Deutschlands Druckmaschinenbauer in schwerer Krise

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Deutschlands Druckmaschinenbauern droht das Aus. Auch 1,5 Jahre nach Beginn des globalen Konjunktureinbruchs sehen die einstigen Vorzeige-Exporteure noch kein Licht am Ende des Tunnels. Und es mehren sich Zweifel, ob die 3 weltweiten Branchenführer Heidelberger Druck, manroland und Koenig & Bauer (KBA) angesichts der wachsenden Konkurrenz aus Fernost und durch den Digitaldruck überhaupt eine Zukunft haben. "Machen wir uns nichts vor: Wir leben in einer sterbenden Branche", ist sich ein Manager eines Zulieferers von Heidelberg sicher.

Über Jahrzehnte hinweg haben sich die deutschen Druckmaschinenbauer aus Heidelberg, Augsburg und Würzburg äußerst komfortable Positionen erarbeitet: Zusammen kommen sie auf deutlich mehr als 50 % Weltmarktanteil - im Bogendruck sogar auf 70 % - und lassen damit Wettbewerber wie Komori und Ryobi aus Japan oder Goss (USA) weit hinter sich.

Aber der Markt für neue Maschinen für den Druck von Zeitungen, Prospekten, Kalendern, Büchern und Geschäftspost schrumpft beständig. Die Wirtschaftskrise beschleunigte diese Talfahrt und brachte auch den Markt für Gebrauchtmaschinen zum Kollaps. Die Hoffungen der Branche ruhen auf einem Zuwachs des Verpackungsdrucks.

Doch der Chef von Heidelberger Druck, Bernhard Schreier, redete zuletzt Klartext: "Drei Milliarden Euro Umsatz - das ist das, was der Markt künftig hergibt." 2006/07 hatte der im Frühjahr mit Staatshilfe vor dem Untergang gerettete Heidelberger Hersteller von Bogen-Druckmaschinen noch 3,8 Mrd. Euro umgesetzt. Auch die Rollen-Drucker Koenig & Bauer (KBA) und manroland trauen sich nach Überwindung der Wirtschaftskrise keine Umsatzsprünge mehr zu. KBA erwägt daher den Einstieg in ganz neue Geschäftsfelder wie Wasseraufbereitung oder Solartechnik.

Erfolgsstory ist zu Ende

"Die Erfolgsstory der deutschen Druckmaschinen ist zu Ende", urteilte unlängst die WestLB. Der Niedergang ist programmiert: Denn jede neue Maschinengeneration, die die Hersteller im Fünfjahres-Rhythmus zur größten Branchenmesse Drupa in Düsseldorf auf den Markt bringen, ist rund ein Drittel produktiver als die Vorgänger.

Die Maschinen produzieren daher immer weniger Ausschuss, benötigen immer weniger Personal und laufen immer schneller. In den Industriestaaten kaufen die meist mittelständischen Druckereien daher immer seltener neue Maschinen. Für die Schwellenländer sind die technisch hochgerüsteten Maschinen aus Deutschland hingegen oft zu teuer und zu kompliziert.

Die Verlagerung der Produktion in Billiglohnländern hat sich bisher nicht als Erfolgsrezept erwiesen: Denn außerhalb Deutschlands fehlt eine Zulieferbasis für die aus rund 100.000 Einzelteilen bestehenden Präzisionsmaschinen, die mit Genauigkeiten von einem fünfzigstel eines Menschenhaares arbeiten. In China haben sich zudem längst lokale Konkurrenten entwickelt, die einfache und robuste Maschinen bauen. Diese verlangen zwar mehr Bedienungspersonal, sind aber günstiger als Maschinen "Made in Germany" zu haben.

Neue Konkurrenz erwächst den klassischen Druckmaschinenbauern zudem mit den Herstellern von Digitaldruckern wie HP, Konica oder Xerox. Diese können zu immer günstigeren Preisen immer größere Auflagen produzieren und graben den auf Millionenauflagen spezialisierten Anbietern wie Heidelberg & Co das Wasser ab. Auch vermehrte Online-Werbung fordert ihren Tribut, da sich Werbung im Internet im Marketing-Mix der Unternehmen inzwischen einen festen Platz erarbeitet hat, was den Markt für gedruckte Werbung schrumpfen lässt.

Konsolidierung erwartet

Branchenexperten und Finanzmarktanalysten sind sich daher einig: Die Branche ist reif für eine Konsolidierung - durch Zusammenschlüsse oder den Untergang von Unternehmen. Vor einem Zusammenschluss scheuen die immer noch selbstbewusst auftretenden deutschen Branchenführer zurück. "Das würde Tausende Arbeitsplätze kosten, auch im Management", sagt ein Insider. Der gemeinsame Vertrieb etwa von Heidelberg und manroland bringe zudem wegen unterschiedlicher Interessen der Kunden von Bogen- und Rollendruckmaschinen kaum Kostenvorteile.

Die zusammengeschmolzenen Unternehmenswerte könnten indes ausländische Investoren anlocken. Vor feindlichen Übernahmen ist derzeit allein manroland mit seinen Großaktionären Allianz und MAN sicher. Ins Fadenkreuz könnten dagegen Heidelberger Druck oder KBA mit ihrem hohen Streubesitz geraten. Für den chinesischen Maschinen- und Anlagenbauer Shanghai Electric wären etwa die Heidelberger ein leichtes Ziel. Erst im Sommer haben sich die kapitalkräftigen Chinesen beim US-Rollendruckhersteller Goss eingekauft.

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