Kick Off zum Jahr der Armutsbekämpfung

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Mit einer Medienkonferenz in Wien hat das Kick Off zum Europäischen Jahr zur Armutsbekämpfung stattgefunden. Das ganze Jahr über sollen zahlreiche Veranstaltungen und Projekte das Thema ins Zentrum der Aufmerksamkeit rücken, denn laut Statistik Austria ist rund 1 Mio. Österreicher armutsgefährdet.

Kritisch zum Aktions-Jahr äußerte sich dabei Marcel Fink von der Universität Wien: "Der Erfolg steht und fällt mit der Umsetzung in den Mitgliedsländern." Fink vom Institut für Staatswissenschaften erklärte: "Es verhält sich ähnlich wie mit der europäischen sozialen Agenda insgesamt.

Auf Gemeinschaftsebene werden häufig sehr allgemein formulierte gemeinsame Ziele formuliert. Ob und wie diese Ziele verfolgt werden, entscheidet sich jedoch vor allem auf nationalstaatlicher Ebene." Die Bekämpfung von Armut und sozialer Ausgrenzung sei jedenfalls ein "politisches Projekt", betonte er.

In Österreich sind 12,4 % der Bevölkerung armutsgefährdet, das sind 1.018.000 Personen. Gegenüber dem Jahr 2007 ist das ein Anstieg (12,0 %), erklärte die Soziologin Ursula Till-Tentschert von der Statistik Austria. 6 % der Österreicher lebte im Jahr 2008 in manifester Armut. Das heißt, sie können es sich nicht leisten, die Wohnung angemessen warm zu halten oder etwa jeden zweiten Tag Fleisch zu konsumieren.

"Armut wird erst durch die statistische Erfassung sichtbar. Für die gesellschaftliche Bewertung von Armut ist es aber unabdingbar, auch die subjektive Wahrnehmung der Betroffenen, Scham und Stigmatisierung zu berücksichtigen", so Till-Tentschert.

17 Mio. Euro von der EU

Die Europäische Union stellt Kofinanzierungsmittel in der Höhe von insgesamt 17 Mio. Euro für Aktivitäten auf europäischer und nationaler Ebene zur Verfügung. Für Österreich sind es laut Edeltraud Gletter vom Sozialministerium rund 250.000 Euro. Bereits Mitte des Vorjahres wurde dazu aufgerufen, Projekte zum Thema "Teilhabe am gesellschaftlichen Leben" einzureichen. Von 60 Einreichungen werden nun 16 Projekte von gemeinnützigen Organisationen gefördert.

Zur Sensibilisierung in der Öffentlichkeit haben außerdem 25 bekannte Persönlichkeiten die Funktion eines "Botschafters" übernommen. "Das Europäische Jahr ist eine Chance, um die Bekämpfung von Armut in den Blickpunkt der Aufmerksamkeit zu stellen. Armut soll sichtbar gemacht werden, um verstärkt gemeinsam dagegen vorgehen zu können", so Gletter.

Zeitgleich mit der Medienkonferenz in Wien fiel in Madrid der offizielle Startschuss für das "Europäische Jahr 2010 zur Bekämpfung von Armut und sozialer Ausgrenzung". Die Eröffnungsveranstaltung zu den österreichischen Aktivitäten mit Bundespräsident Heinz Fischer, Vertretern der EU-Kommission und Sozialminister Rudolf Hundstorfer findet am 22.2. in Salzburg statt.

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