Metaller-Chef gegen Nulllohnrunde

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Überschattet von den dramatischen Folgen der Wirtschaftskrise startet am 25.9. die heurige Metaller-Herbstlohne mit der Übergabe der Gewerkschaftsforderungen an die Arbeitgeber. Metaller-Chef-Rainer Wimmer, der ÖGB-Präsident Erich Foglar in dieser Funktion nachgefolgt ist, ist auf eine "sehr schwierige Runde" vorbereitet und appelliert an die Solidarität und Verantwortung der Unternehmen, die in der Vergangenheit sehr gut verdient haben.

"In der Krise ist die Sozialpartnerschaft besonders gefragt", so Wimmer. Eine Nulllohnrunde kommt für ihn jedenfalls nicht in Frage. "Wir wollen einen realen Zuwachs", so Wimmer. Denn die Konjunktur werde derzeit ausschließlich von den Konsumenten getragen. "Der private Konsum muss aufrechterhalten bleiben. Basis für die Verhandlungen ist die durchschnittliche Jahresinflation von September 2008 bis September 2009. Wimmer schätzt, dass die Teuerung für diesen Zeitraum bei 1,5 bis 1,6 Prozent liegen werde.

Der Metaller-Chef und sein Verhandlungspartner, Karl Proyer, von der Gewerkschaft der Privatangestellten (GPA-djp) fordern von den Arbeitgebern Solidarität und Verantwortung für ihre Beschäftigten. Denn die Unternehmen haben bis zum letzten Quartal 2008 gut verdient, so Wimmer.

Und Proyer präzisiert: Im Geschäftsjahr 2008/09 wurden mit 1,7 Mrd. Euro in etwa gleich viel an Dividenden ausgeschüttet wie im Jahr davor. Darüber hinaus habe die Metallindustrie an 250 Mio. Euro für Kurzarbeit bekommen und profitiere von dem mit 10 Mrd. Euro dotierten Haftungspaket der Regierung.

Die Wirtschaft befinde sich in einer Krise, "wie wir sie noch nie erlebt haben", so Wimmer. Aber es habe auch gute Jahre gegeben, wo viel verdient wurde. Drohungen, überhöhte Lohnabschlüsse könnten zu Kündigungen führen, wies Wimmer zurück: "Noch nie hat ein niedriger Lohnabschluss einen Arbeitsplatz gerettet."

Gefragt sei heuer Kreativität und "zusätzliche Fantasie". So spiegeln zum Beispiel bereits die KV-Abschlüsse der Elektro- und Elektronikindustrie und der Chemieindustrie vom Frühjahr die schwierige Wirtschaftslage wider. In der Elektroindustrie hat man mit einer Konjunkturklausel einen Spielraum geschaffen. Dabei wurden die Löhne und Gehälter per 1. Mai um 2,2 Prozent erhöht.

Unternehmen, die im 1. Quartal 2009 im Jahresvergleich einen Umsatzrückgang von mindestens 15 Prozent verzeichnen, können sich auf betrieblicher Ebene auf eine Senkung der Ist-Erhöhung auf 1,4 Prozent einigen. Im Jahr 2010 werden die Ist- und KV-Löhne und -Gehälter dann per 1. Mai um 1,1 Prozent plus die durchschnittliche Inflationsrate angehoben. Auf einen 2-Jahresabschluss hat man sich heuer auch in der Chemieindustrie geeinigt.

Signalwirkung für andere Branchen

Der Metallerabschluss hat Signalwirkung für alle folgenden Branchen. Größte KV-Gruppe, die im Herbst verhandelt, ist der Handel mit insgesamt 520.000 Beschäftigte. Traditionell schließt der Handel immer etwas unter den Metall ab. Dies müsse aber nicht immer so sein, so Proyer. Dem Handel gehe es deutlich besser als der Industrie, die Unternehmen sollten sich daher nicht hinter der Krise verstecken. "Ein höherer Abschluss ist nicht verboten."

Nach der Forderungsübergabe am 25. September wurden vorerst 2 Verhandlungstermine am 9. und am 16. Oktober vereinbart. Betroffen sind insgesamt 170.000 Beschäftigte in 1.500 Metallunternehmen.

Rainer Wimmer und Karl Proyer sitzt am Verhandlungstisch wie in den vergangenen Jahren Arbeitgebervertreter und Leitz-Chef Hermann Haslauer gegenüber.

Im Vorjahr einigten sich die Sozialpartner nach vier Verhandlungsrunden auf eine Erhöhung um 4,2 bis 4,5 Prozent bei einer Inflation von 3,5 Prozent. Der Lohnanstieg ergibt sich aus einer Erhöhung der Mindest- und Ist-Löhne um 3,8 bis 3,9 Prozent plus eine Einmalzahlung von 100 bis 250 Euro. Die 3,9 Prozent bekamen die unteren Einkommensschichten bis zu einem Bruttolohn von rund 1.500 Euro. Die Einmalzahlung richtet sich nach dem Betriebsergebnis (Ebit). Bei einer Ebit-Marge von 4 Prozent waren 100 Euro, bei 8 Prozent 150 Euro und darüber 250 Euro vorgesehen.

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