Industrie kämpft nach wie vor mit Auftragsminus

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Die heimische Industrie steckt noch mitten in der Krise. Der im November 2008 eingesetzte Rückgang in der Produktion hält nach wie vor an, und das Auftragsminus schlägt nun vermehrt auf die Beschäftigung durch. Manfred Engelmann, Geschäftsführer der Bundessparte Industrie in der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ), erwartet im dritten Quartal 2009 eine weitere Verschärfung der Situation.

Erst für das Schlussquartal sei mit einer Stabilisierung der Aufträge auf niedrigem Niveau zu rechnen, wie Engelmann bei einer Pressekonferenz sagte. Für die bevorstehende Herbstlohnrunde seien das "schwierige Vorzeichen", betonte er, denn insbesondere in den Fachverbänden des Eisen/Metall-Sektors sei die Lage deutlich angespannter als im gesamten Industriedurchschnitt. Ohne einem Lohnabschluss vorgreifen zu wollen, gab Engelmann in Richtung Gewerkschaft, die erneut Inflationsabgeltung plus Produktionsanteil als Lohnabschluss anpeilt, zu bedenken, dass heuer wegen der Kurzarbeit in vielen Betrieben die Basis für die Berechnung der Produktion eine andere sei.

Engelmann geht davon aus, dass die Anzahl der Industriebeschäftigten heuer um 3,8 bis 4 Prozent sinken wird und die Produktion um 25 bis 30 Prozent. In Bezug auf die Beschäftigen sei daher sogar mit einem Produktivitätsrückgang von 2 bis 3 Prozent zu rechnen. Nur in Relation der Produktion zu den geleisteten Arbeitsstunden, wie dies das Wifo in seinen Prognosen berechne, könne von einer steigenden Produktion ausgegangen werden.

Storni im Schnitt bei 30 Prozent

Konkret reduzierten sich die um die Storni bereinigten Auftragseingänge sowohl im ersten als auch im zweiten Quartal um insgesamt knapp 30 Prozent im Durchschnitt. Besonders betroffen seien sich die Fachverbände Bergwerke und Eisenerzeugung, Holzindustrie, Gießereiindustrie, NE-Metall, Lederverarbeitung aber auch die Fahrzeugindustrie und der Fachverband Maschinen- und Metallwaren.

In der gesamten Industrie betrug der Rückgang der bereinigten Auftragseingänge in den ersten fünf Monaten des laufenden Jahres 27,8 Prozent, was einem Minus von 10 Mrd. Euro auf 25,9 Mrd. Euro entspricht. Die Auslandsauftragseingänge gingen von Jänner bis Mai 2009 um 31 Prozent oder 8 Mrd. Euro auf 17,8 Mrd. Euro zurück, jene aus dem Inland um 19,5 Prozent bzw. 2 Mrd. Euro auf 8 Mrd. Euro.

Der damit verbundene Einbruch der Industrieproduktion schlägt sich im ersten Quartal mit 15,5 Prozent und im zweiten Quartal mit voraussichtlich 25 Prozent zum jeweiligen Vorjahresquartal zu Buche. In den ersten fünf Monaten ist die Produktion im Jahresvergleich um 18,7 Prozent auf 45,8 Mrd. Euro auf die Werte der Jahre 2005/2006 zurückgefallen.

Die Auswirkungen auf die Beschäftigungslage in der Industriebeschäftigung seien daher deutlich: Während bis Ende 2008 die Beschäftigung gehalten werden konnte, müsse für das zweite Quartal mit einem Rückgang von 6 Prozent gerechnet werden. Die Zahl der Lehrlinge ist dagegen im ersten Quartal leicht um 4,6 Prozent gestiegen.

Ein nach wie vor "massives Problem" in der heimischen Industrie, die zu gut 90 Prozent aus KMU mit weniger als 250 Mitarbeitern besteht, sei die anhaltend hohe Kostenbelastung, so Engelmann. Der Bedarf an Überbrückungskrediten nehme noch zu, die Finanzierungskosten auf dem Kreditmarkt seien aber "noch nicht wirklich" gesunken.

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