der Verband der chinesischen Eisen- und Stahlhersteller CISA kann mit der Fortescue-Einigung zumindest sein Gesicht wahren. Der Verband war vor zehn Monaten mit der Forderung nach einer 45-prozentigen Preissenkung in die enorm wichtigen jährlichen Verhandlungen gezogen, musste jedoch seitdem immer weiter zurückrudern und setzte damit seinen Ruf aufs Spiel. Nun will er nur noch mehr als eine 33-prozentige Preissenkung durchsetzen.

Vor einem Jahr musste China noch fast eine Verdoppelung des Eisenerz-Preises schlucken. Monat für Monat importiert China mehr als 50 Mio. t Eisenerz - von Fortescue wird der weltgrößte Stahlhersteller in der zweiten Jahreshälfte insgesamt aber nur 20 Mio. t erhalten.

Die alljährlichen Preisverhandlungen sind in diesem Jahr wegen des australisch-chinesischen Spionage-Streits besonders verfahren. China hatte Anfang Juli vier Mitarbeiter von Rio Tinto festgenommen und wirft ihnen Diebstahl von Geschäftsgeheimnissen in der Stahlbranche vor.

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